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Bitte den Knopf drücken. Soll heißen: Die Bewerbungsspiele am Brandenburger Tor sind eröffnet. Mittendrin: Michael Müller, Berlins Regierender.
© AFP
Update

Startschuss für Olympia-Bewerbung 2024 in Berlin: "Wir wollen die Spiele". Klar! Nur wer ist 'wir'?

Berlin hat am Freitagmorgen seine Bewerbungskampagne für die Olympischen Spiele gestartet. Das Brandenburger Tor wurde beleuchtet, das Motto lautet „Wir wollen die Spiele“. Eine Reportage.

Michael Müller drückte auf den Knopf, es wurde hell, Farben leuchteten, und der Regierende Bürgermeister hätte natürlich am liebsten „Völker dieser Welt, ihr schaut jetzt auf Berlin“ in die Morgenkälte geschrieen. Er sagte aber nur „Wir werden jetzt deutlich machen, dass wir gute Gastgeber sind mit einer sportbegeisterten Bevölkerung.“

Hinter ihm leuchtete das Brandenburger Tor, es war sieben Uhr, die Temperaturen nahe am Gefrierpunkt, aber die Stimmung bei Müller natürlich auf dem Höhepunkt. Schließlich hatte er gerade den Startschuss für die Bewerbung von Berlin für die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 eingeleitet. Die Leuchtfarben am Pariser Platz waren quasi wie die opening-Flammen-Säulen bei einem Rockkonzert. Am Brandenburger Tor leuchtete der Slogan „Wir wollen die Spiele.“ (hier können Sie ein Video davon sehen).

Ja, klar. Nur, wer ist wir? Die sportbegeisterte Bevölkerung jedenfalls lag in diesem Moment im Bett, saß am Frühstückstisch, steckte im Stau und hängte vor der Glotze und verfolgte das „Morgenmagazin“. Die Zahl der Zuhörer von Müllers Pathos hielt sich in engen Grenzen, aber egal, es ging ja um die Bilder. Es war ja auch ein reiner Medientermin, 9 TV-Kameras waren aufgebaut, zahlreiche Fotografen hielten alles fest, und ein paar Bilder dürften dann auch noch „Morgenmagazin“ ausgestrahlt worden sein. 

Böhning erzählt die üblichen PR-Sprüche

Zwei Stunden später ging’s auch um Bilder, aber da durfte nur die zweite Garde ran. Björn Böhning, Chef des Staatskanzlei, stand am S-Bahnhof Warschauer Straße, hinter und über sich eine Digital-Werbetafel, auf der verkündet wurde: „Gemeinsam holen wir die Spiele nach Berlin. Mach mit.“ Ein Steilpass weiter steht die 02-Arena, und dessen Eigentümer beteiligt sich an der Kampagne. Deshalb der Standort. .

Böhning erzählt die üblichen PR-Sprüche zu Olympia und Berlin, und weil wohl irgendjemand von der Regie gesagt hatte: „Lasst große Männer um ihn sein“, flankierten ihn die Sportprofis Sebastian Kühner (BR Volleys), Fabian Wiede (Handball, Füchse) und Constantin Braun (Eisbären). Riesenkerle, die in der Kälte froren und zuversichtliche Gesichter machten. Kühner sagte, „in der Mannschaft  sind eigentlich alle für Berlin“, er natürlich auch, er ist Berliner, da versteht sich das von selbst. Braun hatte in alle Eile noch sein Trikot über die dicke Winterjacke gezwängt, er sah aus, als hätte man ihn aufgepumpt, aber dafür umklammerte er lässig seinen Eishockey-Stock.

