Berlin: Zweifel angebracht
Neue Neonschrift am Palast der Republik. Grab von Tutanchamun soll für Ausstellung nachgebaut werden
Ein Franke will den ägyptischen Pharao Tutanchamun nach Berlin bringen. „Wir bauen die gesamte Grabkammer nach“, sagte Burkard Pfrenzinger, „wie original“. Sie soll im Palast der Republik stehen. Der Veranstalter will mit seiner Ausstellung das wiederholen, was er hier im vergangenen Jahr mit der ausgestellten chinesischen Terrakotta-Armee erreichte: Immerhin kamen mehr als 300 000 Zuschauer. „Berlin braucht solche Highlights“, betonte Pfrenzinger.
„ZWEIFEL“ sind angebracht. Auf dem Dach des Palastes steht seit gestern in Großbuchstaben, was seit Jahren den einstigen DDR-Prunkbau begleitet: Zweifel an seiner Zukunft, an der weiteren „Zwischennutzung“, am Abrisstermin. Die großen Neonbuchstaben bleiben bis zum Mai auf dem Haus. Sie sind ein Projekt des norwegischen Künstlers Lars Ramberg. Zweifelhaft ist bisher, ob sich das Ägypten-Projekt durchsetzen lässt.
Die Senatskulturverwaltung reagierte gestern überrascht. Es liege zwar seit geraumer Zeit ein Antrag für eine Tutanchamun-Ausstellung vor, allerdings von einem anderen Veranstalter, der ihrer Ansicht nach nicht genannt werden wolle. Das Problem sei jedenfalls, dass die Ausstellung das ganze Haus für längere Zeit beanspruche, so dass dort nichts anderes veranstaltet werden könne. Schon Anfang des Jahres hatten Vertreter des Programmbeirats für die Zwischennutzung Bedenken über eine „Art Märchenpalast“ geäußert. Pfrenzinger sagte, er plane eine eindrucksvolle Ausstellung. Noch müssten Urheberrechte geklärt werden.
Die Original-Tutanchamun-Ausstellung läuft bis Mai in Bonn. Dort äußern sich die Veranstalter ablehnend über das Projekt in Berlin: „Keine Originale, kein Niveau“. Die Kulturverwaltung wies darauf hin, dass über das Programm der Zwischennutzung erst dann entschieden werden könne, wenn ein Generalmieter für den Palast gefunden sei, etwa in drei Wochen. Die Nutzung des bundeseigenen Palastes koste immerhin 25 000 Euro Monatsmiete. Zum Jahresende soll er abgerissen werden. Der Förderverein Berliner Schloss forderte gestern, statt über eine Palast-Zwischennutzung über den Bau einer privat finanzierten Info-Box „Schloßplatz“ zu reden.
Die 500 000 Euro teuren Buchstaben „Zweifel“ wurden von norwegischen Sponsoren finanziert, unterstützt von der Botschaft. Mit den Buchstaben soll das Gebäude zum Gesamtkunstwerk, zum „Palast des Zweifels“ werden.
Christian van Lessen
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