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Zwei Jahre Leerfahrten. Seit 2012 rollen Züge durch den Tunnel in den unterirdischen BER-Bahnhof, damit kein Schimmel ansetzt – die Tour dürfen die Lokführer bis 2014 Tag für Tag fortsetzen.
© REUTERS

Die Einzelkämpfer haben es schwer: Wie die Wirtschaft auf das BER-Desaster reagiert

Die Wirtschaft freut sich auf den Flughafen und auf all die Einnahmen – erst einmal aber müssen die Unternehmen in Vorkasse gehen.

Die Verschiebung der Flughafen-Eröffnung ist für die Stadt peinlich und teuer – in der Wirtschaft regen sich trotzdem nur wenige darüber auf. Und dennoch bedeutet die verspätete Eröffnung massive Schäden für viele Firmen. Besonders für Einzelhändler und Gastronomiebetreiber, die zwar viel investiert haben, aber im Gegenzug nichts einnehmen. „Vor allem die Einzelkämpfer haben es richtig schwer“, sagte Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg. Ihm sei aber noch kein Unternehmen bekannt, das wegen der Terminverschiebung habe aufgeben müssen.

Noch immer interessierten sich Betreiber für die Flächen am BER, die aber längst vergeben sind. „Die Nachfrage ist da, denn sicher ist, dass der Flughafen eine Erfolgsgeschichte wird – wenn er denn in Betrieb geht.“ Der Verband biete weiterhin an, betroffenen Firmen zu helfen und etwa Beschäftigte, die am BER arbeiten sollten, vorübergehend bei anderen Firmen unterzubringen. In mehreren Fällen prüfen beauftragte Anwälte, ob sie die Flughafengesellschaft auf Schadenersatz verklagen. Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg sprachen von einem „Imageschaden“ und einem „Vertrauensverlust für den Standort“.

Die Lufthansa wollte sich zu möglichen Schäden noch nicht äußern. Fakt ist aber, dass der Konzern eine Wartungshalle auf dem neuen Flughafen gebaut hat, die nun brachliegt und nichts einbringt. Auch Air Berlin hielt sich zurück. Die Verschiebung bedeute „für alle Fluggäste eine anhaltend unbefriedigende Situation“. Air Berlin hatte den BER schon längst zu einem Drehkreuz für internationale Strecken ausbauen wollen und führt seine anhaltenden Probleme auch auf die immer neuen Verschiebungen zurück.

Die Bahn hätte bis zum Oktobertermin Einbußen und Schäden von 48 Millionen Euro gehabt, sagte ein Sprecher des Konzerns. Nun werden es mehr. „Erst wenn eine Gesamtsumme feststeht, werden wir über weitere Schritte entscheiden.“ So haben es Manager und Kontrolleure kürzlich auch im Aufsichtsrat besprochen. Zum einen muss die Bahn auf Fahrgeldeinnahmen verzichten – Berlin und Brandenburg hatten zusätzliche Züge für den Flughafenverkehr bestellt, die nun aber keinen Umsatz erwirtschaften. Teuer ist zudem die Bewachung der Infrastruktur, etwa wegen der bei Dieben beliebten Drähte und Leitungen. Überdies muss die Bahn zweimal pro Tag Züge durch den neuen Tunnel fahren lassen, damit keine Feuchtigkeitsschäden entstehen.

Für die BVG spielt die Verschiebung kaum eine Rolle. „Wir müssen nur rechtzeitig vor der Eröffnung Bescheid wissen, damit wir die Fahrpläne anpassen können“, sagte Sprecherin Petra Reetz. Fahrzeuge oder Ähnliches muss die BVG nicht anschaffen – sie wird sogar weniger Verbindungen zum neuen Flughafen als nach Tegel anbieten.

Video-Umfrage zum BER-Desaster:

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