Berlins Regierender Bürgermeister Müller: „Wir kämpfen um jede einzelne Impfung“
Aus Sicht des Regierenden Bürgermeisters darf Berlin beim Impftempo nicht nachlassen, im Gegenteil. Weiterhin gefragt seien kreative Impfangebote.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hat das aktuell langsame Tempo beim Impfen beklagt. „Inzwischen ist es mit dem Impffortschritt sehr zäh geworden. Wir kämpfen um jede einzelne Impfung, obwohl wir ausreichend Impfstoff und eine gute Infrastruktur haben“, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur.
„Wir müssen daher mit kreativen Impfangeboten wie mit der Clubnacht, dem Impfen auf Parkplätzen, in der S-Bahn oder im Alexa weitermachen.“ Das bringe durchaus etwas, sagte der SPD-Politiker. „Wir haben mit diesen Angeboten rund 50.000 zusätzliche Impfungen in den letzten Wochen ermöglichen können.“
Müller forderte weitere Anstrengungen im Bemühen, die Berlinerinnen und Berliner für das Impfen zu motivieren: „Mit der Aufklärungsarbeit werden wir nicht aufhören - ob das über die Stadtteilzentren, über die Communitys oder über die Glaubensgemeinschaften passiert, da gibt es noch genug Möglichkeiten, die wir nutzen werden“, sagte er. „Es ist aber erstaunlich, dass es nach dieser langen Pandemiephase immer noch so schwer ist, die Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig diese Impfung ist.“
Müller sagte, er sei vorsichtig mit Prognosen, ob und wann eine Herdenimmunität möglich sei. „Doch ich bin sehr optimistisch, dass wir auch ohne Herdenimmunität keinen Lockdown mehr benötigen, weil wir andere Maßnahmen haben, um das zu verhindern.“
Für Ungeimpfte könne das aber bedeuten, dass sie mehr Einschränkungen akzeptieren - oder eben einen Test beim Besuch von Veranstaltungen vorlegen müssten. „Ab dem 11. Oktober werden diese Tests kostenpflichtig. Das kann man umgehen, indem man sich impfen lässt“, erklärte der Regierende Bürgermeister. „Wir beginnen langsam mit den dritten Impfungen für die Ältesten und wir werden sicherlich auch viele Studierende haben, die sich mit der Vorbereitung des Wintersemesters mit dem Impfen noch mal auseinandersetzen.“
Gemeinsamer Brief mit Drosten an Arbeitgeber in der Stadt
Müller betonte, es bleibe auch wichtig, dass die Arbeitgeber entsprechende Angebote machten. Er habe mit dem Virologen Christian Drosten einen gemeinsamen Brief „an die wichtigsten Arbeitgeber und Multiplikatoren der Stadt geschrieben und sie gebeten, Impfangebote in den Betrieben und Institutionen weiter flexibel zu ermöglichen“. Da gebe es sicherlich auch noch Potenzial.
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In Berlin ist die Sieben-Tage-Inzidenz erneut gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag 83,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Am Donnerstag lag der Wert bei 83,2, am Mittwoch bei 80,5. 533 Neuinfektionen sowie zwei weitere Todesfälle kamen nach Angaben der RKI hinzu.
Nach einem Senatsbeschluss am Dienstag wurde im Lagebericht der Berliner Gesundheitsverwaltung die sogenannte Hospitalisierungs-Inzidenz als neuer Pandemie-Indikator eingeführt. Sie lag am Freitag bei einem Wert von 1,7 (Donnerstag: 1,3). Der neue Wert gibt an, Krankenhaus-Einweisungen pro 100.000 Einwohner es innerhalb einer Woche im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gab. Der Anteil der für Covid-Patienten benötigten Plätze auf Intensivstationen lag wie auch am Vortag bei 5,4 Prozent.
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In stationärer Behandlung befanden sich in Berlin (Stand: Donnerstagmittag) laut Lagebericht 185 Covid-Patienten, davon wurden 57 Menschen intensivmedizinisch versorgt, davon 38 mit Beatmung und 14 mit ECMO-Versorgung.
In Berlin haben am Mittwoch die Drittimpfungen begonnen. In der Hauptstadt haben bereits mehr als 60 Prozent der Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz. Die Gesamtzahl der Impfungen liegt bei rund 4,5 Millionen. (dpa/Tsp)