Verkehr in Berlin: Wuthupen in Kreuzberg
Seit Montag früh ist die U1 für sechs Wochen in Kreuzberg gesperrt. Unsere Autorin wusste es schon vorher: Es wird das reine Chaos. Eine Glosse.
In Kreuzberg gilt Dauerhupen in der Regel als ein Zeichen der Freude. Autokorsos rund ums Kottbusser Tor signalisieren: Hier wird türkische Hochzeit gefeiert. Oder Türkiyemspor hat sich zum Meister geschossen. Seit Montag steht die Dauerhuperei nur noch für eines: Wut.
Denn, so viel war schon vorher klar, in Kreuzberg geht nichts mehr, und das gilt dieses Mal für Autofahrer und ÖPNV-Nutzer. Für alle, die gerade aus den Pfingstferien zurückkommen, hat die BVG am ersten Schultag eine besondere Überraschung bereitgehalten: Sechs Wochen bleibt die U1, Kreuzbergs zentrale Ost-West-Verbindung, gesperrt. Rund 90.000 Menschen sind an Werktagen zwischen den Bahnhöfen Schlesisches Tor und Warschauer Straße unterwegs. Das alte Viadukt müsse regelmäßig geprüft und erneuert werden, heißt es bei der BVG. Und zwar jetzt. Eine Verschiebung der Arbeiten in die Sommerferien? Zurückbleiben, bitte.
Es gab mal einen Verkehrssenator Andreas Geisel, der versprochen hatte, bei der Verkehrslenkung aufzuräumen. Dieses Mal wirklich. Und richtig. Jener seit langem umstrittenen Behörde, die unter anderem für Ampelsteuerung, Koordinierung von Baustellen, Verkehrssicherheit und Straßensperren zuständig ist. Geisel ist inzwischen für Inneres zuständig. Zum Aufräumen ist er nicht gekommen.
Stattdessen macht jeder weiter, wie er will. Vor ein paar Wochen ging es zwischen Gitschiner und Skalitzer Straße los. Da werden gerade die Fahrbahnen umgebaut, um Fahrradstreifen einzurichten. Mehr als zehn Jahre ist die Idee alt, so alt, dass die Fahrradverbände die Streifen inzwischen schon gar nicht mehr wollen. Aber wo es sich sowieso bereits so schön staute, blieb nach dem Karneval der Kulturen die Blücherstraße gleich dicht – Fahrbahnerneuerung.
Und in dieses Kuddelmuddel schickt die BVG im Sechs-Minuten-Takt noch ihre Ersatzbusse. Natürlich wissen alle, dass das eine bescheuerte Idee ist. Und deshalb empfiehlt die BVG ihren Kunden, besser nicht die Ersatzbusse zu benutzen. Weil die doch im Stau steckenbleiben.