Neue Immoscout-Studie: Wohnungs-Nachfrage in Berlin steigt wegen Pandemie stark an
Mehr Nachfrage nach Wohneigentum durch die Pandemie: In Berlin stiegen Wohnungspreise um 12 Prozent an. Und die Nachfrage je Objekt sogar um ein Drittel.
Aus dem Ausland ziehen weniger Menschen nach Berlin und Deutschland. Und auch viele Studenten suchen keine Wohnung mehr, weil sie die Vorlesungen online ebenso gut vom Elternhaus aus verfolgen können. Doch obwohl die Bevölkerungszahl stagniert, gibt es einen regelrechten Schub am Immobilienmarkt: Wie der größte Online-Vermittler "Immobilienscout" mitteilt, übersteigt die Nachfrage nach Wohnobjekten bei weitem das Angebot. 155 Berliner melden sich auf jede inserierte Mietwohnung im Portal. Steht ein Haus zum Verkauf, melden 23 Käufer ihr Interesse an, bei Eigentumswohnungen sind es durchschnittlich neun.
Verschoben hat sich in der Krise aber das Interesse von Mietern und Käufern: Einen Balkon (plus 29 Prozent gegenüber Vorjahr) oder einen Garten (plus 31 Prozent) sollte die Immobilie schon haben - und sie sollte groß sein. Beides erklären die Marktforscher mit der Pandemie, in der die Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen. 150 Quadratmeter oder mehr suchen die meisten Interessenten auf der Plattform, fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Notfalls weichen die Städter ins Umland aus: Die Nachfrage nach einem eigenen Haus im Speckgürtel von Berlin stieg um 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Eine Stadtflucht sei das aber nicht, sondern eher die Konsequenz der teuren Preise und des Mangels an passenden Angeboten in der Stadt. Zumal etwa in Berlin auch die Nachfrage nach Eigentumswohnungen kräftig anzog im Vergleich zum Vorjahr: um 38 Prozent. Von einem "Wettbewerbsdruck in Großstädten" um Wohnungen spricht der Geschäftsführer von Immoscout Ralf Weitz, die angebotenen Immobilien seien "immer schnell weg".
Denn "die Krise kommt nicht in den Kreisen der Käufer an", so Weitz weiter. Das liege an den großen Hilfsprogrammen, die die Bundesregierung schnürte, um Wirtschaft und Haushalte aufzufangen. Viele Jobs seien sicher, noch jedenfalls. Weil wenig verreist und wenig eingekauft werden könne, verfügten die Haushalte über mehr Erspartes. Und die Zinsen für einen Immobilienkredit sind immer noch niedrig wie nie.
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Hoffnung auf sinkende Preise, die etwa Bundesbank und Verband der Pfandbriefbanken kürzlich als mögliches Szenario ins Spiel brachten, machen sich die Marktexperten nicht. "Es gibt keine Trendumkehr", sagte Weitz. Im Gegenteil, "Bauträger rechnen mit steigenden Preisen und verschieben teilweise den Marktstart von Immobilienprojekten", um davon zu profitieren.
Vor kurzem hatte das Portal die Preise der bei Immoscout angebotenen Immobilien veröffentlicht und ein "ungebremsten Preiswachstum" im Corona-Jahr gemeldet: Für eine 80 Quadratmeter große Wohnung seien durchschnittlich 470.000 Euro fällig. Die Preise seien um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Für ein neu gebautes Einfamilienhaus würden 670.000 Euro gefordert, der Preisanstieg in der "Berliner Metropolregion" habe 2,7 Prozent betragen. Für eine Wohnung aus dem Bestand verlangen Verkäufer durchschnittlich 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr.