Civil March ab Berlin: Zu Fuß nach Aleppo - Brandenburg ist bald geschafft
Vor einer Woche sind Aktivisten in Berlin gestartet, um nach Aleppo zu laufen. Sieben Tage zwischen politischen Diskussionen und Willkommenskultur.
Frühstück auf dem Pferdehof, heißer Tee von Marktverkäufern, Kartoffeln mit Quark vom Bauern und ein großes Abendessen bei einer syrischen Familie: „Die Gastfreundlichkeit ist überwältigend“, sagt Thomas Alboth, Mitorganisator des "Civil March". Aber genau das, erzählt er, sei ja auch die Idee des internationalen Friedensmarschs: Im Laufe der Strecke mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen.
Genau eine Woche ist vergangen, seitdem sich mehrere hundert Aktivisten auf den Weg gemacht haben, um zu Fuß von Berlin nach Aleppo zu gehen. In einer Art "Staffellauf der Solidarität" wollen sie mehr als 3000 Kilometer zurücklegen, wollen die „Flüchtlingsroute“ in entgegengesetzter Richtung laufen und so die Aufmerksamkeit der Welt auf die Geschehnisse in Aleppo lenken. Rund 120 Kilometer haben die Aktivisten bereits hinter sich gebracht, sind am Sonntagabend im verschneiten Großräschen in Brandenburg angekommen.
Friedensmarsch bleibt politisch unabhängig
"20 bis 30 Leute sind seit Beginn dabei. Der Rest wechselt immer wieder durch", erzählt Alboth. Insgesamt bewege sich die Gruppengröße täglich zwischen 60 und 100 Menschen. Einige kämen für einen Tag, manche für eine Woche, andere für einen Monat. "Die Truppe ist bunt gemischt", sagt Alboth. Wichtig sei ihnen allerdings, dass der "Civil March" keine politische Partei oder Organisation repräsentiere. Gerade am Anfang, habe es da Schwierigkeiten gegeben.
Eine Gruppe von Syrern hatte die Flagge der syrischen Revolutionäre tragen und damit ihre politische Position zeigen wollen. Die Organisatoren hatten sich nach langen Diskussionen und Gesprächen entschieden, dies zu untersagen, die Gruppe den Marsch daraufhin verlassen. "Sowas geht nicht", erklärt Alboth. "Dann rennen wir für eine Seite und schlagen Lösungsmöglichkeiten aus." Dass andere Syrer wiederum genau wegen dieser Unabhängigkeit am Marsch teilnehmen und Menschen die Aktion unterstützten, sei dass, was die Aktion weitertrage. "Das macht Mut", sagt Alboth.
Geschlafen wurde bisher in Turnhallen oder Gemeinderäumen, am Sonntagnacht in der Umkleidekabine einer Fußballmannschaft. "Da haben wir in letzter Minute von der Stadtverwaltung Bescheid bekommen, dass wir rein können und waren echt froh. Mittlerweile ist hier alles zugeschneit", sagt Alboth. Was bisher reibungslos funktionierte, könne jedoch nicht als Regelfall betrachtet werden. Alle Aktivisten seien angewiesen, für eine Nacht im Freien ausgestattet zu sein.
Neujahrsfeier im beheizten Zelt
Die Nacht zum neuen Jahr haben die Aktivisten in einem beheizten Zelt gefeiert. Eine Frau aus Mexiko spielte Puppentheater, Syrer kamen vorbei, um Musik zu machen und gemeinsam wurde getanzt. Dazu lange Gespräche, in denen man sich erzählte, warum man eigentlich hier ist. "Alle haben eine Geschichte, etwas, dass sie antreibt", sagt Alboth. Es gibt, Syrer die Verwandte in Aleppo haben, Deutsche, die sich vorstellen solche Grausamkeiten würden hier passieren und wieder andere, die einfach ein Zeichen gegen den Krieg setzen wollen. Bei Thomas Alboth und seiner Frau Anna sei es vor allem ein Abend gewesen, der sie zu der Aktion angetrieben habe: Sie waren bei syrischen Freunden zum Abendessen eingeladen, als das Bombardement auf Aleppo zunahm und das Telefon plötzlich klingelte. Die in Syrien lebende Schwester der Bekannten war ums Leben gekommen. Und plötzlich war das ferne Aleppo ganz nah. "Das passiert mit Menschen, deren Familien mit uns leben. Das ist nicht weit weg", sagt Alboth.
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