Bürgermeisterwahl in Istanbul: Bestsellerautorin Shafak hofft auf Erdogan-Gegner
Die 47-Jährige kritisiert die Wahlwiederholung als "ungesetzlich und undemokratisch". Insgesamt nähmen "Sexismus und Homophobie" in der Türkei zu.
Die türkische Bestsellerautorin Elif Shafak kritisiert die Wiederholung der Bürgermeisterwahl in Istanbul scharf. „Die Annullierung halte ich für ungesetzlich, undemokratisch und unfair“, sagte Shafak dem Tagesspiegel am Sonntag. Sie hofft jetzt auf einen Sieg des Oppositionellen Ekrem İmamoğlu an diesem Sonntag. Der erste Wahlgang im März war annulliert worden. İmamoğlu hatte ihn außerordentlich knapp gegen einen Vertreter der regierenden AKP gewonnen.
Im Interview lobt Shafak İmamoğlu, weil er zu den wenigen türkischen Politikern gehöre, die sich „höflicher und konstruktiver“ äußerten: „Er polarisiert nicht wie Erdoğan, der in seinen Reden die eine Hälfte der Gesellschaft gegen die andere stellt.“
Beleidigungen nach ihrem Coming-out
Die 47-jährige Shafak lebt seit zehn Jahren im Ausland, seit zwei Jahren reist sie aus politischen Gründen nicht mehr in ihre Heimat. Nachdem sie sich in einem Ted-Talk zu ihrer Bisexualität bekannt hatte, habe sie „viel Diffamierung und Beleidigungen“ erlebt. Noch vor kurzem sei Istanbul „das Hoffnungszentrum für sexuelle Minderheiten im gesamten Nahen Osten“ gewesen. Nun nähmen in der Türkei insgesamt „Sexismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit“ zu.
Das vollständige Interview mit Elif Shafak lesen Sie am Sonntag im Tagesspiegel oder ab Samstagabend im E-Paper.