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Designerin Alexandra Kiesel: "Hauptsache, der Kiesel-Stil bleibt sichtbar"
© Doris Spiekermann-Klaas

Junge Designer: Die Bau-auf-Mode von Alexandra Kiesel

Alexandra Kiesel gehört zu den angenehmen Entdeckungen der jungen Berliner Modeszene - ihr Mode-Bausystem kam an. Aber auch sie hat es nicht leicht: Zwar eignet sich Berlin, um seine Kreativität zu entfalten. An anderer Stelle wird es schwierig.

Da ist zum Beispiel Swetlana, ein rotes Kleid, senkrecht, waagerecht und diagonal durchzogen von weißen Streifen. Oder Mischa III, eine Hose, weiß, mit aufgedruckten blauen und roten Streifen. Es sind strenge, geometrische Linien, die Alexandra Kiesel in ihrer neuen Kollektion verarbeitet. Anregungen hat sich Kiesel beim russischen Konstruktivismus der 1920er Jahre geholt: Grafiken, die mathematischen Regeln folgen, weiß, blau und rot in sortierten Quadraten und Streifen. Damit ist Kiesel ihrer Spielart, Mode wie Architektur zu verstehen, treu geblieben.

Alexandra Kiesel, 30, erhielt 2011 den „Designer for Tomorrow“-Award von Marc Jacobs und präsentierte 2012 ihre erste Kollektion im Mercedes-Benz-Zelt der Fashion Week. Dieses Jahr fiel die Präsentation der neuen Kollektion „Vom Bauen von Mode“ etwas bescheidener aus: Kiesel zeigte ihre konstruktivistischen Kleider im Laden Konk in Mitte.

„Ich kann zum Glück machen, was ich will“, sagt Kiesel. Sie arbeite derzeit ohne Druck, aus ihrer Mode Profit schlagen zu müssen. Die damalige Schau auf der Fashion Week war gesponsert, die aktuelle Schau – präsentiert in St. Petersburg – ebenfalls. „Allein könnte ich nicht mal 1000 Euro für eine Präsentation locker machen.“

Kiesel arbeitet Halbzeit als Dozentin an der Berliner Kunsthochschule Esmod. Und würde es sonst auch nur schwer schaffen, sich als Designerin über Wasser zu halten, sagt sie. „In der Modeszene gibt es ja die Regel, dass man drei Jahre durchhalten muss“, sagt Kiesel, „dann erst geben dir die Einkäufer eine Chance“. Vieler ihrer Kollegen hätten es schwer, in Berlin Fuß zu fassen. Und auch Alexandra Kiesel selbst kann sich zwar glücklich schätzen, in der Modewelt Beachtung zu finden, weiß aber wie trügerisch der Stadtort Berlin sein kann.

Die Stadt werde schon hochgejubelt. Es sei gut, sich hier zu präsentieren, gesehen zu werden, „aber Geld macht man woanders“. Berlin laufe als Modestadt außer Konkurrenz. Für junger Designer wie Kiesel ist es eine Stadt, in der man immer kreativ sein darf – aber auch immer aktiv sein muss.

Alexandra Kiesel selbst lässt sich gerne von der bildenden Kunst anregen, sie ist oft in Museen und im Dialog mit Freunden aus der Kunstszene. Man merke erst gar nicht, wenn ein Kunstwerk inspirierend ist, sagt sie, „aber dann holst du es irgendwann für einen Kostümentwurf aus deinem Kopf“.

Für ihre Abschlussarbeit hatte die Weißensee-Absolventin 2010 ein Baukastensystem entwickelt, mit dem sich der Kunde Kleider nach seinen Ideen kreieren kann. Schon diesem  System lag der Designgedanke „Form folgt Funktion“ zugrunde, entlehnt aus der Architektur. Dem Prinzip blieb Kiesel auch mit ihrer neuen Kollektion treu.

„Mode wiederholt sich“,   sagt Kiesel. Sie wolle daher  nicht so tun, als erfinde sie den Rock neu - sondern ihm durch das Baukastensystem dazu verhelfen, als zeitlos wahrgenommen zu werden und immer wieder aktuellen Variationen angepasst zu werden. „Ich will Liebhaberstücke schaffen und keine Saisonkleidung“. Am Kunde liege es dann, wie er seine Stücke umformt.

Ob dieses System Zukunft hat, kann die Designerin noch nicht sagen Sie könnte sich vorstellen, weitere Künstler für die Arbeit begeistern zu können. Dass der Modedesigner so irgendwann überflüssig wird, glaubt Kiesel aber nicht.  „Egal, wie der Kunde meine Mode umgestaltet, der Kiesel-Stil wird sichtbar bleiben.“

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