Dr. Wewetzers Kolumne: Alles in Butter
Wie gesund oder ungesund ist Butter? Eine neue Studie ist der Frage auf den Grund gegangen.
Manchmal ist Butter unersetzlich. Geschmolzen auf zartem Spargel, einer Forelle blau oder knusprigem Toast kann sich ihr warmes Aroma unnachahmlich entfalten. Die Deutschen lieben Butter. Zwar geht der Konsum allmählich zurück, doch noch immer werden pro Kopf und Jahr mehr als fünf Kilogramm vertilgt. Und das, obwohl der Ruf der Butter alles andere als unbefleckt ist. Lange galt sie als gesundheitlicher Übeltäter und Dickmacher, auch wenn in den vergangenen Jahren die Pro-Butter-Fraktion stark aufgekommen ist und das Milchfett überschwänglich preist. Passend zu dieser Debatte ist nun eine Studie erschienen, die sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Butter beschäftigt. Sie taucht das Lebensmittel in ein mildes Licht.
Der Ernährungsforscher Dariush Mozaffarian von der Tufts-Universität in Boston und sein Team durchforsteten wissenschaftliche Datenbanken nach Butter-Untersuchungen. Es ging um die Frage, wie sich das Fett auf das Risiko von Herz- und Gefäßleiden, Diabetes (Zuckerkrankheit) und die Sterbewahrscheinlichkeit auswirkt. Neun Studien mit insgesamt mehr als 630 000 Teilnehmern erwiesen sich als geeignet und wurden analysiert. Ergebnis der im Fachblatt „Plos One“ veröffentlichten Auswertung: Butterkonsum wirkt sich kaum aus. Die Sterbewahrscheinlichkeit steigt geringfügig an (gemessen während der Laufzeit der Studien), das Diabetes-Risiko sinkt leicht und Herz- und Gefäßleiden werden nicht beeinflusst.
Butter ist kein "Dämon"
Butter sei ein „ziemlich neutrales“ Lebensmittel, kommentiert die Studienautorin Laura Pimpin das Resultat. Sie sei „middle of the road“, gesünder als Weißbrot, Zucker oder Kartoffeln, aber die schlechtere Wahl im Vergleich zu vielen Margarinesorten und Ölen, etwa solchen aus Soja, Raps, Leinsamen und Oliven. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Butter nicht dämonisiert werden sollte“, sagt ihr Kollege Mozaffarian. Für ein großes Comeback gebe es aber keinen Anlass. Der mögliche Schutz vor Diabetes sollte jedoch erforscht werden.
Butter oder Margarine? In der entscheidenden Brotaufstrich-Frage hat erstere nun einen Achtungserfolg erzielt. „Für Gesunde ist es egal, ob sie Butter oder Margarine essen“, sagt Janine Kröger vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. „Sie können nach Geschmack entscheiden.“ Wer herzkrank ist, sollte jedoch eher Margarine den Vorzug geben.
Gesättigte Fettsäuren - gut gegen Diabetes?
Butter enthält reichlich gesättigte Fette und Cholesterin, Margarine mehr und im Prinzip gesündere ungesättigte Fette. Aber die Sache ist nicht schwarzweiß und eine ganze Ecke komplizierter. Denn manche der gesättigten Fette in der Butter sind vermutlich sogar gut gegen Gefäßleiden und Diabetes, namentlich die Pentadecan- und die Heptadecansäure. Gemeinsam mit Kalzium, Vitamin D und weiteren Inhaltsstoffen könnten sie erklären, weshalb Butter trotz Fett- und Cholesteringehalt so schlecht nicht abschneidet. Übrigens hat Butter nicht, wie oft vermutet, mehr Kalorien als Margarine. Falls das ein Argument ist.
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