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Wachschutz gefordert. Die Mitarbeiter der öffentliche Bibliothek in den Neukölln Arcaden fürchten sich vor Übergriffen.
© Imago

Neukölln Arcaden in Berlin: Zu Besuch in der Bibliothek des Anstoßes

Die Mitarbeiter der Helene-Nathan-Bibliothek in Neukölln fordern einen Wachschutz. Sie fühlen sich bedroht von Drogendealern und Kriminellen. Wie gefährlich ist die Situation? Ein Besuch.

Die Trinkpäckchen in der Hand stürmen fünf Schuljungen die Treppe zur Helene-Nathan-Bibliothek hinauf. Tür auf, Tür zu. Gelbe Wände, grauer Teppich, Ruhe. Im obersten Stock der Neuköllner Arcaden beugen Schüler und Studenten ihre Köpfe über Blätterhaufen und Bücherstapel. Ab und zu raschelt Papier, oder der Reißverschluss eines Mäppchens ist zu hören. Sonst ist es still. Mehrere Jungen erklären sich flüsternd gegenseitig etwas aus einem Erdkundebuch.

Die Mitarbeiter der Bibliothek jedoch schlagen Alarm. Von Drogenhandel, Brandstiftung und Sex auf den Toiletten schreiben sie in einem Brief an die Bildungsstadträtin und designierte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), auch von respektlosen Kindern, die sich nichts sagen lassen. Die Belegschaft fordert daher einen Wachschutz. Mit der Presse wollen die Angestellten nicht über die Situation reden, der sie nach eigenen Angaben ausgesetzt sind. An der Kasse verweist man auf Giffeys Pressestelle.

Ein Drogenumschlagplatz sieht wohl anders aus: Die Toiletten sind leer und sauber. Keine Kondome, keine kopulierenden Körper. Vielleicht nur ein guter Tag? Auf dem Parkdeck vor der Bibliothek hören zwei Mädchen Musik auf ihrem Handy. Melike, 21, und Büsra, 20, wohnen in der Nähe. „Ich bin fast jeden Tag hier in der Bibliothek“, sagt Melike. „Ich habe noch nie was von Drogen oder Sex hier gehört oder gesehen.“ Im zweiten Obergeschoss stünden manchmal Jungs, die auf Frauensuche seien, erzählt sie, aber die machten nichts. Hat sie manchmal Angst, alleine herzukommen? Melike lacht nur.

Ihre Freundin Büsra hält Wachschutz für eine gute Idee, für die Zeit nach der Dämmerung. „Für alle Fälle“, sagt sie. Die Schilderungen der Mitarbeiter sind belegt. Mehrmals musste die Polizei anrücken, einmal die Feuerwehr und häufiger der Sicherheitsdienst der Neuköllner Arcaden. Doch auch die Wachschützer wollen die Einsätze in der Bibliothek nicht kommentieren. Stattdessen drohen sie, auch bei weiterem Befragen der Kunden, mit Hausverweis. Die Nerven, so scheint es, liegen blank.

Pascale Müller

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