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Heike Makatsch in LalaBerlin.
© Michele Tantussi/Reuters

Mode auf der Berlinale: "Der rote Teppich wird wichtiger"

Für Leyla Piedayesh ist die Berlinale entscheidend, um Aufmerksamkeit auf ihre Mode zu lenken. Sie kleidet Schauspielerinnen wie Heike Makatsch ein.

Leyla Piedayesh, ist die Berlinale für Ihre Marke LalaBerlin wichtig?
Natürlich benutzen wir die Berlinale als Plattform. Als Berliner Label finde ich es selbstverständlich, dass wir die deutschen Künstlerinnen und Schauspielerinnen dabei unterstützen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Als Unternehmerin denke ich global, aber natürlich haben wir einen gewissen Standortvorteil. Man kann schon sagen, wer in der Mode was zu sagen hat, der ist auch auf der Berlinale vertreten.

Wie entstehen Kleider für die Berlinale?
Für die Eröffnungsgala haben wir auch dieses Jahr wieder Kleider für Heike Makatsch, Alexandra Maria Lara und Christiane Paul entworfen und sie in unserem Atelier maßgefertigt. Wir haben uns bei den Kleidern für Heike Makatsch und Alexandra Maria Lara für den gleichen Stoff entschieden, weil daraus auch wichtige Stücke unserer kommenden Zwischenkollektion 2020 sind. Man könnte also sagen, dass die Berlinale eine Art exklusiver Ausblick auf das ist, was bei uns im Herbst kommt. Für Christiane Paul haben wir ein extra für die Schau in Kopenhagen entworfenes Outfit aus der aktuellen Frühjahr-Sommer-Kollektion ausgewählt und mit einer maßgeschneiderten, weiten Seidenhose in Lila kombiniert.

Der Regisseur Fatih Akin und die Schauspielerin Christiane Paul.
Der Regisseur Fatih Akin und die Schauspielerin Christiane Paul.
© Tobias Schwarz/ AFP

Gehen Sie auf die Schauspielerinnen zu?
Wir arbeiten seit vielen Jahren eng mit Schauspielerinnen zusammen, die wir regelmäßig zur Berlinale ausstatten. Wir konzentrieren uns auf die Eröffnungsgala. Dafür brauchen wir einen längeren Vorlauf, da mehrere Fittings und Absprachen notwendig sind. Und dann sind für uns auch Nachwuchsschauspielerinnen und Influencerinnen wichtig. Wir bekommen Anfragen über Agenturen oder Stylisten, aber wir nehmen mit bestimmten Newcomern auch selbst Kontakt auf und laden sie für ein erstes Fitting in den Showroom ein. Die Mischung macht es am Ende aus, es gibt ja auch eine Vielzahl von Partys und Veranstaltungen während der Berlinale.

Wie wichtig ist der rote Teppich?
Meiner Meinung nach hat er immer noch große Relevanz. Mir geht es aber nicht in erster Linie darum, die aktuelle Kollektion zu präsentieren. Ich nutze die Gelegenheit, um an herausragenden Persönlichkeiten meine Mode zu zeigen. So bekommt die Kollektion eine Bühne und trägt sichtbar zum Image der Marke bei. Den roten Teppich, egal ob in Berlin, Cannes oder Venedig, verstehe ich als Medium. Hier wird in erster Linie die Ästhetik einer Marke kommuniziert. In Zukunft wird sich das Interesse sogar noch weiter durch die sozialen Medien steigern, Instagram, Twitter und Co. können regelrechte virale Hypes auslösen und das Image der Marke maßgeblich beeinflussen.

Alexandra Maria Lara und ihr Mann Sam Riley bei der Eröffnungsgala der Berlinale.
Alexandra Maria Lara und ihr Mann Sam Riley bei der Eröffnungsgala der Berlinale.
© Jörg Carstensen/dpa

Merken Sie, dass nach einer Gala die Aufmerksamkeit steigt?
Die Berlinale führt immer zu einem erhöhten Maß an Aufmerksamkeit für uns. Das macht sich auf unterschiedlichen Kanälen bemerkbar. Es bringt natürlich nur etwas, wenn man mit den richtigen Personen auftritt. Die Aufmerksamkeit ist immer flüchtig, daher ist es uns bei der Berlinale wichtig, mit Schauspielerinnen wie Heike Makatsch langfristig zusammenzuarbeiten.

Sind Influencerinnen inzwischen als Stilvorbilder wichtiger als Stars?
Im Moment wird der Begriff Influencer inflationär benutzt. Genau genommen „beeinflusst“ eine Schauspielerin genauso sehr wie eine Sängerin, ein Model oder eben die sogenannten Opinion Leaders. Dabei geht es mehr um die Persönlichkeit als um den Beruf, den eine Person ausübt.

Wie bedeutend ist der Faktor Glaubwürdigkeit heute?
Ich glaube, dass im Zeitalter von digitalen Medien die Glaubwürdigkeit immer wichtiger wird. Einem geschulten Auge fällt es sofort auf, ob der Stil einer bekannten Persönlichkeit authentisch oder fremdgesteuert ist. Wenn wir jemanden ausstatten, egal ob zu einem unserer Modenschauen oder zur Berlinale, hat das Vorteile für beide Seiten. Dafür zu bezahlen, kommt für uns nicht in Frage. Wir wollen unsere Kleider nur an Personen zeigen, die lala Berlin lieben und zu deren persönlichem Stil meine Mode passt. In Amerika, vor allem bei den großen Awards, hat sich da ein anderes Geschäftsgebaren etabliert. Viele Marken haben dort Verträge mit Prominenten. In Deutschland ist der Blick darauf immer etwas kritischer, was wiederum mehr Platz für Freiraum lässt.

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