Toleranz-Streit: Wowereit und das "Sado-Maso-Fest"
Debatte um eine schrille Party: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit ist wegen eines Grußwortes für ein Leder-Fetisch-Fest in die Kritik geraten.
Berlin (29.08.2005, 16:52 Uhr) - Die Begrüßung «für ein Sado-Maso-Fest (...) ist mit seinem Amt unvereinbar und geht eindeutig zu weit», erklärte am Montag CDU-Generalsekretär Frank Henkel. Wowereit hatte im Grußwort für das zweite Berliner «Folsom Europe»-Fest an diesem Wochenende geschrieben, die Hauptstadt als tolerante und weltoffene Stadt sei stolz darauf, dass sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Vorlieben wohl fühlen würden. Partys dieser Art würden dafür sorgen, «dass Skepsis und Vorbehalte einem freundlichen Miteinander weichen».
Die CDU kritisierte, die Veranstaltung liege «jenseits der guten Sitten» und sei «an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten». Das Straßenfest in Schöneberg habe mit Toleranz und einer weltoffenen Stadt «nichts mehr zu tun, sondern sei ein Akt der Selbstinszenierung einer Szene».
Senatssprecher Michael Donnermeyer wies die Vorwürfe zurück und sagte: «Man mag diese Szene für schrill halten, aber es sind Touristen aus aller Welt und sie bringen Geld.» Berlin sei tolerant genug für so eine Party. Wowereit habe zudem die ihm angetragene Schirmherrschaft abgelehnt. Die Veranstaltung koste Berlin kein Geld, weder über Sponsoring noch über einen anderen Weg.
Auf der Tourismus-Messe ITB im Februar hatten die Veranstalter mit Unterstützung der Berlin Tourismus Marketing Gesellschaft unbeanstandet geworben. Im vergangenen Jahr nahmen 6500 Besucher teil, diesmal werden ab Freitag 15.000 Menschen erwartet.
Die Veranstalter von «Folsom Europe» betonten, die Leder- und Fetisch-Szene sei nicht gleichzusetzen mit sadistischen oder masochistischen Praktiken, für die auch nicht geworben werde. Zudem würden mehrere tausend Euro an Überschüssen für soziale Zwecke gespendet.
Das vorwiegend homosexuelle Festival kommt aus den USA und wird in San Francisco seit mehr als 20 Jahren gefeiert. Ableger gibt es in New York und Toronto. (tso/dpa)
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