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Okapi im Zoo in Berlin-Charlottenburg.
© Thilo Rückeis

Berliner Schnauzen (5): Das Okapi

Warum ist die Zunge der Okapis blau? Man weiß es einfach nicht.

Okapis gehören zu den Tieren, die erst in jüngerer Zeit entdeckt wurden. Als sie 1901 im Zoologischen Museum von London das erste Mal wissenschaftlich beschrieben wurden, war man sich noch nicht sicher, ob es sich um ein Pferd, ein Zebra oder gar um eine Giraffe handelte. Wenigstens in diesem Punkt ist sich die Forschung inzwischen einig. Das Okapi ist eine Kurzhalsgiraffe.

Vieles über diese seltene Art liegt allerdings noch im Dunkeln. Die Tiere bevölkern die Ituriwälder, ein relativ kleines Urwaldgebiet in der Demokratischen Republik Kongo. Da sie im Gegensatz zu ihren langhalsigen Verwandten nicht in der offenen Savanne leben und mit ihren Streifen am samtbraunen Hinterteil zudem gut an ihre Umgebung angepasst sind, fällt es Forschern schwer, Okapis in freier Wildbahn zu beobachten.

Nachteilig kommt noch die brisante Sicherheitslage hinzu. Das Naturschutz- und Forschungszentrum Epulu, das der Schweizer Karl Ruf 1987 gegründet hat, wurde bereits dreimal überfallen, zuletzt im Juni 2012. Die Plünderer töteten zwei Wildhüter und erschossen alle 14 in einem Waldgehege gehaltenen Kurzhalsgiraffen mit Maschinengewehren.

Wo die Wissenschaft so brutal behindert wird, bleiben viele Fragen ungeklärt. Zum Beispiel, warum die Zunge der Okapis blau ist. Benjamin Ibler, Diplombiologe im Berliner Zoo, schüttelt den Kopf. „Man weiß es einfach nicht.“ Er beschreibt die Beschaffenheit der Zunge als: „eine derbe Ledrigkeit“. Eine Anpassung an ihre Umgebung, denn die Tiere essen Blattwerk, von 50 bis 100 Arten, dafür wandern sie mehrere Kilometer pro Tag. Die Pflanzen schützen sich vor ihren Fressfeinden mit Dornen, die Okapis haben vermutlich als Reaktion darauf diese enorm kräftige und unempfindliche Zunge entwickelt. Und eine lange: 20 Zentimeter lang kann dieser Muskel werden.

Besucher beobachten die drei Exemplare im Zoo oft dabei, wie sie mit ihren muskulösen Zungen die Bäume und Büsche hinter dem Gatter erforschen. „Sie sind sehr selektiv bei der Nahrung“, sagt Benjamin Ibler. Bevor die Huftiere ihr Futter in den Mund nehmen, riechen sie daran, streichen mit der Zunge darüber und untersuchen es gründlich. Wenn die Pfleger im Zoo von Pappel- auf Weidelaub umstellen, erleben sie oft, wie die Tiere zunächst skeptisch auf die neue Diät reagieren. Im Sommer verfüttert der Zoo Laub, Heu, Nutzpflanzen wie Luzerne und gibt ein wenig Kraftfutter hinzu, um die gebotene Abwechslung zu garantieren. Die Okapis erhalten klein geschnittene Früchte wie Äpfel und Birnen, die sie aus ihrer Heimat nicht kennen, diese allerdings in Maßen, da der Zucker der domestizierten Obstarten sie sonst dick werden lässt.

250 Kilogramm wiegen Okapis normalerweise, das Weibchen „Batouri“ aus dem Berliner Zoo bringt sogar mehr als 300 auf die Waage. Da es so stattlich ist, war lange unklar, ob sich das junge Männchen „Steve“ überhaupt mit ihm paaren kann. Eine unbegründete Furcht. Am 26. Februar vergangenen Jahres kam die kleine „Bashira“ zur Welt – bereits 26 Kilogramm schwer. Es ist schon der vierte Zuchterfolg der bedrohten Art im Zoo Berlin.

OKAPI IM BERLINER ZOO

Lebenserwartung:  20–30 Jahre

Fütterungszeiten:  zweimal am Tag, dazu frische Äste in der Vegetationsperiode

Interessante Nachbarn: Bongo-Antilope, Rotducker

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