Mode: Der Woolmark Prize: Gewinnen ist nicht alles
Mit Bobby Kolade und Ivanman schafften es zwei Berliner Designer ins europäische Finale des Wettbewerbs "Woolmark Prize". Sie haben viel gelernt.
Beginnen wir mit der guten Nachricht: Gleich zwei Designer aus Berlin standen in der vergangenen Woche im europäischen Finale des Internationalen Woolmark Prize. Und gleich die schlechte hinterher: Sie haben nicht gewonnen. Bobby Kolade war für die Frauen, Ivan Mandzukic für die Männer nominiert. Ausgerechnet in Antwerpen, auf den Stufen, die zur Königlichen Akademie der Schönen Künste und ins Modemuseum führen, verkündete Fabrizio Servente, der Strategieberater des australischen Lobbyistenverbands „The Woolmark Company“, die Namen der Gewinner. 17 Models standen auf der Treppe, von Kopf bis Fuß in Wollstoffe gekleidet. Designer aus neun europäischen Ländern von Dänemark bis der Türkei hatten jeweils ein Outfit entworfen. Kurz vorher hatte Bobby Kolade noch mit seinem Model herumgekichert, jetzt versuchten er und Ivan Mandzukic nicht allzu enttäuscht auszusehen.
„Man weiß es bis zum Schluss nicht“, sagte Bobby Kolade und schüttelte den Kopf. Es wurde ihm oft gesagt: Er gehört zu den Besten. Er mischt ungewöhnliche Materialien, Farben und Formen miteinander, macht dabei keine Kompromisse, das kostet Geld. Für Designer kann der Gewinn von rund 33 860 Euro und später noch einmal 67 720 Euro deshalb ein großer Karriereschub sein. Auch wenn dieser Preis nicht ins Leben gerufen wurde, um Designer bekannt zu machen, sondern in erster Linie, um Wolle aus Australien zu promoten.
Schon Karl Lagerfeld startete mit diesem Preis seine Karriere
Dafür einen Modewettbewerb zu veranstalten, ist wahrlich keine neue Idee – allein in Berlin werden im Jahr mindestens fünf Preise an Modedesigner vergeben. Immerhin hat der Woolmark Prize eine lange Geschichte. Er machte Karl Lagerfeld über Nacht bekannt. Im Jahr 1954 gewann er mit 21 Jahren den ersten Preis für einen hellgelben Mantel aus leichter Wolle, zweiter wurde Yves Saint Laurent, damals zarte 18 Jahre alt. Für Bobby Kolade war es das erste Mal in seiner Karriere, dass er nicht zum umschwärmten Sieger gekürt wurde, der 28-Jährige hat in den vergangenen zwei Jahren einen erstaunlichen Weg zurückgelegt. Im April 2013 zeigte er seine Diplomarbeit, jetzt hat er eine Geschäftspartnerin, einen Onlineshop und den Designpreis des Berliner Senats gewonnen. Dabei zeigte er in Antwerpen ein wirklich gelungenes Outfit mit einem karamellbraunen Mantel mit Dufflecoat-Verschluss und einer langen blauen Weste, auf die goldene Elefanten aus Metall genäht waren.
Die Niederländer räumen so richtig ab
„Vogue“-Chefredakteurin Christiane Arp, die auch in der internationalen Jury saß, tröstete direkt nach der Preisverleihung die deutschen Teilnehmer. „Ich bin ja fast so etwas wie die Mama.“ An der Qualität habe es nicht gelegen, versicherte sie. „Für jeden Designer ist es eine gute Erfahrung, hier zu sein und sich mit dem Material intensiv auseinanderzusetzen und da noch mal mehr rauszuholen.“
Das gleich zwei Designer aus den Niederlanden gewannen, damit hatte niemand gerechnet. Aber die Jury überzeugte, wie Jonathan Christopher und vor allem Nana van Blaaderen mit dem Material Wolle umgehen. Sie strickte und walkte und schaffte es so, dem Material einen 3-D-Effekt zu verleihen.
Aber bei diesem Preis ging es nicht nur um viel Geld, es nahmen auch viele junge und talentierte Designer aus der ganzen Welt teil, mit denen man sich messen konnte. Gerade sind in allen Erdteilen die Finalisten für die Endrunde im kommenden Jahr ausgewählt worden.
Die Deutschen können mit der internationalen Konkurrenz mithalten
Also eine gute Gelegenheit, zu schauen, wie es mit der internationalen Konkurrenz aussieht. Erstaunlich ist, dass nationale Unterschiede gar nicht mehr zu sehen sind. „Das internationale Niveau ist höher geworden – und es ist nicht mehr so lokal unterscheidbar“, sagt auch Christiane Arp. Und es ist gut, zu sehen, dass die Deutschen mit der internationalen Konkurrenz mithalten können. Sie entwarfen mit die aufwendigsten und farbigsten Outfits. Gerade Ivan Mandzukic hat sich in den vergangenen Saisons mehr und mehr für sein Männermodelabel Ivanman mit Farben auseinandergesetzt. Und zwar nicht mit gedeckten Schlammtönen, sondern Knallfarben wie Pink, Gelb und Orange. Auch der breite, gesteppte Gummizug des schwarzen Wollmantels ist in dieser Farbe gehalten. Innen ist das Futter mit rosafarbenem Einfassband versäubert. Der ebenfalls schwarze Blouson darunter hat ein Bündchen in Pistaziengrün. Jetzt, eine Woche später in seinem Atelier in der Köpenicker Straße in Mitte, kann Ivan Mandzukic die guten Seiten an seiner Teilnahme sehen. Viel gelernt hat er, zum Beispiel darüber, wie so ein Preis funktioniert. Nicht der beste – sprich kreativste – Entwurf gewann, sondern der, der auch die Wünsche der Ausrichter nach Tragbarkeit und Kommerzialität erfüllte. Und auch wie man mit dem Druck umgeht, wirklich zu zeigen, was man kann. Man gibt viel von sich preis, und wenn es nicht klappt, stellt man im ersten Moment seine Arbeit infrage.
Kanarienvogelgelb, Fliederviolett und Tomatenrot
Aber für bleibende Zweifel ist Mandzukic auch schon zu lange im Geschäft. Seinen Kollektionen sieht man an, dass er seine Stilsprache gefunden hat. „Wenn ich eine Kollektion entwerfe, fühlt es sich an, als wenn man ein Kunstwerk schafft. Wenn man dann auf der Fashion Week zeigt, merkt man, es ist auch ein Produkt.“ Der Drang, kommerzieller zu sein, ist groß: „Aber dann würde es langweilig und es gäbe auch keinen Grund mehr als unabhängiger Designer weiterzumachen“, sagt der gebürtige Serbe.
Und tatsächlich macht es Spaß, zu sehen, wie er Farben, die eigentlich nicht harmonieren, miteinander kombiniert und drumherum eine stimmige Kollektion baut: einen tomatenroten Blouson, dazu ein Hemd in Kanarienvogelgelb, ein rotes Jackett, dazu ein fliederfarbenes Hemd. Auch Bobby Kolade ließ es übrigens in seiner Modenschau während der Berliner Fashion Week farblich krachen. Wenn dann in Antwerpen ein komplett wollweißes Outfit für Frauen und für Männer eins in Hellgrau und Dunkelblau gewinnt und Fabrizio Servente sagt: „Kommerziell zu sein, ist sehr wichtig“ – dann haben die beiden Berliner eigentlich alles richtig gemacht.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität