IT-Dienstleistungszentrum in Wilmersdorf: Wo die sensiblen Daten der Berliner Bürger liegen
In Wilmersdorf schlummern auf zahlreichen Servern alle sensiblen Daten von Berliner Bürgern. Der genaue Ort bleibt aus Sicherheitsgründen geheim. Ein Besuch.
Torsten Schrör legt den Hebel um, stemmt sich gegen die Tür und öffnet mit einer kraftvollen Bewegung den Eingang zum sogenannten „High Security Data Center“ des IT-Dienstleistungszentrums Berlin (ITDZ) in Wilmersdorf; die genaue Adresse soll geheim bleiben. Aus guten Grund: Hier liegen auf Servern unter der Erde alle sensiblen Informationen der Berliner Bürger. „Meldedaten, Polizeiakten, Steuerinformationen, Daten des Finanzamtes“, sagt Schrör, Leiter des Hochsicherheitscenters.
Das will sicher bewacht werden. Immer wieder gibt es Cyberangriffe von außen. Kameras überblicken das Gelände innen und außen. Sicherheitsmechanismen registrieren, wenn Kabel beschädigt oder angezapft werden. Schwere Sicherheitstüren versperren Gänge, durch die dicke Stromkabel verlaufen. Die enden in Serverräumen mit dicken Wänden und Decken. Der Komplex ist klimatisiert, geregelte Sauerstoffzufuhr verhindert Brandgefahr, Generatoren sorgen im Notfall zwei Wochen lang für Strom.
„Sehr modern und Hochtechnologie“
15 bis 17 Millionen Euro investiert das ITDZ jährlich in seine Arbeit. Alles sei „sehr modern und Hochtechnologie“, sagt Ines Fiedler. Sie ist seit Mai der neue Kopf des ITDZ. Die Einrichtung speichert im Auftrag der Stadt nahezu alle wichtigen Informationen der Stadtverwaltung und Ämter und stellt die digitale Infrastruktur bereit. Die 52-Jährige übernimmt von Konrad Kandziora den Vorstandsposten und tritt damit einen schwierigen Job an.
In der Vergangenheit war das ITDZ des Öfteren wegen Systemausfällen und mangelnder Professionalität in die Kritik geraten. Das soll sich jetzt ändern. „Ich glaube, es braucht jemanden wie mich. Veränderung hängt viel mit Führung zusammen“, sagt Fiedler, die auf über zwei Jahrzehnte Erfahrung im IT-Management zurückblicken könne. Unter der Agenda „ITDZ 2020“ plant die Anstalt öffentlichen Rechts das eigene Angebot zu verbessern und auszubauen. Vor allem ist von Standardisierung die Rede.
Momentan gleicht die digitale Infrastruktur der Stadt einem Flickenteppich. Unterschiedliche Betriebssysteme, keine einheitliche Software und veraltete Technik in den Behörden erschweren den einwandfreien Betrieb. Neue und große Aufgaben stünden bevor, sagt Fiedler. Ihr Ziel: „Wir müssen weiter wachsen.“ Finanziell wie personell: In der Männerdomäne IT möchte Fiedler vor allem auch auf Frauen setzen.
„Der Schlüssel zur Veränderung ist eine passgenaue IT.“ Damit bezieht sie sich auch auf das kommende E-Government-Gesetz, das eine größere Digitalisierung der Verwaltung regeln soll. Teil dieses Plans ist auch die störungsanfällige Wahlsoftware. Was diese angeht, sieht Fiedler beim ITDZ aber keine Verantwortung. Stattdessen gibt sie sich optimistisch: „Die Wahlbenachrichtigung kriegen wir hin.“
Janosch Siepen