Vernichtungslager: Gedenken an ersten Häftlings-Transport nach Auschwitz vor 80 Jahren
Am 14. Juni 1940 erreichten die ersten polnischen Häftlinge das Lager. Das Internationale Auschwitz-Komitee warnt vor neuem Hass, Rassismus und Antisemitismus.
Holocaust-Überlebende gedenken am Sonntag des ersten Auschwitz-Transports vor 80 Jahren. „Der 14. Juni 1940 ist der Tag, an dem in Auschwitz jener Hass gegenüber den ahnungslosen polnischen Häftlingen losbricht, der sich später bis hin zum industriellen Massenmord an den Juden und den Sinti und Roma Europas steigern wird“, sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, am Wochenende in Berlin.
Die polnischen Häftlinge des ersten Transportes hätten nach ihrer Verhaftung „weitere Gefangenschaft, Schmerzen, Hunger und harte Arbeit erwartet, aber auf diesen Ort, diesen Hass und die Mordlust der SS waren sie nicht vorbereitet“.
Heubner betonte: „Gerade in der gegenwärtigen Situation, in der Rassismus und Antisemitismus erneut die Welt herausfordern, erinnert das Gedenken an diesen Tag, diesen Ort und diese Menschen auch daran, in welchem Inferno Rassismus und Antisemitismus enden können.“
Die meisten der Gefangenen des ersten Transportes waren beim Grenzübertritt verhaftet worden, als sie versuchten, aus dem besetzten Polen zu fliehen, um sich im Ausland entstehenden polnischen Militärverbänden anzuschließen. 728, überwiegend junge Polen, wurden am 14. Juni 1940 aus den Folterkellern der Gestapo im Gefängnis Tarnow in das Lager Auschwitz gebracht.
„Viele der Häftlinge aus diesem Transport, die überlebt hatten, waren über Jahrzehnte berührende Botschafter ihrer ermordeten Mithäftlinge und aufgrund ihrer genauen Beobachtung und Dokumentierung der Untaten der SS bedeutende Zeugen bei Auschwitz-Prozessen in Polen, in Deutschland und in Israel“, sagte Heubner.
Auch ihnen verdanke man den Aufbau des Staatlichen Polnischen Museums in Auschwitz und in Birkenau. „Eine Welt der Intoleranz und des Rassismus war ihnen unerträglich“, so der Vizepräsident. Sie hofften auf eine friedliche Zukunft in Freiheit und „auf eine Welt, in der kein Mensch mehr wegen seiner Abstammung, seiner Hautfarbe oder seiner Religion gedemütigt und verfolgt werden würde“. (KNA)