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Das Kunstwerk "Geisha" des Künstlers Findac war in der Langen Nacht der Museen im Production Office des Urban Nation zu sehen.
© Gregor Fischer/ dpa

Museen in Berlin: Wie die Lange Nacht der Museen international Schule machte

Seit 20 Jahren gibt es die Lange Nacht der Museen – ein Marketing-Coup, der vielfach exportiert wurde.

Der größte Coup im Museums-Marketing gelang zweifellos dem Museum of Natural History in New York im Jahr 2006: Neandertaler, Indianer, alte Römer, Saurierskelette – tagsüber verstaubten sie noch in den Sälen, nachts werden sie aktiv, durchstreifen die Umgebung, treiben allerlei Unfug, von den Medien nicht unbemerkt, nach deren Berichten das Haus sich vor Publikum kaum zu retten weiß. Schade, dass dies in Berlin nicht funktioniert.

In New York freilich auch nur im Kino, in „Nachts im Museum“, mit Ben Stiller als ziemlich überforderter, dann aber doch erfolgreicher Nachtwächter. Ähnliche Abenteuer erlebt er im Smithsonian-Komplex in Washington, danach im British Museum in London, das von den Berliner Häusern doch gar nicht mehr so weit entfernt ist, was eine Fortsetzung der Serie nahelegt. „Nachts im Museum: Das Wunder der Nofretete“ – es wäre der definitive Kick für die Berliner Museumslandschaft, und auch die hiesige Filmwirtschaft profitierte davon.

Höhepunkt der Marketingkampagne

Nun, schöne Träume, aber man muss bescheiden sein. Und ohnehin: Solch eine lange Nacht der Museen, wie sie in Berlin fast ein Jahrzehnt vor „Nachts im Museum“ erfunden wurde, ist ja auch nicht ohne, wenngleich die Anfänge, verglichen mit heute, überaus bescheiden waren.

Ein Besucher versucht sich im Deutschen Spionagemuseum am Laser-Hindernisparcours.
Ein Besucher versucht sich im Deutschen Spionagemuseum am Laser-Hindernisparcours.
© Fischer/dpa

„Musehnsucht!“ – noch solch ein Reklamegag, auf ein einziges Wort reduziert – machte den Anfang, in dessen Rahmen die Lange Nacht geboren wurde. So hieß eine Reihe von Veranstaltungen Anfang 1997, mit der die 1994 gegründete Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing – damals hieß sie noch „Partner für Berlin“ – die Einheimischen wie ihre Gäste verstärkt in die Museen der Stadt locken wollte. Als Höhepunkt nun hatte man sich eine Veranstaltung mit ungewöhnlichen Öffnungszeiten ausgedacht, eben die Lange Nacht der Museen, mit 18 Häusern erstmals gefeiert am 15. Februar 1997, darunter das Museum für Naturkunde, das Deutsche Historische Museum, die Berlinische Galerie, der Gropius-Bau wie auch das Schloss Charlottenburg.

Die Nacht wird Exportschlager

Die Aktion wurde sofort ein Erfolg. Über 30.000 Besucher sollen es gewesen sein. Die Reaktionen reichten von „Wir sind zum ersten Mal hier, wir wussten nicht, dass es hier so toll ist“ (eine Besucherin im Musikinstrumentenmuseum) bis zu „Mit so einem Andrang haben wir nicht gerechnet, es waren den ganzen Abend über wohl zehntausend Besucher, und die gehen alle so dicht an die Bilder ran“ (ein Museumswächter im DHM). Der Marketing-Hit machte die Runde in internationalen Museumshäusern – heute gibt es die Langen Nächte in mehr als 120 Städten weltweit, in Argentinien etwa oder in Paris mit der „Nuit blanche“. Und auch inhaltlich gibt es heute Varianten – die Lange Nacht der Wissenschaften hat viele Fans, die Lange Nacht der Religionen gibt es in Berlin nun auch schon seit fünf Jahren.

An den Erfolg der Museumsnacht kommt aber nichts heran: Schon bei der zweiten Berliner Auflage im August 1997 beteiligten sich 27 Häuser, die Öffnungszeit war noch einmal um zwei Stunden ausgedehnt worden. Prompt der nächste Besucherrekord: 50.000 Erlebnishungrige. Und das, obwohl Nofretete ruhig hinter Glas im Ägyptischen Museum ausharrte, obwohl kein Saurierskelett, kein Großer Kurfürst auf Berlins Straßen Unfug trieb. Die waren ohnehin durch den Museumsrummel ziemlich verstopft.

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