Berliner Architekt im Interview: "Berlin wird nie aussehen wie ein frisierter Vorgarten"
Die Stadt soll endlich ihre Kleingärten aufgeben. Architekt Andreas Becher über das Privileg freier Räume und ausufernde Sicherheitsvorschriften.
Der Vorsitzende des Berliner Landesverbandes beim Bund Deutscher Architekten, Andreas Becher, glaubt nicht, dass der Senat sein Ziel einhalten kann, bis 2030 rund 200.000 Wohnungen zu bauen. „Wir haben uns in eine Situation manövriert, in der das gesteckte Ziel nicht zu erreichen ist“, sagte er dem Tagesspiegel am Sonntag (ET 16.9.). Als Grund nannte er „die überbordenden 60.000 Bauvorschriften in Deutschland.“ Auch der Flughafen BER könnte laut Becher längst in Betrieb sein, „wenn wir nicht diese ausufernden Sicherheitsvorschriften hätten.“
Zur Lösung des Wohnungsmangels in der Hauptstadt schlägt er eine Bebauung von Laubenkolonien vor. „Wenn wir den Mut hätten, die Kleingärten, die zu mehr als 70 Prozent im Eigentum der Stadt sind, neu zu ordnen, hätten wir Platz für mindestens 300.000 bezahlbare Wohnungen“, argumentierte der 58-Jährige. „Wir bräuchten nur ein Drittel der Fläche zu bebauen, der Rest blieben Kleingärten, Frei- und Grünflächen.“
Berlin hat vergleichsweise viel Platz zum Bauen
Anders als andere Metropolen hat Berlin noch vergleichsweise viel Platz zum Bauen. „Wir haben das Privileg, dass wir jede Menge freien Raum haben“, sagte Becher. „Rund zehn Prozent des Stadtgebiets. In Paris sind es noch drei, in London gerade mal 1,5 Prozent.“
Die Befürchtung, dass ein Verschwinden von Brachen dem Mythos des Unfertigen schadet, dem die deutsche Hauptstadt einen Teil ihrer Attraktivität verdankt, hat Becher nicht. „In Berlin wird seit Jahrhunderten gebaut, abgerissen, neu gebaut. Die Sorge, dass Berlin irgendwann fertig ist und aussieht wie ein frisierter Vorgarten im Schwabenländle, können Sie vergessen.“
Das vollständige Interview lesen Sie am Sonntag im Tagesspiegel Sonntag.