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Das Grevyzebra.
© Illustration: Andree Volkmann

Berliner Schnauzen: Das Grevyzebra (36)

Die sechs Grevyzebras und das kleine Fohlen toben mit lautem Hufgetrappel durch ihr Gehege im Tierpark, treten aus und beißen sich schon mal im Eifer des Spiels gegenseitig in die Mähnen. „Sie sind jetzt ungeduldig und wollen ins Warme“, sagt Säugetierkurator Florian Sicks.

An einem dunklen grauen Herbsttag sind andere Tiere dank eines Felles in Tarnfarben schwer zu finden. Das schwarz-weiß gestreifte Grevyzebra dagegen sieht man auch in der Dämmerung. Es ist mit einem Stockmaß von 1,50 Meter und einem Gewicht von bis zu 430 Kilogramm das größte Zebra und dazu noch das auffälligste. Seine Musterung ist enger und feiner als die seiner Verwandten. Die Mähne ist länger und struppiger. Die Ohren sind fast so lang wie beim Esel und haben weiße Büschel an den Enden.

Viele jüngere Tierparkbesucher bringen ihre Eltern mit einer Frage in Verlegenheit: Wieso ist das Zebra gestreift? „Vieles in der Natur hat einen Sinn“, sagt Sicks. Es gäbe drei mehr oder weniger plausible Theorien dazu: Die Streifen sind für das Zebra bei aller Auffälligkeit eine Überlebensstrategie. „Der Grundriss verschwimmt“, sagt Sicks. So auffällig das einzelne Tier ist, so unscheinbar ist es in der Gruppe. Stehen die Tiere eng zusammen, entfalten die Streifen ihre hypnotische Wirkung auf den Betrachter. Einzelne Konturen lassen sich nicht erkennen. Wo fängt das eine Tier an, wo endet das andere? So geht es auch ihren Feinden. Zebras sind mit bis zu 60 Stundenkilometer genauso schnell wie Löwen. Um Kraft zu sparen, müssen sich die Raubtiere bei der Hetzjagd früh auf ein Tier festlegen. Die Streifen sorgen für Verwirrung im Löwenrudel.

Der Sträflingsanzug hat noch einen anderen Sinn. „Er soll vor der Tsetse-Fliege schützen“, sagt Sicks. In Ostafrika, dort, wo das Grevyzebra lebt, überträgt die Blut saugende Fliege die gefürchtete Schlafkrankheit. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich die Fliege nicht auf gestreifte Flächen setzt. Dort, wo es die Krankheit nicht gibt, sehen Zebras anders aus: Das Quagga-Zebra aus Südafrika, 1883 im Amsterdamer Zoo ausgestorben, war braun und nur am Hals blass gestreift.

Das Grevyzebra lebt in heißen und trockenen Gebieten. Die Streifen können daher auch zur Thermoregulation dienen. „Weiße und schwarze Flächen erhitzen sich unterschiedlich stark“, sagt Sicks. Im Wechsel soll das einen Luftzug erzeugen, der die Tiere kühlt.

Auch im Sozialverhalten haben sich die Grevyzebras an extrem trockene Regionen angepasst. Sie können fünf Tage ohne Wasser auskommen. Nur säugende Mütter müssen jeden Tag zu einer Wasserstelle ziehen. Daher bilden sich keine großen Herden wie bei den Steppenzebras, sondern nur kleine Zweckgemeinschaften, die etwa im gleichen Rhythmus trinken müssen. Die Hengste haben daher nicht wie bei anderen Zebras einen großen Harem, sondern erheben nur Anspruch auf durchziehende Stuten. Begegnen sich Grevy- und die kleineren Steppenzebras in der Savanne, haben sie kaum Kontakt. „Die Grevys bewegen sich viel schneller, fressen nur hie und da, halten sich nicht auf“, sagt Sicks. Das Steppenzebra dagegen weidet stundenlang an einem Ort.

GREVYZEBRA IM TIERPARK

Lebenserwartung:  bis 35 Jahre

Besonderheiten:  Fohlen haben braunes Fell, im September wurde ein junges Zebra geboren

Interessanter Nachbar: Somali-Wildesel

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