Niroomand will sich nicht in den Vordergrund drängen

Zwei Meter entfernt von Kühner hatte sich Kaweh Niroomand platziert, fein gewandet im schwarzen Mantel und dunkelblauen Schal. Kühner sagte schon deshalb nichts gegen Berlin, weil Niroomand sein Manager bei den Volleys ist und entscheidet, ob sein Vertrag verlängert wird. Niroomand war hier allerdings in zweifacher Funktion. Er steht für den Spitzensport und dessen Unterstützung der Bewerbung, gleichzeitig ist er auch eine Art Koordinator der Berliner Wirtschaft für die Kampagne. Er habe aber, das betonte Niroomand, keine offizielle Funktion, er will sich da nicht in den Vordergrund drängen. Aber er ist halt ein bekanntes Gesicht, war mal Unternehmer, er kennt sich im Sport aus, die Medien kennen ihn, er ist durchaus passend für dieser Aufgabe.

Ist Berlin nicht ziemlich spät dran mit seinem Startschuss? Heikles Thema, Niroomand sagte: „Die Situation ist, wie sie ist. Vielleicht verlief die erste Halbzeit nicht so wie man sich das gewünscht hätte, aber jetzt konzentrieren wir uns auf die zweite Halbzeit. Wir blicken nach vorne.“ Niroomand ist glühender Fans von Borussia Dortmund, er denkt auch in Fußballer-Sprache.

Viel mehr in Sachen Olympia passiert an diesem Freitag allerdings noch nicht. Gut, beim Sechs-Tage-Rennen klebt der Slogan „Wir wollen die Spiele“ auf der Bahn, ein Promotionteam ist im Velodrom vor Ort, aber ansonsten ist der Startschuss wirklich noch symbolisch. Die Olympia-Plakate werden gerade erst noch gedruckt, Flyer müssen nach gedruckt werden, die BVG-Busse werden mit Werbeplakaten noch beklebt, ab Montag kommt die ganze Geschichte in Fahrt.

Bis zum 21. März, dem Tag der Entscheidung zwischen Hamburg und Berlin, ist ja noch Zeit, zwei Monate genau. Wird schon reichen, so lautet das Kalkül der Macher, die Bevölkerung für die olympische Idee in Gestalt von Spielen vor der eigenen Haustür zu begeistern. Nur einen Bewohner erreichten Böhning und die übrigen Olympia-Botschafter in diesem Moment sicher nicht. Hinter ihnen hing ein Betrunkener ziemlich belämmert über die Brückenbrüstung.   

Air Berlin unterstützt Kampagne: "Wir heißen nicht Air Hamburg"

Unterdessen gab Air Berlin bekannt, die Berliner Olympia-Kampagne zu unterstützen zu wollen. Das bestätigte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Freitag auf Anfrage. In welcher Form genau, wolle man innerhalb der nächsten zwei Wochen klären. Es müssten noch Termine und ein paar technische Details geklärt werden, sagte Air-Berlin-Sprecher Aage Dünhaupt dem Tagesspiegel.

Zum 1. Februar übernimmt der Touristik-Manager Stefan Pichler den Chefposten von Wolfgang Prock-Schauer bei der Airline, die etwa ein Drittel des Flugaufkommens in der Hauptstadt bewältigt und damit vor Lufthansa/Germanwings die Nummer eins am Standort ist. 

"Sie können in jedem Fall davon ausgehen, dass wir das Thema auch über alle uns zur Verfügung stehenden Medien, etwa das Bordmagazin, unterstützen werden", sagte Dünhaupt. Auf die Frage, ob man bei Air Berlin fürchte, durch ein Bekenntnis zu Berlin, Sympathien in Hamburg zu verlieren? "Das hoffe ich nicht. Wir heißen nun einmal 'Air Berlin' und nicht 'Air Hamburg'", sagt der Sprecher.

Auch Rostock ist am Start. Hier jubeln die Kinder schon mal vor ihren Jollen am Ostseeufer.
Auch Rostock ist am Start. Hier jubeln die Kinder schon mal vor ihren Jollen am Ostseeufer.
© dpa

Weitere Infos zu Berlins Olympiabewerbung finden Sie auf unserer Themenseite. Und dass es gar nicht nur um Berlin geht, sehen Sie hier: "Berlins Olympia-Plan reicht von Rostock bis Wolfsburg."

Auch in der Arena am Ostbahnhof soll Olympia statfinden. Die Halle trägt nun einen neuen Namen. Mehr lesen Sie unter diesem Link.

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