BER-Gutachten: Zweifel an der Größe des neuen Flughafens
Wieder Aufregung um den Hauptstadtflughafen, von dem noch nichts fliegt. Ein Gutachter hält ihn für viel zu klein. Der künftige Betreiber weist das zurück. Auch die für den 27. Oktober 2013 geplante Eröffnung droht erneut zu scheitern.
Ein neues Gutachten sät Zweifel an der richtigen Größe des künftigen Hauptstadtflughafens in Schönefeld. Der frühere Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa hält ihn für zu klein. Es gebe zu wenige Abfertigungsschalter und Gepäckausgabebänder. Die Flughafengesellschaft wies dies zurück. Die bislang 45 Probebetriebstage hätten keine Hinweise darauf geliefert, dass der Airport unterdimensioniert sei.
Wegen einer Fehlplanung beim Brandschutz soll der Flughafen Berlin Brandenburg mit zwei Jahren Verspätung erst am 27. Oktober 2013 eröffnet werden. Faulenbach da Costa sagte am Dienstag in Potsdam, für den Airport sei spätestens 2014 mit mehr als 27 Millionen Passagieren pro Jahr zu rechnen. Dafür gebe es zu wenig Check-in-Schalter. Der Architekt hatte die Studie im Auftrag der Brandenburger CDU-Fraktion erstellt. „Zu spät, zu klein, zu teuer“ nannte er das Projekt.
Die Flughafengesellschaft widersprach dem. „Die Sorge, der Flughafen könnte zu klein sein, ist unbegründet“, erklärte das Unternehmen am Dienstag. Der Airport sei in allen Bereichen auf eine Startkapazität von 27 Millionen Fluggästen im Jahr ausgelegt. Sowohl der Vorwurf, es gebe zu wenig Schalter als auch zu wenig Gepäckausgaben, gehe ins Leere.
Die Kapazitäten richteten sich an den wirklichen Erfordernissen des Flughafens aus, die mit den Fluggesellschaften abgestimmt seien, und „nicht an theoretischen Erwägungen“. Nach jüngster Planung seien 118 Check-in-Schalter geplant, davon 94 im Hauptgebäude und 24 in zwei Pavillons vor dem Terminal. Hinzu kommen 50 Check-in-Automaten, an denen man sich seine Bordkarte ziehen kann.
Faulenbach da Costa hält hingegen 224 Check-in-Schalter für notwendig. Nach der bisherigen Planung sei nur ein „unterstes Qualitätsniveau“ bei der Abfertigung der Passagiere zu erreichen. „Der Service wird schlechter sein als in Tegel“, sagte er.
Nach seinen Berechnungen hat der künftige Hauptstadtflughafen 69 Prozent weniger Check-in-Schalter als Frankfurt und 65 Prozent weniger als München. Auch bei der Gepäckabfertigung fehlten Kapazitäten, kritisierte er. Aus seiner Sicht sollten eigenständige „Satelliten-Airports“ die Engpässe am Hauptstadtflughafen beheben.
Ein Sprecher des Münchner Flughafens sagte, dort gebe es 325 Check-in-Schalter für zuletzt rund 38 Millionen Passagiere im Jahr. „Die Zahlen sind aber schwer zu vergleichen“, betonte er. Jeder Flughafen habe andere Abläufe und Passagierströme.
Eröffnungstermin im Oktober 2013 droht erneut zu scheitern
Die brandenburgische CDU-Oppositionsfraktion, die das Gutachten bestellt hatte, wollte die Arbeit von Faulenbach da Costa am Dienstag noch nicht bewerten. Die SPD-Fraktion hält es für unglaubwürdig und warf dem Gutachter widersprüchliche Angaben aus früheren Jahren vor. Die Flughafengesellschaft erinnerte daran, dass Faulenbach da Costa seit Jahren für die Flughafengegner tätig sei.
Auch die für den 27. Oktober 2013 geplante Eröffnung des Flughafens droht erneut zu scheitern. Anders als geplant sind die vorübergehend eingestellten Arbeiten nach Tagesspiegel–Informationen nicht Mitte November vollständig wieder aufgenommen worden. Die Geschäftsführung erklärte auf Anfrage, dies stimme nicht. „Die Bauarbeiten werden sukzessive wieder hochgefahren. Richtig ist, dass derzeit noch nicht alle Gewerke vollständig arbeiten. Dies ist jedoch derzeit terminunschädlich. Die weiteren Absprachen mit den Baufirmen laufen.“
Insider der Flughafengesellschaft bestätigten gegenüber dem Tagesspiegel, dass es zwischen der Flughafengesellschaft und den Baufirmen harte Verhandlungen gebe. Die Firmen versuchten, finanziell „das Maximum rauszuschlagen“. Dies wohl auch deshalb, weil in der Vergangenheit die Flughafengesellschaft solchen Forderungen blind gefolgt sei. Nach Angaben von Insidern kann die Flughafengesellschaft derzeit die finanziellen Forderungen der Firmen gar nicht erfüllen, weil das Geld knapp ist. Zudem sollen die nach der Kündigung der Planungsgemeinschaft BBI mit deren Nachunternehmen abgeschlossenen neuen Verträge so üppig dotiert sein, dass die Firmen gar kein Interesse daran hätten, die Arbeiten schnell zu beenden. Dazu sagte Senatssprecher Richard Meng, davon habe er noch nie etwas gehört.