Stararchitekt baut in Berlin: Wohnen bei Libeskind
Er hat das Gelände von Ground Zero in New York neu geplant und das Jüdische Museum in Berlin errichtet. Jetzt baut Architekt Daniel Libeskind eine Nummer kleiner, aber kaum weniger spektakulär - und wieder in Berlin. Nahe dem BND-Gelände entsteht ein Wohnhaus.
Sein Hauptquartier hat er in New York, aber er hängt noch immer an Berlin. Und nun baut der Architekt des Jüdischen Museums, Daniel Libeskind, auch wieder an der Spree. Nicht weit vom Neubau des Bundesnachrichtendienstes entfernt, an der Ecke Chausseestraße / Schwartzkopffstraße, entstehen auf 6000 Quadratmetern Fläche 73 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen. Am Freitagabend wurde dieses Projekt vor geladenen Gästen erstmals präsentiert.
Libeskind preist das Vorhaben voller Begeisterung an: Ein „großartiges Viertel“ werde hier entstehen, „im Zentrum, dort, wo Ost und West geteilt waren“. Berlin entwickelt sich aus seiner Sicht sowieso sehr schnell: „Jeder bemerkt jetzt, was für eine großartige Stadt das ist.“ Auf das neue BND-Gebäude angesprochen, reagiert er weniger enthusiastisch: „Ich dachte, wir reden hier über Architektur und nicht über reine Größe.“
Öffentliche Gebäude, selbst wenn sie berühmt sind, vergleicht er mit Prosa. Die Bedeutung von Wohngebäuden hingegen werde oft unterschätzt, sagte er. „Dabei sind sie die Poesie der Architektur.“ An Wohnungen reizt ihn die Intimität, die Tatsache, dass jeder Mensch aus seinem Mikrokosmos etwas anderes macht. Die Außenfassade seines neuen Hauses wird mit besonderen Kacheln dreidimensional gestaltet, unten im Haus wird Platz für ein Café sein.
Die ganze Gegend werde in wenigen Jahren voller Leben sein, prophezeit Libeskind. In New York hat er sein Büro neben „Ground Zero“. Auch das ist neuerdings eine boomende Gegend. Vor den Anschlägen auf das World Trade Center zogen die Leute weg, dann gab es eine Phase der Schockstarre – und jetzt leben dort dreimal so viele Menschen wie vorher. Libeskind entwarf den Masterplan für die Neubebauung des Geländes.
Dass sich Städte im Zuge der Globalisierung immer mehr angleichen, betrachtet er als Herausforderung für Architekten. „Wir müssen die Besonderheit von Orten herausarbeiten.“ In Berlin fühlt er sich immer wieder, als sei er nie weg gewesen. Das liegt wohl auch an seinen Enkelkindern im Alter von drei Jahren und vier Monaten, die hier leben – „in Charlottenburg, in einem Altbau ohne Fahrstuhl“. Sohn Noam Libeskind arbeitet als Astrophysiker am Leibniz-Institut in Potsdam. An einem aktuellen Projekt seines Vaters hat er mitgearbeitet: Libeskind senior und junior entwarfen gemeinsam eine sich ständig verändernde Lichtinstallation. Sie symbolisiert den Urknall und die Ausdehnung des Universums.