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Während der WM wird es mit der Nachtruhe vielerorts nicht ganz so ernst genommen.
© dpa

WM 2014: Public Viewing nach 22 Uhr in Berlin: WM geht vor Nachtruhe

Morgen beginnt die Fußball-WM. Trotzdem haben erst wenige Berliner Wirte eine Erlaubnis fürs späte Public Viewing. Die Bezirke gehen aber davon aus, dass es auch ohne Genehmigung kaum Beschwerden geben wird.

Interessant wird es ab dem Achtelfinale: Dann beginnt die Hälfte der WM-Spiele um 22 Uhr. Auch die Halbfinals und das Spiel um den dritten Platz werden erst ab 22 Uhr übertragen. Um diese Uhrzeit beginnt auch die deutsche Nachtruhe. Das Feiern und Johlen außerhalb geschlossener Räume ist untersagt. Und nun? Kein Public Viewing mehr?

Die Bundesregierung hat eine Verordnung erlassen, die das scharfe Schwert des deutschen Lärmschutzgesetzes für die Zeit der WM abstumpft. Die Berliner Bezirke dürfen auf Grundlage dieser Verordnung das Jubeln nach 22 Uhr gestatten, wenn nicht gerade ein benachbartes Seniorenheim oder andere Tatbestände dagegen sprechen. Das Problem ist nur: Nur eine kleine Minderheit der Wirte und Public-Viewing-Veranstalter hat bislang Anträge gestellt.

Pankow zählt 23 Anträge, 22 davon wurden genehmigt, in Mitte waren es bislang elf, zehn davon genehmigt. Charlottenburg-Wilmersdorf zählte bis letzte Woche 13 Anträge.

Bezirke erwarten "Grundtoleranz"

„Das war bei den vorangegangenen WMs nicht anders“, sagt Mittes Umweltstadträtin Sabine Weißler. Bisher begannen die Spiele allerdings deutlich früher. Dennoch macht sich Weißler keine ernsthaften Sorgen um die Berliner WM-Stimmung. „Keiner läuft mit einem Schallmessgerät durch die Gegend.“ Gebe es keine Beschwerden, könne der Fernseher auch ohne Genehmigung nach 22 Uhr weiterlaufen. In vielen Kiezkneipen würde sich ohnehin die halbe Nachbarschaft vor dem Fernseher versammeln.

Pankows Stadtrat Torsten Kühne kennt einen Trick, der die Genehmigungspflicht außer Kraft setzt. Der Fernseher steht drinnen, die Fans sitzen draußen und gucken. Das mindert allerdings kaum den Lärmpegel, wenn Stürmerstar Müller vor dem gegnerischen Tor agiert. „Wir gehen davon aus, dass eine gewisse Grundtoleranz herrschen wird“, sagt Kühne. Das Ordnungsamt werde nach 22 Uhr ohnehin nicht mehr aktiv, dafür aber die Polizei. Die will zur WM keine Ausnahme machen. "Es wird wie bei Musikveranstaltungen vorgegangen", sagte ein Sprecher. Bei Beschwerden werde der Wirt ermahnt, für Ruhe zu sorgen.

Gebühr kann auch mal dreistellig ausfallen

In der Regel haben sich die großen Public-Viewing-Akteure mit einer Genehmigung ausgestattet. In Pankow gilt das für die Kulturbrauerei, das Strandbad Weißensee, das Kulturzentrum am Pfefferberg und „erstmals auch die Grünfläche hinter dem Planetarium“, so Kühne. Kleineren Veranstaltern bietet Kühne an, ihren Antrag noch nachzureichen. In Friedrichshain-Kreuzberg gibt es für die Wirte einen generellen Dispens zur WM. Auf ein formelles Antragsverfahren werde verzichtet, erklärt Ordnungsamtsleiter Joachim Wenz. "Das wäre zu bürokratisch."

Die Zurückhaltung vieler Wirte könnte auch an den Kosten für eine Genehmigung liegen. Jeder Antrag werde individuell geprüft, sagt der zuständige Amtsleiter in Charlottenburg-Wilmersdorf, Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar. Da könne die Gebühr auch mal dreistellig ausfallen. Unter den drei genehmigten Großveranstaltern im Bezirk befinde sich auch eine Kirchengemeinde.

Der Hotel- und Gaststättenverband sieht nach den bisherigen WM-Erfahrungen auch diesmal keine größeren Probleme. Die Politik habe das Großereignis insgesamt „gut gelöst“, lobt Dehoga-Sprecher Thomas Lengfelder.

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