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Messerattacke in Würzburg: Polizei und Retter vor Ort
© dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Update

24-Jähriger sticht offenbar wahllos zu: Drei Tote und etliche Verletzte bei Messerattacke in Würzburg

Ein junger Somalier greift in Würzburg Passanten an. Es gibt Tote und Verletzte. Der mutmaßliche Täter wird überwältigt. Er war psychisch auffällig.

Bei einer Messerattacke in Würzburg hat ein 24 Jahre alter Somalier am Freitag drei Menschen getötet und mindestens fünf weitere schwer verletzt, zwei davon sollen lebensgefährlich verletzt sein. Der in Würzburg wohnende Somalier wurde durch eine Polizeikugel getroffen, befindet sich aber außer Lebensgefahr.

Nach dem Angriff rückt nun das Motiv des mutmaßlichen Täters in den Fokus. Auch in der Nacht zu Samstag war die Polizei eigenen Angaben zufolge mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort, um die Hintergründe und den Ablauf der Tat zu ermitteln. Womöglich ist der Angreifer psychisch krank. Aber auch ein islamistisches Motiv des Angreifers wird den Ermittlern zufolge geprüft. Gekannt haben sollen sich Täter und Opfer nicht.

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Am späten Freitagabend setzte die Polizei auch einen Hubschrauber ein. Die Polizei entkräftete Befürchtungen, der Angreifer könnte Mittäter gehabt haben. Der Hubschrauber unterstütze die Ermittlungen. „Wir fahnden nicht nach weiteren Personen“, schrieb sie auf Twitter.

Zur genauen Zahl der Verletzten machte sie zunächst keine konkreten Angaben. Die „Main Post“ berichtete, es habe zehn Verletzte gegeben. Diese Zahl wollte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Sie verwies darauf, gegebenenfalls am Samstag auf einer Pressekonferenz zu informieren.

Die Polizei hatte den mutmaßlichen Täter mit einem gezielten Schuss gestoppt, nachdem Passanten ihnen den Weg gezeigt hatten. Der 24-Jährige, der seit 2015 in Würzburg lebt, kam mit einem Oberschenkeldurchschuss in ein Krankenhaus. Dort machte er laut Polizei auch kurze Angaben. Was genau er sagte, war zunächst unklar. Unter den Verletzten soll auch ein kleiner Junge sein, sein Vater soll tot sein. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sagte laut „Main Post“, überwiegend seien die Opfer Frauen gewesen, der Täter habe sie wohl wahllos ausgesucht.

Politiker danken für Einsatz engagierter Bürger

In der Mainstadt herrschte am Abend Entsetzen. Menschen stellten in der Nähe des Tatorts brennende Kerzen in Gedenken an die Opfer auf. In den Blickpunkt gerieten auch die couragierten Bürger, die sich dem Angreifer in den Weg stellten. Dank kam unter anderem von vielen Politikern, die offensichtlich die kurzen Videoclips in sozialen Netzwerken gesehen hatten, in den Passanten den Somalier attackieren.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sich „erschüttert“ über die Messerattacke. „Der Täter hat mit äußerster Brutalität gehandelt. Für diese menschenverachtende Tat wird er durch den Rechtsstaat zur Verantwortung gezogen“, erklärte er am Samstag. Ganz Deutschland trauere mit den Angehörigen der Opfer. „Ich bin in Gedanken bei denen, die ihre Nächsten verloren haben. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung.“

Steinmeier dankte auch den Polizisten, „die mit einem entschiedenen Einsatz den Täter überwältigt haben“. Sein Dank gehe auch an die Rettungskräfte, die die Verletzten versorgt hätten, hieß es in der Mitteilung.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte für den Freistaat Trauerbeflaggung an. „Die Ereignisse sind unfassbar und schockierend“, sagte er am Samstag in Nürnberg. Bayern trauere um die Opfer. „Wir bangen, beten und hoffen mit den Verletzten und den Angehörigen.“ Söder nannte die Tat einen Amoklauf.

Besonders dankte Söder den Bürgern, die am Freitag in der Würzburger Innenstadt versucht hätten, den Täter zu stellen und in Schach zu halten: „Das war ein ganz beeindruckendes Engagement.“ Nun müssten die Umstände der Tat und die Motive geklärt werden.

Herrmann schließt islamistischen Hintergrund nicht aus

CDU-Chef Armin Laschet schrieb auf Twitter, er fühle besonders mit den Familien der Toten mit und hoffe auf eine baldige Genesung der Verletzten. „Mein großer Respekt gilt den mutigen Bürgern, die schnell eingeschritten sind.“

Dank kam auch von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger oder dem FDP-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Martin Hagen, der twitterte: „Großen Respekt an die couragierten Bürger, die sich dem Täter in den Weg gestellt und verhindert haben, dass noch mehr Menschen zu Schaden kommen.“

FDP-Chef Christian Linder und die Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock von den Grünen gedachten zudem der Opfer und ihrer Angehörigen. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans bezeichnete die Tat auf Twitter als sinnlos und abscheulich. Den Opfern und ihren Angehörigen gelte sein tiefes Mitgefühl. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) zeigte sich ebenfalls sehr betroffen über das „schreckliche Verbrechen“. Er finde es unglaublich, dass viele Menschen so engagiert gehandelt und ihr eigenes Leben gefährdet hätten.

Bei der Einordnung der Tat schloss Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen islamistischen Anschlag nicht aus: „Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ein Zeuge gab ihm zufolge an, der Verdächtige habe bei der Tat „Allahu Akbar“ (deutsch: Gott ist groß) gerufen.

Tatverdächtiger war psychisch auffällig

Der Verdächtige war laut Polizei in den vergangenen Monaten bereits gewalttätig gewesen und psychisch aufgefallen. Erst vor einigen Tagen sei er wohl in eine psychiatrische Behandlung eingewiesen worden, sagte Herrmann. Nach Polizeiangaben lebte der Mann zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft. Oberbürgermeister Schuchardt sagte, der Migrant sei seit fünf Jahren in Deutschland gewesen. Welchen Aufenthaltstitel der Verdächtige hatte, war am Abend noch unbekannt.

Am Freitagnachmittag filmten Passanten den Mann noch vor seiner Festnahme in Würzburg. In den im Internet verbreiteten Clips war zu sehen, wie mehrere Menschen versuchen, den Angreifer zu überwältigen. Ein Mann ging mit einem Besen auf den 24-Jährigen los, andere waren mit Stühlen in der Hand zu sehen.

Die Tat erinnert an einen islamistischen Anschlag vor knapp fünf Jahren in Würzburg. Am 18. Juli 2016 waren in einem Zug vier Menschen schwer verletzt worden. Ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling hatte mit einer Axt und einem Messer in einem Regionalzug auf dem Weg nach Würzburg die Reisenden angegriffen. Anschließend flüchtete er zu Fuß, attackierte eine Spaziergängerin und wurde schließlich von Polizisten erschossen. (dpa)

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