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Die "Kommunarden" (von links): Dieter Kunzelmann, Antje Krüger, Rainer Langhans und Fritz Teufel in Berlin in der Vollversammlung der so genannten "kritischen Universität". Die Studenten saßen in der Vorhalle des Auditoriums maximum der Technischen Universität auf dem Boden, da der Rektor die Genehmigung für die Benutzung des Auditoriums maximum zurückgezogen hatte.
© Chris Hoffmann / dpa

1968 im Tagesspiegel: Vollversammlung der "Kritischen Universität"

Der Tagesspiegel vom 8. Februar 1968 berichtete über die Berliner Universitäten

Wie hat der Tagesspiegel das Jahr 1968 begleitet? Wir publizieren regelmäßig einen ausgewählten Text aus der Zeitung von vor 50 Jahren – zur Studentenbewegung, sowie zu anderen Themen, die die Stadt und die Welt bewegt haben. Am 8. Februar 1968 war wieder einmal die Lage an den Berliner Universitäten ein Thema.

Tsp. Berlin. Etwa 1500 Studenten der beiden Berliner Universitäten versammelten sich gestern abend im Vorraum des Auditorium maximum der Technischen Universität zur Semestervollversammlung der von linken Studenten gegründeten "Kritischen Universität". Eine Genehmigung zur Benutzung des Auditoriums war vom TU-Rektor zurückgezogen worden. Ein Sprecher der "Kritischen Universität" forderte die Versammelten auf, im Gebäude zu bleiben und es zu keiner Auseinandersetzung mit der Polizei kommen zu lassen. Zu Zwischenfällen kam es bis Redaktionsschluß nicht. Während der Diskussion warnten vor allem führende Studentenvertreter des SDS davor, durch eine "Flucht nach vorn" in die "aufgestellten Fallen" des Senats zu laufen und es auf eine direkte Konfrontation mit der Polizei ankommen zu lassen. Es sei den Studenten nach dem 2. Juni zwar gelungen, den Senat in eine Defensive zu drängen, aber man habe die Isolation der Studenten in Berlin nicht durchbrechen können. Kritik wurde von SDS-Sprechern an den Steinwürfen gegen Springer-Filialen geübt.

Kuby: Warum verlassen Sie nicht Berlin?

Der Schriftsteller Kuby, der an dem für das Wochenende geplanten "Springer-Hearing" beteiligt ist, richtete die Frage an die versammelten Studenten: "Warum gehen Sie nicht weg aus Berlin?" Berlin sei kein Ort, an dem sich politisch etwas entscheide und kein Platz, um ein neues Hochschulgesetz zu verwirklichen. Kuby sagte: "Sie vertun hier Ihre Energien."

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