In Berlin und Brandenburg: Zerstört durch Baumwurzeln: Radwege sollen besser geschützt werden
Millionen werden in neue Radler-Trassen gesteckt. In Brandenburg wird jetzt Spezialfolie im Boden versenkt. Sie soll verhindern, dass Wurzeln den Asphalt schnell wieder zerstören.
Viele Millionen werden jährlich in Berlin und Brandenburg in neue Radwege gesteckt. Nach wenigen Jahren ist der Asphalt wieder kaputt, zerstört von Baumwurzeln. Prominentestes Beispiel ist der 2006 eröffnete Treptower Radweg neben der Teltowkanalautobahn, damals schwärmte der Senat von Autobahnqualität. Keine acht Jahre später gibt es erste Risse, Wellen und Aufbrüche, obwohl es dort nur spärlichen Seitenbewuchs gibt.
In Brandenburg, wo viele Radwege quer durch den Wald führen, ist die Lage viel schlimmer. Teilweise sind die Wege nur noch langsam befahrbar. Gefährlich war die Situation vor allem auf dem Europaradweg 1 (R1), der durch Brandenburg führt. Auf dem hügeligen Abschnitt zwischen Ferch und Beelitz mussten sportliche Radler abbremsen, um nicht zu stürzen, teilweise war der Asphalt zehn Zentimeter hoch aufgebrochen, die Situation verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Warnschilder gab es nicht, obwohl Rennradfahrer dort problemlos Tempo 50 oder mehr bergab erreichen.
Nun wird saniert – und es gibt erstmals Hoffnung auf eine dauerhafte Lösung. Sie kommt aus dem Brandenburgischen Lübben und heißt „Wurzelschutzfräse“. Eine dort ansässige Baufirma hat das laut ratternde Gerät entwickelt, das Radwege durch einen simplen Trick dauerhaft schützen soll. 25 Jahre versprechen die Firma Feind aus Lübben und der holländische Hersteller der Gummibarriere.
Nun erobert die Folie Brandenburg. Seit einigen Tagen ist der R1 auf acht Kilometern Länge zwischen Borkheide und Ferch gesperrt (ohne Umleitungshinweise für Radler übrigens). Nach Angaben der Gemeinde Beelitz ist der Weg erst vor zehn Jahren gebaut worden, neuer Asphalt und die seitlichen Folien kosten nun 200.000 Euro, teilte die Gemeinde mit. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Mitte Juli dauern, heißt es im Rathaus. Der R1, der die französische Atlantik- und die russische Ostseeküste verbindet, wird nach Angaben der Gemeinde Beelitz nicht nur von Ausflüglern und Sportlern, sondern auch von vielen Pendlern genutzt. Sie alle litten in den vergangenen Jahren unter der Holperpiste, auch im flachen Teil entlang der Bahnlinie durch den Wald. Auch Firmenchef Reinhardt Feind hatte sich im heimischen Spreewald über das Geholper auf dem Rad oft geärgert - bis er die Folienfräse entwickelte. „Ich will nicht wie auf einem Waschbrett radeln“, sagte er einmal dem „Dahme-Spree-Magazin“.
Immer mehr Brandenburger Kommunen lassen entlang der Radwege die Gummimatten im Boden verlegen. Die Maschine fräst einen fünf Zentimeter schmalen und 80 Zentimeter tiefen Schlitz neben dem Radweg oder der Fahrbahn. Bereits vorhandene Wurzeln werden dabei durchtrennt. Mit derselben Maschine wird dann die 75 Zentimeter breite und gut ein Millimeter dicke Folie abgerollt und im Boden versenkt. „Die hält ewig“, sagten die Arbeiter, die im Herbst 2013 am Radweg entlang der B 246 zwischen Zauchwitz und Beelitz die Wurzelbarriere verlegten.
Der Weg zwischen Neuruppin-Treskow und Wustrau gehörte 2009 zu den ersten, an denen die Folie verlegt wurde. Fünf Jahre später ist der Asphalt glatt wie am ersten Tag. In Berlin ist die Folie dem Vernehmen nach noch nicht eingesetzt worden.
Jörn Hasselmann
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