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Wie ein „Schock“ habe die Aussicht, mitunter noch 3,5 Monate lang eines oder gar mehrere Kita-Kinder zu Hause betreuen zu müssen, auf Eltern gewirkt, wird berichtet. 
© dpa-tmn

Unverständnis bei Kita-Eltern: Zeitplan ist „inakzeptabel“, Kindertagesstätten sollen schneller für alle öffnen

Momentan herrscht in Berliner Kindertagesstätten Notbetreuung. Viele Eltern kritisieren den Plan von Senatorin Scheeres, spätestens Anfang August wieder zum Regelbetrieb überzugehen.

Der Plan von Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD), in den Kindertagesstätten bis spätestens zum 1. August wieder zum Regelbetrieb zurückzukehren, stößt bei vielen Eltern auf Unverständnis. „Das darf doch nicht wahr sein“ und „Wie soll man das schaffen?“, so lauteten die freundlicheren Kommentare in den Chatgruppen. Wie ein „Schock“ habe die Aussicht, mitunter noch 3,5 Monate lang eines oder gar mehrere Kita-Kinder zu Hause betreuen zu müssen, auf Eltern gewirkt, wird berichtet. Seit dem 17. März arbeiten Berlins Kitas im Notbetrieb, betreut werden ab dem kommenden Montag nur Kinder aus Familien, in denen ein Elternteil in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, sowie Kinder von Alleinerziehenden in Arbeit oder Ausbildung. Nach dem Phasenmodell wird der Kreis der zur Notbetreuung berechtigenden Berufsgruppen später erweitert. Vorschulkinder sowie Kinder, die noch eingewöhnt werden müssen, kommen ebenfalls früher zum Zug.

Weil dennoch viele leer ausgehen dürften, wird nun Protest laut. Mehr als 1200 Eltern unterzeichneten einen am Montag an Scheeres sowie Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) gerichteten Brief. Sie fordern, die Kitas „sicher, schnell und planvoll“ zu öffnen, Kinder zu schützen sowie Eltern zu entlasten. Fünf Wochen nach der Schließung der Kitas kämen viele Eltern wegen der Doppelbelastung von Arbeit und Kinderbetreuung an die Belastungsgrenze, heißt es weiter. Der Fahrplan der Senatorin wird als „inakzeptabel“ bezeichnet.

Sanfter im Ton, die Senatorin aber dennoch antreibend, formulierte der SPD-Landesvorstand auf Antrag von Co-Landeschef Julian Zado am Freitag einen Beschluss unter dem Titel „Familien brauchen Lösungen“. Darin wird eine Notbetreuung für die Kinder aller Arbeitnehmer gefordert, die nicht im Homeoffice arbeiten können. Außerdem sollten Konzepte zur schrittweisen Öffnung von Spielplätzen erarbeitet und bestehende Kontaktverbote für kleine (private) Betreuungsgemeinschaften gelockert werden. Der von Scheeres vorgestellte Plan sei vielen Sozialdemokraten nicht weit genug gegangen, war zu hören. Der Grünen-Landesvorstand wiederum verschickte am Montag einen „Diskussionsbeitrag“, in dem unter anderem die schnelle und flexible Ausweitung der Notbetreuung angemahnt wird.

Die Sprecherin der Senatorin, Iris Brennberger, betonte, der 1. August sei keine Ziel-, sondern eine Orientierungsmarke. „Wenn es die Pandemie zulässt, dann kann und soll es schneller gehen“, erklärte sie und bezeichnete letzteren Fall als „wünschenswert“. Eine schrittweise Öffnung der Kitas müsse mit Blick auf die epidemiologische Entwicklung erfolgen, sagte Brennberger weiter und verwies auf die Abwägung der Interessen von Kindern, Eltern und Beschäftigten. Wann welche Phase des Modells eintritt, sei nicht festgelegt. Robert Kiesel

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