Berlin-Kreuzberg: Zalando kündigt Mietvertrag auf Cuvry-Gelände
Der Onlinehändler zieht sich von dem umstrittenen Bauvorhaben in der Cuvrystraße zurück. Die Proteste gegen das Projekt sollen nichts damit zu tun haben.
Der Versandhändler Zalando gibt seine Ansiedlungspläne auf dem Kreuzberger Cuvry-Gelände auf. Das bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens. „Mehrere Meilensteine und Deadlines des Bauprojekts wurden nicht eingehalten.“ Deshalb habe man von der Möglichkeit, vom Mietvertrag zurückzutreten, Gebrauch gemacht. Es gebe Zweifel an der rechtzeitigen Fertigstellung der Gebäude. Die ersten Teams von Zalando hätten Ende 2019 einziehen sollen.
Einer dieser Meilensteine war offenbar die Fertigstellung einer Bodenplatte, wie Eigentümer und Bauherr Artur Süßkind am Donnerstag mitteilte. Eine „bautechnisch erforderliche Änderung des Bauablaufs bezüglich der Bodenplatte“ sei Zalando schon im August 2017 mitgeteilt worden. Ebenso, dass dadurch die rechtzeitige Fertigstellung und Übergabe der Gebäude nicht gefährdet sei. Die Rücktrittserklärung des Mieters sei daher nicht gerechtfertigt. Unabhängig davon werde das Vorhaben zu Ende geführt.
Ursprünglich sollten Luxuswohnungen entstehen
Auf der Projektseite des „Cuvry-Campus“ sind die beiden lagerhausartigen Backsteinriegel mit dem Vermerk „Bezugsfertig ab 03/2018“ versehen – offenbar eine veraltete Terminplanung. Zalando wollte Büros auf einer Gesamtfläche von 34.000 Quadratmetern beziehen, damit wären die Bauten zu mehr als 90 Prozent ausgelastet. Im Erdgeschoss sind vor allem Geschäfte und Restaurants geplant.
In diesem Jahr will Zalando nach eigenen Angaben 2000 neue Stellen überwiegend in Berlin schaffen. Derzeit werde nach Ersatzflächen für den Cuvry-Campus gesucht. Zalando hat seinen Hauptsitz in neu errichteten Gebäuden an der Mercedes-Benz-Arena. Dort ist aber nicht genügend Platz für die derzeit 6000 Berliner Mitarbeiter. Der „Zalando-Campus“ sollte über die Spree hinweg ausgebaut werden. An der Campus-Idee mit kurzen Wegen zwischen den Abteilungen will der Versandhändler festhalten.
Auf der 11.000 Quadratmeter großen Brache, die 20 Jahre lang Tummelplatz für alternative Projekte und improvisierte Zwischennutzungen war, sollten ursprünglich ein Shoppingcenter und später hochpreisige Wohnungen entstehen, doch die Verhandlungen mit dem Senat verliefen zäh und wurden vom Bauherrn im Frühjahr 2016 überraschend abgebrochen. Gegen das Wohnungsbauprojekt an der Cuvrystraße hatte es massive Proteste von Gentrifizierungsgegnern gegeben, auch nach Bekanntwerden des künftigen Büromieters Zalando gab es weiter Kritik. Der grüne Baustadtrat Florian Schmidt befürchtete einen zusätzlichen Druck auf die Gewerbemieten und die „Zerstörung von Kiezstrukturen“.