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Wo sich fünf Straßen treffen: Als das Foto Ende der 1980er Jahre entstand, hieß die Station Eberswalder Straße noch U-Bahnhof Dimitroffstraße, benannt nach dem damaligen Namen der Danziger Straße.
© Imago/Rolf Zöllner

Roman "Pappelallee": Wie die DDR in Prenzlauer Berg unterging

Die Mauer steht noch, aber die DDR siecht ihrem Ende bereits entgegen. In dieser Zeit spielt der Roman "Pappelallee", in dem Prenzlauer Berg und seine Bewohner die Hauptrolle spielen.

Die Fassaden pockennarbig, die Bürgersteige krumm und schief, kaum Autos auf den Straßen: Wer heutzutage Vorwende- Fotos aus Prenzlauer Berg betrachtet, dem wird schlagartig noch mal bewusst, dass hier einst das nackte Grau herrschte. Bunt war die Künstlerszene oder – mit Abstrichen – die Auslage im „Kaufhaus Fix“ in der Schönhauser Allee. Durch diese graue Zeit wurschteln sich die Bewohner des Hauses Gethsemanestraße 5, die Andreas H. Apelt vorstellt. „Pappelallee“ heißt sein Buch, benannt nach der Straße, die unweit davon verläuft.

Allen voran lernt der Leser Hans Hülsmann kennen, der als Theaterhandwerker in der Volksbühne arbeitet, aber eigentlich Dichter ist. Seine Nachbarn sind, was ein bisschen konstruiert wirkt, ein Querschnitt der damaligen Bewohnerschaft Prenzlauer Bergs: vom strammen SED-Genossen über die angepassten Normalos bis zum Theologiestudenten und sogar jugendlichen Punk. Dieser Mix birgt Konfliktstoff in der dahinsiechenden DDR, die der Autor aus eigenem Erleben kennt. Seit 1977 wohnt der gebürtige Brandenburger in Prenzlauer Berg, was seinen Schilderungen anzumerken ist.

Hülsmann wird eines Tages „zur Klärung eines Sachverhalts“ zur Volkspolizei zitiert. Er muss seinen Personalausweis abgeben, was quasi nicht nur Reiseverbot im Mauerstaat DDR bedeutet, sondern auch, dass Hülsmann mit einem Bein im Gefängnis steht. Er rätselt anfangs zwar, wieso ihn die Staatsmacht auf dem Kieker hat – aber dem Leser schwant was. Denn Hülsmann verkehrt in der Dichter-Szene, die im „Wiener Café“ debattiert und säuft. Aber er trinkt auch gern sein Berliner Pilsner im „Luftikus“ in der Pappelallee 80, wo Müllkutscher und Bauarbeiter ihre Nische gefunden haben. In beiden Szenen brodelt es, was der Autor allerdings nicht gerade emotional oder mit bunten Formulierungen erzählt. Aber vielleicht soll man auch nicht übertreiben. Bekanntlich war Prenzlauer Berg früher ja ziemlich grau.

Andreas H. Apelt: Pappelallee. Mitteldeutscher Verlag, Halle. 304 Seiten, 17,95 Euro.

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