Kitas in Berlin: Zentrale Kitaplatzsuche über Datenbank
In Zukunft soll die Kitaplatzsuche über eine Datenbank erfolgen, die anzeigt, wo es freie Betreuungsplätze gibt. Grünen-Politikerin Marianne Burkert-Eulitz kritisiert, dass das eigentliche Problem ungelöst bleibt.
Das Kind ist noch gar nicht geboren, da müssen sich Berliner Eltern schon um einen Kitaplatz kümmern. Während sie dabei theoretisch die Freiheit haben, sich die Kita auszusuchen, kehrt sich dies faktisch oft ins Gegenteil um: die Notwendigkeit, sich in möglichst vielen Einrichtungen auf eine Warteliste setzen zu lassen und dann sehr lange nicht zu wissen, ob man jemals wieder etwas davon hört. Dieses Chaos will die Senatsbildungsverwaltung nun ordnen. Künftig soll es wie berichtet im Internet eine Datenbank geben, in der jeder anhand seiner Postleitzahl sofort sehen kann, welche Kitas in seiner Nachbarschaft freie Plätze haben. So soll es auch leichter werden, den Platzbedarf realistischer einzuschätzen.
„Wir sind guter Dinge, dieses System bis Jahresende zum Laufen zu bekommen“, sagte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Ilja Koschembar. Zum 1. August, wenn der bedingungslose Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz auch für unter Dreijährige in Kraft tritt, schaffe man es aber nicht.
Bei näherem Hinsehen handelt es sich doch nicht um einen Wahnsinnsfortschritt. „Wir wollen den Eltern zugleich den Nutzen bieten, dass sie den Kitagutschein online beantragen können“, hatte Koschembar die Neuerung erst angepriesen. Doch dann musste er zugeben: „Man muss den online ausgefüllten Antrag dann ausdrucken, unterschreiben und mit der Post zum Jugendamt schicken.“ Es sei eine Originalunterschrift nötig. Die eingegebenen Daten würden dann automatisch mit dem Melderegister abgeglichen, um sicherzustellen, dass es das Kind auch wirklich gebe, für das ein Platz beantragt wird. Auch dieser Abgleich findet heute schon statt.
Marianne Burkert-Eulitz von den Grünen zeigte sich skeptisch. „Dass das bis Jahresende funktionieren soll, finde ich sportlich“, sagt sie. Schließlich habe es Jahre gedauert, bis die derzeitige Datenbank funktioniert habe. Und der neue Plan bedeute ja immerhin, 2200 Kitas an ein EDV-Netz anzuschließen, in das sie jeweils freie Plätze einspeisen könnten. „Das Ganze ist eine Art Ablenkungsmanöver“, kritisiert Burkert-Eulitz. „Es ist ein Ansatz, den Mangel zu verwalten, aber es löst nicht die Probleme.“ Und was löst die Probleme? „Mehr Kitaplätze! Wenn der Senat nicht bis 2011 geschlafen hätte, dann hätten wir die Situation jetzt nicht.“ Laut Kitabedarfsatlas des Senats fehlen in Berlin bis 2017 mindestens 11 000 Kitaplätze.
Die Arbeitserleichterung für Eltern ist am Ende auch nicht so groß, denn nach dem Blick in die Datenbank geht es weiter wie jetzt auch: Die Eltern wenden sich an die Kita, einigen sich, beantragen den Gutschein und schließen den Betreuungsvertrag. Das Ganze hat also nur einen Vorteil für Eltern, wenn die Daten immer auf dem neuesten Stand sind und alle Kitas prompt ihre freien Plätze eintragen.
Babette Sperle vom Dachverband der Kinder- und Schülerläden hielt sich mit einer Bewertung zurück. Man könne mit diesem Instrument nichts steuern, sondern allenfalls die „gefühlte Panik“ etwas dämpfen, meint sie. Gut sei jedenfalls, wenn Karteileichen unter den Bewerbern und Mehrfachbelegungen auf den Wartelisten auf diese Weise erkannt und gelöscht werden könnten.
Eine Datenbank ähnlich der geplanten gibt es schon auf privater Ebene. Sie heißt Kitanetz und ist ein privat geführtes Kitaverzeichnis, in dem freie Plätze gemeldet sind. Jeder kann im Internet hineinsehen. 1550 der 2200 Berliner Kitas sind verzeichnet. Der Gründer und Betreiber Jürgen Beck hat das Kitanetz 2002 aus der Situation als engagierter Vater ins Leben gerufen. Den Plan des Senats findet er nicht schlecht. „Wenn dieses neue System die Transparenz erhöht und den Eltern erspart, alle Kitas einzeln nach Plätzen zu fragen, so ist es zu begrüßen“, so Beck. „Eltern müssten dann aber auch Hintergrundinfos über die einzelnen Kitas bekommen. Einige Eltern legen vielleicht Wert auf Montessoripädagogik, andere auf Inklusion – die Datenbank ist nur nützlich, wenn Sie genug Informationen bietet.“ Da er selbst schon eine umfangreiche Datenbank habe, biete es sich an, mit dem Senat zusammenzuarbeiten. Das würde auch Beck nützen, denn er erfährt oft erst spät, wenn etwa eine Kita geschlossen wurde. Eine Zusammenarbeit lehnte Koschembar aber ab.
In Berlin fehlen auch Erzieher. Der Rechtsanspruch hat in ganz Deutschland Aktionsprogramme ausgelöst.
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