zum Hauptinhalt
Kleidsam. Ivy & Oak.
© promo

Mode: Das Berliner Label Ivy & Oak: Die Kinder von Zalando

Die Designerin Caroline von Stieglitz hat alles, was sie für ihr Label Ivy & Oak wissen muss, bei dem Onlinehändler Zalando gelernt.

Designerbiografien gehen in Berlin bisher in der Regel so: direkt mit der Diplomkollektion auf die Fashion Week – und dann mal sehen, was passiert. Meistens nicht genug, zeigen die vergangenen zehn Jahre. Vielen jungen Designern fiel es schwer, um ihre kreative Arbeit ein Geschäftsmodell herumzubauen.

Dennoch war die sofortige Selbstständigkeit für Modeschulabsolventen lange Zeit die einzige Möglichkeit, in Berlin zu arbeiten. Große Arbeitgeber gibt es hier kaum, nur unbezahlte Praktikumsplätze bei kleinen Designerlabels, garniert mit Versprechungen euphorischer Politiker bezüglich einer aufzubauenden Modemetropole.

Da ist der Weg von Caroline von Stieglitz schon auffällig anders, und zwar so, wie er in fast jeder anderen Branche wäre: Die Designerin hat erst acht Jahre in der Modebranche gearbeitet, bevor sie sich entschloss, ihr eigenes Label zu gründen. Der Unterschied wird offenbar, wenn man sich nun die allererste Kollektion von Caroline von Stieglitz in ihrem Showroom in der Gipsstraße in Mitte anschaut. Sie ist zum Augenreiben. Da hängen professionell zusammengestellte 37 Teile von der Bluse mit Stehkragen bis zum langen Wollmantel und dazwischen jede Menge Kleider. Sie sind bodenlang mit weitem Rock, mit feiner Spitze in Weiß – durchaus brauttauglich, das Ganze in Schwarz ist eine dramatische Abendrobe.

Caroline von Stieglitz betreibt ihr Geschäft nicht allein. Sie hat die Marke Ivy & Oak zusammen mit ihren Geschäftspartnern Steven Tran und Christopher Deckert entwickelt. Die kümmern sich um alles Kaufmännische, den Vertrieb und die digitale Technik.

Die ist bei Ivy & Oak nicht nur Beiwerk sondern fast Ausgangspunkt des Konzepts, die Kleider müssen online funktionieren, weil sie vor allem auch dort verkauft werden. Deshalb sind die Entwürfe leicht zu verstehen und in den Proportionen eher schlicht – was sich online verkauft, wissen die Gründer genau.

Das ist kein Wunder, denn die drei haben ihr Handwerk beim Onlinehändler Zalando gelernt, 2015 immerhin nach Amazon und Otto Deutschlands drittgrößter Onlinehändler. Caroline von Stieglitz, die in Reutlingen Modedesign studierte, war zuletzt verantwortlich für die Eigenmarken.

Auf Billigfummel hat die 30-Jährige keine Lust mehr

Auch das ist neu an Ivy & Oak – die Mode richtet sich an eine wirkliche Kundin. „Wir wollten etwas finden, was die Welt wirklich braucht. Es nützt ja nichts, einfach so noch mehr Kleider auf den Markt zu werfen“, sagt die Designerin. Also überlegte sie, was ihr selbst fehlte: schöne und bezahlbare Kleider für besondere Anlässe, seien es Hochzeiten, Taufen, große Feste.

Auf Billigfummel hat die 30-Jährige keine Lust mehr, aber ebenso wenig sei sie bereit gewesen, jedes Mal wieder um die 400 Euro für ein neues Kleid auszugeben. Das viele Geld habe sie lieber in ihre zweite Leidenschaft neben der Mode investiert, das Reisen. Eine Leidenschaft, die sie mit vielen Frauen ihrer Generation teilt, davon ist sie überzeugt.

Also sind die Kleider bei Ivy & Oak scharf kalkuliert. Ein bodenlanges, signalrotes Kleid mit einem tiefen Rückenschlitz kostet 160 Euro und eignet sich unbedingt für den großen Auftritt. Material, Verarbeitung und Schnitt sind dafür erstaunlich hochwertig. Natürlich funktioniert der dazugehörige Webshop (www.ivy-oak.com) tadellos. Auch die ersten Schauspielerinnen haben schon angebissen, bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises am gestrigen Freitagabend soll man die ersten Kleider von Ivy & Oak auf dem roten Teppich gesehen haben.

Ein Jahr hat es gedauert, bis die Gründer von Ivy & Oak alles zusammen hatten: die richtige Fabrik in Bulgarien, Stofflieferanten, die den Stoff direkt an die Produktionsstätte schicken, um Kosten zu senken. „Unfassbar, was man an Geld spart, wenn man nur online verkauft“, sagt Caroline von Stieglitz. Schon oft hat sie sich über die Preise für Bekleidung geärgert – sowohl die viel zu niedrigen als auch die hohen: „Da versteht doch keiner mehr, wie das zustande kommt.“

„In Berlin ist ein richtiges Netzwerk entstanden“, sagt von Stieglitz

Früh haben sie ihr Konzept dem Einkauf von Zalando vorgestellt, auch das hatte Einfluss auf die Entwicklung der Kollektion. Sie verkaufen dort und bei den Onlinehändlern www.aboutyou.de und www.asos.de.

Überhaupt haben sie immer wieder alte Kollegen um Rat gefragt, die sich inzwischen selbstständig gemacht haben. „In Berlin ist ein richtiges Netzwerk entstanden“, sagt von Stieglitz. Sie meint, dass Zalando eine Talentschmiede geworden ist. Das werde auch die Berliner Mode verändern. Ivy & Oak hat schon mal den Anfang gemacht.

Zur Startseite