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Die Spandauer warten und warten, und das schon seit der gefühlten Ewigkeit 2010. Da kam’s gestern bei der Eröffnung des Bads auf ein paar Extra-Minuten kaum noch an.
© dpa

Hallenbad in Spandau eröffnet: Zwei neue Freizeitbäder - und jede Menge Probleme

Zwei neue Freizeitbäder sollen gebaut werden: eins im Nordosten – und das andere? Zunächst bekommt Spandau sein 50-Meter-Becken zurück. Nur wo ist die Sauna? Der Chef ist zerknirscht. Und zwar nicht nur deshalb.

Alle Uhren stehen stumm auf 12. Die neue Zeit tickt noch nicht im sanierten Kombibad Spandau-Süd. An einigen Umkleideschränken fehlen die Schlösser, die Sauna bleibt geschlossen. So ist das eben in Berlin, wenn wieder mal was feierlich eröffnet wird. Dennoch reiste viel politische Prominenz an, allen voran Sportsenator Frank Henkel (CDU).

„Fast alle Schwimmhallen sind nun wieder in Betrieb“, würdigte Henkel das Ereignis. „Lange hat’s gedauert, viel Mühe hat’s gekostet“, sagte Bäderchef Ole Bested Hensing. Begeisterung klingt anders. Nach viereinhalb Jahren haben die Spandauer wieder ein Hallenbad mit 50-Meter-Becken. Das Sanierungsvorhaben kostete elf Millionen Euro, doch reichte das Geld nicht für die Modernisierung der Sauna, und das Außenbecken blieb so marode, wie es ist. „Notdürftig instandgesetzt“ habe man das Becken, sagt Bested Hensing.

Pankow bekommt ein Sommerbad

Für den ehemaligen Manager des Tropical Islands ist Berlin eine harte Geduldsprobe. Das öffentliche Bauen mit seinen Vorschriften und Berichtszwängen sei „katastrophal“, sagt Hensing mit sanfter Stimme und leisem Lächeln. Ähnlich zäh gestalte sich die kundenorientierte Einsatzplanung des Personals. Mit der Politik komme er nach anfänglichem Fremdeln gut voran. Sein im vergangenen Frühjahr eingereichtes Bäderkonzept sei im Großen und Ganzen akzeptiert, sagt er. Ende Februar soll das Konzept im Hauptausschuss vorgestellt werden.

Heute mal nicht in Badehose. Sportsenator Frank Henkel (CDU, links) und Bäderchef Ole Bested Hensing. 
Heute mal nicht in Badehose. Sportsenator Frank Henkel (CDU, links) und Bäderchef Ole Bested Hensing. 
© dpa

Akzeptiert wird Hensings Plan, die Bäderlandschaft mit neuen Freizeitbädern zu ergänzen. Politiker von SPD und CDU wollen einen Teil des Sondervermögens für die Infrastruktur in zwei neue Bäder investieren. Das Sommerbad Pankow ist als östlicher Neubaustandort gesetzt, unklar ist noch, wo ein Neubau im Westteil der Stadt entstehen könnte. Charlottenburg, heißt es aus Kreisen der SPD, ohne das weiter zu präzisieren. „Habe ich auch gehört“, sagt Hensing, „halte das aber für einen Versprecher“. Charlottenburg habe man geprüft und für weniger geeignet befunden als eine Neubau-Lösung in Mariendorf. Dort könnte auf dem Gelände des Sommerbades ein neues Drei-Becken-Freizeitbad entstehen, das allen Nutzern – Schulen, Familien und Sportschwimmern – gerecht werden soll.

Die Bäder kommen mit dem Zuschuss von 50 Millionen Euro nicht mehr aus

In Charlottenburg liegen das Stadtbad Krumme Straße und das Olympiabad. Beide Anlagen sind sanierungsbedürftig. CDU-Sportpolitiker Peter Trapp hatte das Olympiagelände als Standort für ein neues Bad in die Diskussion gebracht. Auch das Sommerbad Wilmersdorf sei denkbar, sagt er nun. Man müsse prüfen, wie die Bevölkerung sich an den Standorten entwickele. Pankow bietet sich wegen des Zuzugs von Familien an.

Mit der politischen Vokabel „wachsenden Stadt“ begründen die Politiker, dass sie trotz der Neubauvorhaben keinen alten Hallenstandort schließen wollen, wie Hensing es vorgeschlagen hatte. Auch das Wort „Daseinsvorsorge“ wird ins Feld geführt. Entscheidend ist die Finanzierung. Die Bäderbetriebe kommen mit dem bisherigen Zuschuss von 50 Millionen Euro pro Jahr nicht mehr aus. Hensing beziffert den Sanierungsstau auf rund 85 Millionen Euro. Jedes neue Freizeitbad dürfte mindestens 25 Millionen Euro kosten. Die Haushälter müssen entscheiden, wie viele Zusatzmillionen die Bäder ihnen wert sind. Sanierungsstau gibt es an Schulen, Verwaltungsgebäuden und Straßen.

Die Sauna des Kombibades Spandau-Süd zu sanieren, dürfte rund 1,5 Millionen Euro kosten. Weil die Bäderbetriebe dieses Geld nicht hatten, wurde sie erstmal stillgelegt. Sehr ärgerlich finde er das, sagt Hensing im Gespräch mit einem Badegast, aber ihm seien die Hände gebunden. Entscheiden müsse die Politik. Die Summe, die eine Rundumsanierung von Spandau-Süd gekostet hätte, würde auch für einen Neubau reichen, sagt Hensing. Das Wort Abriss sei in der Berliner Politik offenbar schwer zu akzeptieren.

Öffnungszeiten werden eingeschränkt

Spandau-Süd geht in den Probebetrieb. Vereine und Sportgruppen sollen die letzten Mängel entlarven. Die gebe es immer, sagt ein Mitarbeiter. Dass die Uhren nicht funktionieren, ist eher ein minderschwerer Mangel. Am 11. Januar ab 9 Uhr ist Einlass für alle Schwimmfans, zum ermäßigten Eintritt von 3,50 Euro.

Weil die Bäderbetriebe nicht genügend Personal für das neue Bad haben, werden in anderen Bädern Öffnungszeiten eingeschränkt. Wo genau, wollte Hensing nicht sagen. SPD-Fraktionschef Raed Saleh hofft, dass seine Kinder nun in Spandau-Süd endlich richtig schwimmen lernen können. Bisher ist die Familie dazu an die Ostsee gefahren.

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