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Die Mutter aller Burger: Das bodenständige Rundstück warm wird im gleichnamigen Neuköllner Lokal serviert.
© A. Pohlers

Imbiss "Rundstück warm": Der Ur-Burger und seine Nachfahren

In Neukölln bekommt man eine Ahnung von den Ursprüngen des modernen Hamburgers - und findet Ersatz für komische Gemüsepatties.

Was für ein komisches Wort das ist: Rundstück warm. Klingt urwüchsig, schlicht – hanseatisch. Der perfekte Name für ein traditionelles Resteessen aus dem hohen Norden: Scheiben vom Sonntagsbraten im Brötchen, dazu gibt es einen Schwung Bratensoße. Das Rundstück warm, so wird oft behauptet, ist die Mutter des Hamburgers.
Ein Neuköllner Imbiss will Tradition und Moderne zusammenbringen, und das Ganze noch mit südamerikanischen Einflüssen mixen. Wo, wenn nicht nahe des Tempelhofer Felds? Gentrifizierung ist das Dauerthema im Kiez, gentrifiziert wird auch das Essen. Der Laden heißt also „Rundstück warm“, sieht im Inneren aber weniger nach Hafenspelunke aus, als nach andalusischer Finca. Der namensgebende Ur-Burger bekommt ein Facelift mit Rotwein-Rosmarin-Jus zum hausgemachten Schweinekrustenbraten in der Schrippe (5,80 Euro), das zartsalzige Fleisch ist zerrupft wie bei Pulled Pork.

Riesenchampignon, Riesengeschmack

Auf der Karte finden sich außerdem die südamerikanischen Burger-Verwandten Lomito Completo, ein Braten-Sauerkraut-Brötchen, und Choripán, eine Variante mit gebratener Chorizowurst und der kräuterreichen Chimichurrisauce, auf der Karte. Dazu kommt eine Auswahl jener modernen Burger, für die Instagram scheinbar erfunden wurde. Aber die Optik hält, was sie verspricht.
Nehmen wir etwa den vegetarischen Portobelloburger (6 Euro): Der Riesenchampignon ist in amerikanischen Burgerbrätereien längst verbreitet, in Berlin muss man ihn noch suchen. Warum nur? Wer braucht öde Gemüsepatties und fettigen Halloumi, wenn man in diesen zugleich samtigen und festen Pilz beißen kann? Der kommt im „Rundstück warm“ übrigens mit einer süß-scharfen Glasur vom Grill aufs Muffinbrötchen.

Kartoffeln mit feiner Begleitung

Die Rindfleischbulette des Gorgonzolaburgers (6,50 Euro) ist innen rosa, auf ihr schmilzt der Schimmelkäse. Dessen Strenge wird von Birnenscheiben und Pflaumenmus in Schach gehalten. Weil die Burger recht klein sind, ordert man am besten noch Patatas Bravas. Die Kartoffelecken sind nicht sehr „brava“ gewürzt, aber allein für die tomatisierte Chilisauce und das Töpfchen feiner Knoblauch-Kräuter-Mayonnaise lohnt sich die Bestellung.

Adresse Okerstraße 40, Neukölln
Im Netz facebook.com/rundstueckwarm
Geöffnet Di-Fr 18–23, Sa/So ab 16 Uhr
Interessanter Nachbar Café Frollein Langner, Weisestraße 34

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