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Anziehpuppen. Bei der Eröffnung von "Forever 21" durften Kundinnen sich aufs Podest stellen.
© Julia Schoierer

Mode für Teenager: Für immer jung auf dem Tauentzien

Die Berliner Tauentzienstraße ist zum Mekka für shoppingaffine Teenager geworden.

Der kleine grüne gusseiserne Kiosk, Ecke Tauentzien-, Rankestraße, steht da wie ein Relikt aus geruhsamen Zeiten. An der Fassade direkt gegenüber blinkt es bunt „Forever 21“. Der Name des Ladens ist das perfekte Motto für den oberen Teil der Tauentzienstraße – die Geschäfte, die in den letzter Zeit hier eröffneten, haben eine ganz spezielle Zielgruppe: shoppingwütige junge Frauen bis 21 Jahre – höchstens. Während die Geschäfte am hinteren Teil des Ku’damms immer teurer werden, scheint sich der Tauentzien auf Teenager und solche, die es für immer sein wollen, zu konzentrieren. Die Dame, die seit 36 Jahren den kleinen grünen Kiosk betreibt, hat gut zu tun. Sie verkauft Kaugummis oder Zigaretten, oder beschreibt den Weg zum Zoo. Seit etwa einem Jahr ist das aber nicht mehr ihr einziges Geschäft: „Erst heute Vormittag haben zwei Leute gefragt, warum Hugendubel zugemacht hat. Ich empfehle dann das KaDeWe, da gibt es noch ’ne kleine Buchabteilung.“ Dort, wo 15 Jahre lang Literatur verkauft und anschließend ein Jahr lang gebaut wurde, hat also gerade auf vier Etagen die erste deutsche Filiale von „Forever 21“ eröffnet – ein amerikanisches Modelabel, das 1984 von Do Won Chang in Los Angeles gegründet wurde. Der Südkoreaner war Anfang der achtziger Jahre mit seiner Frau nach Kalifornien ausgewandert und schlug sich zunächst als Tankwart durch. Als er feststellte, dass die dicksten Autos von Leuten aus der Textilbranche gefahren wurden, machte auch er einen Modeladen auf. Mittlerweile ist aus „Forever 21“ ein Weltunternehmen geworden, das nach wie vor von Chang – heute Milliardär – und seiner Frau sowie seinen Töchtern geführt wird und über 500 Läden betreibt, die meisten davon in den USA. Knallenge Jeans, lustig bedruckte T-Shirts, bunte Kleidchen – neben Accessoires und Beautyprodukten bietet die Marke eine riesige Auswahl an günstiger und ständig neuer Kleidung an. „Forever 21 ist der Inbegriff von Fast Fashion und bekannt für die schnelle Umsetzung der heißesten Modetrends“, heißt es in der Pressemitteilung. Zwischen Ranke- und Marburger Straße reihen sich all die Läden aneinander, die der Grund sind, warum für ihre Zielgruppe Shopping zum Lieblingshobby geworden ist. Bei H&M Divided, Vero Moda, Tezenis, Desigual und Bershka wechselt die Ware im Wochentakt, die Musik ist laut, die Reize grell. Auf der anderen Straßenseite soll Nike bald der japanischen Marke Uniqlo weichen, direkt neben Forever 21 eröffnete gerade das zum spanischen Textilunternehmen Inditex gehörende Label „Pull & Bear“. Eine Buchhandlung sucht man am Tauentzien vergebens, die letzte Adresse ist tatsächlich der fünfte Stock im KaDeWe. Das Geschäft mit schneller Mode läuft wie geschmiert: Der neue Laden ist voll mit glücklichen Teenies, die ihr Taschengeld gegen prall gefüllte Tüten tauschen und nicht darüber nachdenken, zu welchen Bedingungen so ein Zehn-Euro-Kleid eigentlich produziert wird. Die ältere Generation ist wenig begeistert: „Viele vermissen den Buchladen“, erzählt die Dame im Kiosk. Was bleibt, ist nur das billige Versprechen, sich für immer wie einundzwanzig zu fühlen.

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