Sky erhöht Preise für Gastronomie: Wirte im Widerstand
Kneipen machen gegen die Preiserhöhung von Sky mobil. Nun wollen die Hertha-Fantreffs gemeinsam kündigen. Andere überlegen, die Mehrkosten auf die Kunden umzulegen.
„Es ist gut möglich, dass der Dalldorfer Hertha-Fanclub stirbt“, sagt Toni Baumann, „und damit würde der ganze Kiez ärmer.“ Grund seien die neuen Preise von Sky. Der Pay-TV-Sender will wie berichtet zur neuen Saison im Durschnitt 30 Prozent, in manchen Fällen wie bei Baumann aber bis zu 50 Prozent mehr Geld verlangen, damit etwa in der „Dalldorfer Wirtschaft“ in Reinickendorf die Bundesliga gezeigt werden darf. Deshalb kündigt Baumann und hofft, dass viele der offiziellen Hertha-Fantreffs in Berlin mitziehen. Zumindest haben sie sich zusammengesetzt und das so beschlossen.
13 Fantreffs gibt es in Berlin, und diejenigen, die der Tagesspiegel am Donnerstag und Freitag erreicht hat, wollen tatsächlich Sky kündigen oder haben es schon. Bei allen hat der Sender die Preise deutlich erhöht. Sky begründet das auf Nachfrage mit höheren Lizenz- und Produktionskosten.
Von dem Preisanstieg ebenfalls betroffen sind als gemeinnützige Vereine registrierte Fanclubs wie "Das Rote Berlin". Die Hannover-96-Fans zeigen in ihrem Vereinsheim "Niedersachsenstadion" alle Spiele ihres Vereins, doch auch bei ihnen ist der Preis "mehr als schmerzvoll" von 260 Euro auf 350 Euro angestiegen, berichtet der Vorsitzende Tobias Quednau.
Über Facebook organisiert sich der Protest
Zuletzt hat sich der Sender etwas bewegt. Bei Heiko Lockenvitz, Besitzer des Gaffel Hauses in Mitte, klingelte etwa das Telefon: „Die haben mir zwei Gratismonate angeboten, wenn ich zwölf Monate lang den neuen Preis bezahle – die glauben wohl, ich könnte nicht rechnen.“ Er vermutet, Sky wolle eine Bresche in den entstehenden Widerstand der Wirte schlagen, der sich vor allem über das Netzwerk Facebook organisiert: in Gruppen wie "Sky Deutschland Preise für Wirte senken" oder "Rettet den Kneipenfußball". Auf einer laufend aktualisierten Deutschlandkarte können sich diejenigen Kneipen eintragen, die Sky für die nächste Saison gekündigt haben - rund zehn Prozent davon liegen in Berlin.
Die Öffentlichkeit ist wichtig, denn viele Wirte befürchten, dass andere Kneipen neue Sky-Abos abschließen und ihnen so die Kunden abjagen, wenn sie jetzt kündigen. „Wir müssen solidarisch sein und Zusammenhalt zeigen“, beschwört Sabine Becker, Betreiberin der „Holland Mühle“ in Steglitz, ihre Kollegen. Seit 1991 zeigt die Kneipe die Bundesliga, doch jetzt hat Becker gekündigt: „Ich müsste vier Euro für ein Bier verlangen, dann bleiben auch alle Gäste weg.“
Ein Euro mehr fürs erste Bier
Jens Köpke, Betreiber des „Uluru-Ressorts“ in Prenzlauer Berg, will dagegen in Zukunft bei Bundesliga-Spielen 50 Cent mehr pro Bier verlangen. Noch kündigt er nicht: „Dafür haben wir zu viele Kunden, die zum Fußball kommen.“ Ähnlich geht Udo Drewing vor, seit 1987 Pächter der Dortmund-Fankneipe „Intertank“ in Kreuzberg. „In Zukunft kostet der erste Drink einen Euro mehr“, erzählt er. Eine Saison lang will er noch „zähneknirschend“ Sky zeigen, „die Fans wären sonst enttäuscht“. Mehr als 30 Prozent hat Sky draufgeschlagen, aber wenn der BVB spielt, kommen 80 Leute in seinen Laden – oder mehr.
Wohl oder übel mache auch er noch ein Jahr mit, sagt Fred Eichhorn, seit 25 Jahren Betreiber des „Puschel’s Pub“ in der Potsdamer Straße. 75 Prozent seiner Stammkundschaft kommen wegen des Fußballs. „Aber ich weiß nicht, wo das enden soll. So langsam ist das existenzbedrohend.“