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Ecke Kurfürstenstraße: Das "Carre Voltaire" von Diamona und Harnisch
© Simulation: promo

Immobilien in der Hauptstadt: Wo in Berlin Luxuswohnungen entstehen

Bevorzugt im Westen Berlins: 5000 Euro Kaufpreis pro Quadratmeter sind bei Luxusimmobilien nicht ungewöhnlich. Richtig Reiche zahlen weit mehr.

Gibt es wirklich Käufer für diese Art von Luxus: eine Wohnung für „5000 Euro je Quadratmeter plus“ in unmittelbarer Nähe des Straßenstrichs an der Kurfürstenstraße? Gewiss, erklärt der Chef der Firma Diamona und Harnisch und reicht eine Straßenkarte vom Schöneberger Kiez rum, auf dem fünf Bauvorhaben mit 513 Wohnungen markiert sind. Kommt er etwa jetzt, gewaltig, der Kiez an der Potsdamer Straße?

„Ich will nicht sagen, dass die Käufer den morbiden Charme suchen, es hat aber schon einen Reiz, in den unfertigen Kiez zu ziehen“, sagt Alexander Harnisch. Unfertig, das galt mal als das Merkmal von ganz Berlin und zog die digitalen Nomaden oder das gleichnamige Prekariat magisch an. Denn in den Lücken und auf den Brachen konnte aus alten Holzlatten, Fässern und anderem postindustriellem Strandgut so etwas wie der Kater-Holzig-Club gezimmert werden.

Die genialen Dilettanten mit Szene-Anschluss werden zunehmend von Glücksrittern der Baubranche verdrängt, die nun zwischen Arbeitsgericht, Möbel Hübner und Lukas-Gemeinde Chancen auf Gewinne wittern. Zumal diese öde Transitzone zwischen altem West-Berlin und City Ost eine ruhmreiche Vergangenheit hat: als Sitz der polnischen Botschaft und anderer Residenzen, von deren hochherrschaftlicher Architektur bis heute das Café Einstein profitiert, dessen Stammsitz hier liegt – und nicht etwa, liebe Neu-Berliner, Unter den Linden.

Zwischen Döner-Ständen, Woolworth und Discount-Apotheke

Wiederholt sich Geschichte aber wirklich – oder ist das nur eine Farce? Am und rund um den früheren Verlagssitz des Tagesspiegels hat sich eine quirlige Szene von Modemachern breit gemacht, aber die Potsdamer Straße ist immer noch auch der Sitz von Döner-Ständen, Woolworth und Discount-Apotheken. Trotzdem will Alexander Harnisch Kaufreservierungen für gut ein Drittel der 5000-Euro-Quadratmeter-Wohnungen bei seinen Kunden eingesammelt haben – und deshalb rollen die Bagger noch in diesem Jahr; eröffnen soll das Haus in zweien.

Ab 6000 Euro je Quadratmeter beginnt "Luxus"

Wer sich über den Preis wundert, dem sei gesagt: Das ist wenig für echten Luxus und den gibt es noch gar nicht in Berlin. Luxus ist, wenn der Doorman Status und Vertrauen eines Privatsekretärs hat, es ein „Gym“ im Haus gibt und Privat-Jet-Service. Gäbe es solche Häuser, sie würden Käufer finden, sagt Thomas Zabel von der gleichnamigen Firma. Der nennt übereinstimmende Marktberichte von Maklern, wonach die Preise für Eigentumswohnungen ihren Höhepunkt erreicht hätten, „völlig falsch“, verkaufte nach eigenen Angaben 278 solcher Wohnungen in 2015, „keine unter 4500 Euro je Quadratmeter“.

Dafür reist er etwa zur „Luxury Property Showcase Beijing“. 15.000 Euro je Quadratmeter für den Neubau von Museumsinsel-Architekt David Chipperfield in der Französischen Straße zahlt halt nicht jeder. Trotzdem ist nur noch das Penthouse zu haben. In dieser Preisliga spielen auch die rund 100 Wohnungen im Neubau, der an der Wilhelmstraße eine DDR-Platte ersetzt. Sportlich, sind doch Luxuswohnungen in der Schlüterstraße um ein Drittel günstiger zu haben.

Das gute alte West-Berlin ist wieder schick

Ach ja, gutes altes West-Berlin, dein Zauber wirkt bis heute: Von den gut 17.000 Luxuswohnungen, die zurzeit für mindestens 6000 Euro je Quadratmeter angeboten werden, sind fast 40 Prozent in Charlottenburg-Wilmersdorf – in Mitte nur knapp 30 Prozent. Das fand Henrik Baumunk vom Maklerhaus CBRE heraus und sagt: „Die Kaufpreise steigen überproportional und stärker als die Mieten.“ Diese seien im Luxussegment von 14 auf 16 Euro je Quadratmeter geklettert seit 2012, die Kaufpreise aber von 4500 auf 5600 Euro je Quadratmeter.

Dass der Mietenanstieg für Luxuswohnungen an seine Grenzen stößt, liege daran: Wer hat, der kauft und mietet nicht. Vermögende Unternehmer, „40 something“, die ihr Startup gewinnbringend verkauft haben, zählen zu den Käufern und Vermögende aus aller Herren Länder, die auch in London, Paris und New York einen Koffer haben und die Wohnung dazu. Berlin darf da nicht fehlen, meinen jedenfalls die Branchen-Vertreter und verkaufen nach Kräften.

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