Volksentscheid Tempelhofer Feld: Wo gegen das Bauen gestimmt wurde - und wo dafür
Ein Blick in die Zahlen des Volksentscheids verrät Erstaunliches: Es gab auch Mehrheiten für beide Vorschläge. Und die Beteiligung war sehr unterschiedlich. Ein Überblick.
In Spandau liegt Tempelhof ganz weit weg. Nur läppische 10,2 Prozent der Stimmberechtigten stimmten im Wahlbezirk 527 um den Blasewitzer Ring und einem Teil der Heerstraße über die Zukunft des Tempelhofer Feldes ab. Dafür waren sich die wenigen Interessierten weitgehend einig. 66,3 Prozent unterstützen das freie Feld. Ganz logisch war die Haltung allerdings nicht, denn auch der Senatsentwurf fand mit 46,3 Prozent der abgegebenen Stimmen eine Mehrheit. 37,5 Prozent waren dagegen. Ein Widerspruch, den es auch woanders gab.
So stimmten in Kreuzberg rund um die Baerwaldstraße 84,9 Prozent fürs unbebaute Feld, doch der Senatsvorschlag mit der Randbebauung fand mit 76,9 Prozent ebenfalls eine sehr deutliche Mehrheit mit der höchsten Zustimmungsquote stadtweit. Für die Leere und das Bauen fand sich auch in Mitte im Bereich der Birkenstraße jeweils eine Mehrheit: 73,5 Prozent stimmten fürs freie Feld und sogar 75,1 Prozent machten parallel dazu ihr Kreuz beim Senatsvorschlag. Ein Indiz dafür, dass das Prozedere vielleicht doch zu kompliziert war? Bezirksweit war das Abstimmverhalten eindeutiger: 65,2 Prozent waren auf der Seite der Bebauungsgegner, und den Senatsvorschlag unterstützten nur 39,9 Prozent der Abstimmenden.
Marzahn-Hellersdorf will beides
Eine Mehrheit für beide Varianten gab es nur in Marzahn-Hellersdorf. Dort stimmten bezirksweit 57,5 Prozent für das unbebaute Feld, aber immerhin 51,5 Prozent fanden auch den Senatsvorschlag so gut, dass sie ihn mit ihrem Kreuz unterstützten. Nicht so richtig einig waren auch die Reinickendorfer, die mit 55,5 Prozent für die Leere votierten, sich aber auch zu 48,4 Prozent zu dem Senatsvorschlag fürs Bauen bekannten.
Ganz klar war die Sache im flughafennahen Wahlbezirk 210 in Neukölln im Bereich der Boddin- und der Hermannstraße. 91,4 Prozent votierten fürs freie Feld und für eine Bebauung sprachen sich nur 7,2 Prozent aus – so wenig wie in keinem anderen Wahlbezirk. Die Neuköllner dürften auch zu den eifrigsten Nutzern des Freigeländes gehören.
Aber auch in Friedrichshain-Kreuzberg hat man, anders als im fernen Spandau, sein Herz für den Flughafen entdeckt. Beim Volksentscheid zum Weiterbetrieb als Flughafen hatten sich nur 30,6 Prozent aus dem Bezirk beteiligt. Jetzt gibt es hier den Spitzenplatz. Im Wahlbezirk 111 um die Bergmann- und die Gneisenaustraße, auch fußläufig vom Feld entfernt, beteiligten sich 53,3 Prozent der Berechtigten an der Abstimmung. Mit einer ebenso klaren Haltung: 84,4 Prozent waren fürs freie Feld, für den Senatsvorschlag erwärmten sich dagegen lediglich 15,8 Prozent. Satte 79,4 Prozent stimmten mit Nein. Sehr hoch war auch die Beteiligung in Flughafennähe in Neukölln.
Ein Wahllokal ganz ohne ungültige Stimmen
Doch auch im schon etwas weiter entfernten Wilmersdorf ließ das Feld die Wähler zu den Urnen strömen. 51,1 Prozent waren es im Bezirk 602 rings um den Ludwigkirchplatz. Und hier fand der Senatsvorschlag sogar eine Mehrheit: 52,9 Prozent sprachen sich für eine Bebauung auf dem Feld aus, „nur“ 47,4 Prozent wollten die Leere erhalten haben. Vielleicht liegt’s am Umfeld; im Kiez boomt derzeit der Wohnungsbau – allerdings meist in der Luxusklasse.
War die Abstimmung zu kompliziert oder war’s Absicht? In Mitte jedenfalls war die Zahl der als ungültig eingestuften Wahlzettel besonders hoch. 28,3 Prozent waren es im Bezirk 624 (Maxstraße, Reinickendorfer Straße, Schererstraße und Schulstraße in Wedding). Keine einzige ungültige Stimme gab es dagegen in Neukölln im Bezirk 312 im Bereich der Neuköllnischen Allee und der Sonnenallee. Allerdings war die Beteiligung mit 13,8 Prozent auch viel geringer als im Weddinger Pendant, wo 21,2 Prozent an der Abstimmung teilnahmen. Alle Stimmen zählten auch im Reinickendorfer Bezirk 517 mit der Finsterwalder Straße und dem Wilhelmsruher Damm. Und dort beteiligten sich 22,2 Prozent an der Wahl.