Neue Mode für Berlin: Basics, die die Welt erobern sollen
Berndt Hauptkorn ist Europachef von Uniqlo. Sein Chef Tadashi Yanai, einer der reichsten Männer Japans, will eines Tages das größte Textilunternehmen Inditex, zu dem die Labels Zara und Bershka gehören, überholen. Im Interview verrät Hauptkorn, wann Berlin die erste Filiale bekommt.
Wie erklären Sie sich die Anziehungskraft von Uniqlo? Bei Ihnen geht es um Basics, und die Leute stehen Schlange.
Es ist cool, wenn man Qualität trägt, aber kein Vermögen dafür ausgibt. Wir betreiben die Demokratisierung der Qualität.
Uniqlo ist also eine Ergänzung auf dem Modemarkt?
Die Firma kommt aus einem sehr funktionalen Bereich – der Nutzen ist wichtig und nicht die Inspiration des Moments. Es ist ein anderer Designprozess, deshalb sprechen wir auch mehr von Projekten als von Kollektionen.
Sie nennen sich Technologieunternehmen.
Wir haben ein sehr enges Verhältnis zu einigen unserer Lieferanten, wir haben da auch eigene Uniqlo-Mitarbeiter mit drin. Gemeinsam betreiben wir Forschungsprojekte wie die Entwicklung einer „Heattech“-Faser. Das ist ein Stoff, der eine wärmende Wirkung hat und gleichzeitig sehr dünn ist. Technologie ist für uns ein wichtiges Thema. Wir sind aber auch sehr vom Material getrieben, da geht es um ein bestimmtes Leinen, eine weiche Seide. Wir wollen das beste Material zum günstigsten Preis. Und das macht einigen Angst.
Wie wichtig ist der deutsche Markt für Uniqlo?
Man kann in Europa nicht relevant sein, wenn man um Deutschland einen Bogen macht, nur weil dort ein harter Wettbewerb herrscht. Viele Firmen haben mit gemischtem Erfolg versucht, sich hier zu etablieren. Ich wohne in Italien, dort interessiert die Leute Qualität nicht, die wollen Mode. Wenn sie zu gut ist, können sie nichts Neues kaufen. In Deutschland muss man dagegen intellektuell rechtfertigen, dass man Geld ausgegeben hat. Es gibt eine gewisse Nähe zwischen der japanischen Firmenphilosophie und der deutschen: Gewissenhaftigkeit und durchdachte Details.
Und warum Berlin?
Wir haben uns bewusst für Berlin als Flagship-Standort entschieden.
Sie haben also gezielt hier gesucht und nicht einfach die Gelegenheit genutzt, dass das Niketown-Gebäude frei wurde?
Nein, wir dachten nicht, ach, da steht was frei. Das war Strategie. Berlin ist eine der wichtigsten Metropolen weltweit – auch in der Mode. Der Standort Tauentzienstraße / Ecke Nürnberger Straße ist optimal. Der Laden ist sogar noch größer als der in Paris.
Sie brauchen auch eine gewisse Größe, um sich darzustellen.
Klein geht auch, aber ein Markteintritt sollte schon mit einem signifikanten Geschäft erfolgen.
Uniqlo hat eine spezielle Mitarbeiterführung, da weiß jeder, was er tut. Spielt das auch in Berlin eine Rolle?
Für uns ist wichtig, wie wir die Produkte zum Kunden bringen. Die Ausbildung der Mitarbeiter ist in der Tat ein Riesenaufwand.
Ist dieses Konzept ein sehr japanisches?
Das würde ich jetzt nicht behaupten, gut geführte Marken müssen sich immer überlegen, wo ihr Kern ist. Bei uns ist es der Kundenservice. Vielleicht ist es auch deshalb überraschend, weil das in diesem Preissegment normalerweise nicht relevant ist.
Sie hatten eine Kooperation mit Jil Sander. Warum?
Es passte, die Sprache von Jil Sander ist ja sehr reduziert. Wir fragen uns auch bei jedem Detail: Wie groß muss es sein, warum ist es da?
Das war also nicht die erste von vielen Designkooperationen?
Nein, das muss nicht sein. Bei uns müssen Leute arbeiten, die die Marken-DNA im Blut haben.
Was ist, wenn jeder alles haben kann, schwindet dann nicht die Begehrlichkeit?
Ein iPhone ist nicht deshalb weniger wert, weil es jeder hat.
Also spielt Abgrenzung nicht mehr so eine große Rolle?
Nein. Bei uns kann man Teil einer Gruppe werden.
Der erste Pop-up-Store von Uniqlo eröffnet am 14. bis zum 25. Januar in der Torstraße 94, montags bis samstags jeweils von 11 bis 20 Uhr. Ab April soll es dann einen Flagstore in der Tauentzienstraße/Ecke Nürnberger Straße geben.