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In den Abwasserpumpwerken können Feuchttücher so verklumpen, dass sie Pumpen blockieren.
© BWB

Toilettenpapier-Ersatz verstopft Kanalisation: Wie Wasserbetriebe und BSR durch die Krise kommen

Kanalisation und Müllabfuhr müssen in Krisenzeiten erst recht funktionieren. Wasserbetriebe und Stadtreinigung haben spezielle Probleme.

Statistisch müsste inzwischen jeder Berliner mindestens eine Großpackung Toilettenpapier besitzen. Sollte es allerdings so sein, dass beispielsweise jeder Zweite zwei Packungen hat und die anderen sich mit Alternativen behelfen müssen, drohen bald unappetitliche Probleme.

Durchschnittlich sechs Mal am Tag müssten Entstörungsteams ausrücken, um teils meterlange „Verzopfungen“ von Tüchern zu beseitigen, die die keineswegs filigranen Pumpen in Abwasserpumpwerken blockieren, berichtet Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB). „Das ist ebenso anstrengend wie eklig.“

Feuchtes Toilettenpapier blockiert Abwasserpumpen

Die Zahl dieser Einsätze liege bisher auf dem üblichen Niveau. „Alles, was sich nass gut auflöst, ist unproblematisch“, sagt Natz. Also Toilettenpapier, notfalls auch Zeitungen und mit Einschränkungen auch Taschentücher. Für Letztere gilt allerdings, dass Billigware leichter zerfällt als Markenprodukte. Problematisch seien dagegen alle anderen Arten von Tüchern, also auch feuchtes Toiletten- oder Hygienepapier mit seinem stabilen Gewebe.

Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) setzen die Straßenreinigung vorerst fort.
Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) setzen die Straßenreinigung vorerst fort.
© Lars von Törne

Ebenso lebenswichtig wie eine funktionierende Kanalisation ist die regelmäßige Müllabfuhr. Laut BSR-Sprecherin Sabine Thümler gilt im Unternehmen ein Krisenplan. Dazu gehören zeitliche Streckungen – die Müllabfuhr startet bereits um 5.30 Uhr – und interne Umorganisation, damit sich möglichst wenige Kollegen begegnen.

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Auch die Abholtouren würden mit möglichst konstanten Teams organisiert. Die oft vier bis sechs Wochen im Voraus gebuchten Sperrmüllabholungen würden abgearbeitet, aber keine neuen Termine vergeben. Die Abholer hätten neben den dicken Arbeitshandschuhen Desinfektionstücher dabei.

Recyclinghöfe nur für dringende Fälle

Für die Recyclinghöfe wurden die Öffnungszeiten auf dienstags bis sonnabends 8 bis 14 Uhr beschränkt; Ausnahme ist die Anlage in der Gradestraße, die montags bis samstags von 7 bis 14 Uhr geöffnet hat. Generell gilt, dass Kunden nur in dringenden Fällen vorbeikommen.

Ähnlich wie die BVG disponiert auch die BSR so, dass sie bei fortschreitender Ausbreitung des Virus möglichst lange durchhält. Dafür wurde laut Thümler viel umorganisiert – bis hin zur Hauptuntersuchung Hunderter Lkw, die neue Tüv-Plaketten brauchen.

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