Reich und Schön beim Google-Camp: Die Welt retten - jedenfalls am Vormittag
Beim Google-Camp auf Sizilien denken die (Einfluss-)reichen über die Zukunft nach. Unser Kolumnist ist nicht dabei und denkt über das Treffen nach. Eine Glosse.
Die Welt ist bekanntlich nur noch zu retten, wenn sich die Wichtigsten und (Einfluss-)reichsten mit aller Macht darum kümmern. Nicht die üblichen Adabeis, wie wir sie in Davos oder Bayreuth alljährlich zu sehen bekommen, sondern die wirklich Bedeutenden. Wie zum Beispiel Sergej Brin und Larry Page, die Google-Gründer, die dieser Tage im sizilianischen Sciaccia ihr 7. Google-Camp abhalten, wie alljährlich Ende Juli.
Das muss man sich so vorstellen, dass sie einen Haufen andere Milliardäre, Meisterdenker, Hochadlige und die dazu passenden Sänger und Schauspieler für drei Tage in ein teures Resort-Hotel einladen, um dort ein wenig zu chillen und über die Lage der Welt zu sprechen – in diesem Jahr, natürlich, zentral über den Klimawandel, und wie man sich ihm mit allen Kräften entgegenwerfen kann.
Barack Obama, Prinz Harry, Katy Perry, solche Namen eben, auch Leonardo di Caprio, der ja schon seine eigene Klimastiftung betreibt, dazu ein paar weniger bekannte, aber mit noch mehr Geld unterfütterte.
Es ist die Gelegenheit des Jahres, entweder den neuen Privatjet oder die entsprechende Yacht vorzuführen; mit Stolz dürfen wir aus deutscher Sicht betonen, dass der Pharmaunternehmer Udo J.Vetter mit seiner 46 Meter langen „Aquarius“ dabei gar nicht so schlecht abschneidet, wenngleich die „Eos“ von Barry Diller und Diane von Fürstenberg doppelt so lang ist und die 250 Millionen Dollar teure „Ulysses“ des Neuseeländers Graeme Hart noch ein wenig länger – aber unter Superreichen neidet man sich das nicht, es ist für jeden genug da, und wann kommen sie und ihre Schiffe schon mal so jung zusammen?
Das „Giornale di Sicilia“ hat auch nach den Fliegern geschaut und zusammengerechnet, dass bis 4. August im Zusammenhang mit dieser grandiosen Sause 114 Privatjets in Palermo landen werden, das ist auch vollkommen angemessen, denn mit einem E-Auto erreicht man Sizilien nun mal nicht, dafür ist Sea-Watch nicht zuständig, und so ein Treffen ist natürlich wichtiger als ein paar kleingeistige Einwände neidischer Kohlendioxid-Buchhalter.
Die Grundidee der Feierlichkeit scheint darin zu bestehen, dass die Reichsten auch die Klügsten sind und deshalb quasi verpflichtet, über den Zusammenhalt der Welt nachzudenken, vormittags jedenfalls, denn die Nachmittage sind, wie „Forbes“ berichtet, dem Relaxen vorbehalten, bis es am Wochenende dann ganz entspannt zum Sightseeing in die sizilianischen Altertümer geht; in vergangenen Jahr, so heißt es, habe Sting im hübsch hergerichteten Tempel von Agrigent zum Menü gesungen.
Übrigens sind Postings über das Ereignis in sozialen Netzwerken unerwünscht, und auch Reporter sind offenbar nicht dabei. Es kann also sein, dass diese ungeheuerliche Anstrengung überhaupt nicht richtig bekannt wird und die Menschen Leute sich hinterher ahnungslos fragen, wo eigentlich all diese neuen, die Klimadebatte befruchtenden Impulse hergekommen sind? Die Spannung bis dahin ist nahezu unerträglich.