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Ein Rauchmelder auf einer Toilette hatte Alarm geschlagen: Chaos im BER-Terminal am vergangenen Sonnabend.
© Christophe Gateau/dpa

Neu zu Weihnachten und Ostern: Zweite Bahn, zweites Terminal – doch nun Fahrstuhl-Ärger am BER

Zwei Schritte vor, einer zurück: Der BER eröffnet im Dezember eine zweite Landebahn und zu Ostern ein zusätzliches Terminal. Dafür wird auch Personal gesucht.

Schönefeld - Am Willy-Brandt-Airport soll nun vor den Osterferien 2022 das neue, aber noch verwaiste Terminal 2 in Betrieb genommen werden. Das hat Flughafenchefin Aletta von Massenbach am Freitag offiziell im für den BER zuständigen Fachausschuss des Brandenburger Landtags in Potsdam mitgeteilt. Dessen Sondersitzung hatten Linke und Freie Wähler durchgesetzt, um sich über Konsequenzen der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) aus anhaltenden Abfertigungs-, Technik- und Serviceproblemen am BER berichten zu lassen. Die Probleme seien teils „besorgniserregend“, die Lage „sehr unbefriedigend“, sagte sie. „Wir wollen, dass es besser wird.“ Zumindest teilten die BER-Betreiber mit, dass das Wasser in Haupt- und Regierungsterminal wieder als Trinkwasser genutzt werden kann. Dort waren in der vergangenen Woche Keime festgestellt worden.

Auch mit Bezug auf die Abfertigung gab es positive Nachrichten: Ab Ostern 2022 soll das für über 150 Millionen Euro neben dem Hauptterminal errichtete fertige Terminal 2 dazu beitragen, Abläufe zu entzerren. Es ist für die Abfertigung von sechs Millionen Passagieren pro Jahr ausgelegt, wegen der wenigen Fluggäste infolge der Pandemie bisher nicht eröffnet worden. Dieses Jahr erwartet der BER gerade einmal zehn Millionen Passagiere – nicht einmal ein Drittel des Vorkrisenniveaus. Eine frühere Inbetriebnahme des Terminal 2, etwa vor Weihnachten sei nicht nötig, aber auch nicht möglich, sagte von Massenbach.

Der Hauptgrund: Der von der Bundespolizei für die Sicherheitskontrollen eingesetzte Dienstleister müsse für den Einsatz im Terminal 2 „erst zusätzliches Personal rekrutieren, schulen und zertifizieren lassen.“ Von Massenbach teilte zudem mit, dass in Abstimmung mit der Deutschen Flugsicherung ab 1.Dezember am BER wieder beide Start- und Landebahnen genutzt werden: Dies erlaube im Hinblick auf den Winterverkehr, etwa bei Glätte, eine größere Flexibilität.

Um Geld zu sparen, wird am BER seit Frühjahr im monatlichen Wechsel nur eine Bahn genutzt. Die Nutzung beider Bahnen und des zweiten Terminals sind laut von Massenbach auch bei einem Treffen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) besprochen worden. Scheuer hatte, wie auch Brandenburg, Berlin und der Aufsichtsrat unter dem neuen Vorsitzenden Jörg Simon auf ein zügiges Abstellen der Probleme am BER gedrängt. Dabei macht das alte Hauptterminal den Verantwortlichen weiter zu schaffen. Nachdem der Bau 2006 begonnen hatte, war es nach der geplatzten Eröffnung 2012 acht Jahre saniert worden, ehe es in Betrieb gehen konnte. Von Massenbach teilte mit, dass inzwischen alle 17 Laufbänder im Terminal kaputt sind und ausgetauscht oder „grundhaft instandgesetzt werden müssen.“ Es gebe auch Probleme mit einigen Fahrstühlen.

Am 5.November musste das Terminal komplett geräumt werden, nachdem ein Rauchalarm in einer Damentoilette ausgelöst worden war. „Die Rauchmelder funktionieren. Die Brandschutzanlage funktioniert“, sagte von Massenbach dazu. Das so genannte „Monster“ war eines der Hauptprobleme vor dem BER–Start. Das Brandmeldesystem sei aber „sehr sensibel eingestellt“, sagte von Massenbach. Es könne jederzeit wieder passieren. Man versuche, in Abstimmung mit den zuständigen Behörden, die Einstellungen zu verändern. Außerdem gehe man das Räumungskonzept für solche Fälle noch einmal mit allen Partnern durch.

Neuigkeiten gab es auch zu den BER-Finanzen. Wie berichtet, benötigt die Flughafengesellschaft bis 2026 weitere 2,4 Milliarden Euro der öffentlichen Hand, nachdem der Bau des neuen Airports bereits 6,8 Milliarden Euro gekostet hat. Das bisherige Geld reicht noch bis Februar/März 2021. Für die Kapitalspitzen müssen die drei Parlamente zustimmen - und die EU ein beihilferechtliches OK geben. Jetzt gibt es dazu einen Zwischenstand aus Brüssel. Finanzministerin Katrin Lange (SPD) informierte, dass die EU ihre Sonderrahmenrichtlinie für Beihilfen zur Bewältigung von Pandemiefolgen (Temporary Framework) um ein halbes Jahr bis Mitte 2022 verlängert hat. Das erleichtert nötige Überweisungen der Gesellschafter an die FBB im kommenden Jahr. Andererseits muss die geplante Unterstützung der FBB, die ab 2026 eine schwarze Null ermöglichen sollte, noch einmal umgestrickt werden.

Laut Lange erwartet die EU-Kommission Corona-Beihilfen an den BER für die Jahre 2020, 2021 und 2022 nicht mit weiteren beihilfefreien Unterstützungsmaßnahmen der Gesellschafter kombiniert werden wie es bisher vorgesehen war. Die EU legt demnach Wert „auf einen zeitlichen Abstand von zwei Jahren“ zwischen gezahlten Corona-Beihilfen an die FBB und geplanten beihilfefreien Zahlungen auf Grundlage eines speziellen Nachweises, wonach private Eigner in so einem Fall genau so Geld nachschießen würden wie der Staat. Möglicherweise kann das dazu führen, dass sich die Teilentschuldung der FBB, die ab 2023 beginnen sollte, verschiebt. Die FBB sei gebeten worden, „Vorschläge zu entwickeln“, sagte Lange. Am Volumen der 2,4 Milliarden ändere sich nichts.

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