Buschfeuer, Überschwemmungen, Hagel: Australien ist das Testlabor des Klimawandels
Australien ist von Naturkatastrohen gebeutelt. Sind das die Vorboten der künftigen Lebensbedingungen auf dem Planeten Erde?
Ein Horrorszenario des Unternehmensberaters McKinsey macht den Klimawandel verantwortlich für den Tod von hunderten Millionen Menschen. Gehe es so weiter wie bisher, sind „Billionen von Dollar an Wirtschaftskraft sowie das physische und das natürliche Kapital der Welt“ gefährdet, schreiben die Autoren des aktuellen Berichts „Climate Risk and Response“.
Einen Vorgeschmack dessen, was kommt, seien die Buschfeuer in Australien, die mehr als zehn Millionen Hektar Land verwüsteten und mindestens 30 Menschen das Leben kosteten. Rund eine Milliarde Tiere verendeten bereits, wie Chris Dickman, ein Forscher der Universität Sydney, schätzt.
Dickman nennt den Kontinent den „Kanarienvogel in der Kohlemine“, da er als einer der ersten und besonders deutlich zeige, was die Welt erwartet, wenn die globalen Temperaturen in den kommenden Jahren weiter ansteigen.
Dickman ist nicht die einzige warnende Stimme: 2017 prophezeite eine Studie der Australischen Nationaluniversität in Canberra bereits, dass Melbourne und Sydney sich bis 2040 auf Sommertage bis zu 50 Grad einstellen müssen, und das selbst, wenn das Klimaabkommen von Paris eingehalten wird.
Zwei Jahre zuvor hatten auch die australischen Forschungsagentur CSIRO und die nationale Wetterbehörde schon prophezeit: Der Klimawandel werde Australien deutlich heftiger treffen als den Rest der Erde. Extremhitze im Outback, tote Korallen am Great Barrier Reef und überschwemmte Millionenstädte am Meer - so sahen sie die Zukunft.
Auch die Buschfeuer werden vom Klimawandel angefeuert. Klimamodelle zeigen, wie die steigenden Treibhausgasemissionen den Nährboden schaffen für Wetterbedingungen, die Brände begünstigen. Trotzdem sind die Feuer nur ein Beispiel.
Ein Bericht des australischen Klimarates zeigte vor Kurzem die Folgen für die australische Fauna und Flora, die jetzt schon erkennbar sind: So sind inzwischen 99 Prozent der geschlüpften Grünen Meeresschildkröten weiblich, nachdem die Temperatur das Geschlecht der Tiere entscheidet.
2018 starb bei einer Hitzewelle auch ein Drittel der einheimischen Flughundpopulation in Cairns im Nordosten des Landes. Im gleichen Jahr verendeten aufgrund der extremen Trockenheit rund eine Million Fische im größten Flusssystem, dem Murray-Darling-Becken.
Der Meeresspiegel steigt höher als im globalen Durchschnitt
Neben dieser „Lebensader“ Australiens – rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte stammen aus den Regionen um das Flusssystem – sind einige der bekanntesten Naturparadiese des Landes gefährdet: Im tropischen Norden steigt der Meeresspiegel etwa doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt und gefährdet die Süßwasserfeuchtgebiete im Kakadu-Nationalpark.
Dürre und Hitzewellen ließen große Teile der Jarrah-Wälder in Westaustralien sterben. Seetangwälder in Tasmanien gingen ein, auch Seegras und Mangroven leiden durch Unterwasserhitzewellen.
Besonders betroffen ist das Great Barrier Reef: Dort haben hohe Meerestemperaturen und ein Zyklon seit 2016 fast die Hälfte aller Korallen absterben lassen. Die Great Barrier Reef Marine Park Authority hatte die Zukunftsaussichten des Riffs im vergangenen Jahr von „schlecht“ auf „sehr schlecht“ heruntergestuft.
Die Temperaturextreme waren als einer der Hauptgründe angegeben worden. „Das Riff hat vier Korallenbleichen erlitten – 1998, 2002, 2016 und 2017“, sagt der australische Korallenforscher Terry Hughes. „Deren Auswirkungen sind ähnlich wie ein Buschfeuer, nur, dass wir Korallen statt Bäume verlieren.“ Mit weniger Korallen nehmen laut Hughes auch andere Tierarten im Riff rapide ab.
Neben Australien sind die kleineren Inselstaaten im Pazifik die ersten Leidtragenden des Klimawandels. Kiribati beispielsweise, das aus gerade mal 33 verstreut liegenden Inseln und Korallenatollen besteht, die im Durchschnitt nur zwei Meter über dem Meeresspiegel liegen, droht immer weiter im Meer zu versinken. Überschwemmungen und Sturmfluten haben in den vergangenen Jahren viel Land unbrauchbar gemacht: Süßwasserbrunnen sind versalzt, Ernten zerstört worden.
Kiribati hat vorgesorgt und bereits Land zur Umsiedelung der Einwohner gekauft
Manche Medienberichte sprechen davon, dass das Land 2030 bereits unbewohnbar sein könnte. Rund 100.000 Menschen müssten dann umgesiedelt werden. Um dann nicht Bittsteller bei anderen Nationen werden zu müssen, hat Kiribati vorgesorgt: 2014 kaufte die Regierung bereits ein 20 Quadratkilometer großes Stück Land auf der zu Fidschi gehörenden Insel Vanua Levu, um notfalls alle Bürger dorthin umzusiedeln.
Sogar Deutschland könnte 2050 bereits von massiven Überflutungen betroffen sein. Das zeigt eine interaktive Karte, die seit Oktober vergangenem Jahres im Netz kursiert. Forscher der Universität Princeton hatten Berechnungen angestellt, wonach Überschwemmungen in weiten Teilen Norddeutschlands, darunter Bremen und Hamburg, sehr wahrscheinlich sind.
Laut diesem Rechenmodell sollen weltweit Küstengebiete überflutet werden, in denen heute 300 Millionen Menschen leben. Besonders die asiatischen Länder China, Bangladesch, Indien, Vietnam, Indonesien und Thailand könnten betroffen sein. Einzige Hoffnung: Deiche oder andere künstliche Küstenabwehrmaßnahmen haben die Forscher nicht berücksichtigt.