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Auch wenn es nicht so aussieht: Es gibt genug Tonnen im Park am Gleisdreieck. Aber sie sind ziemlich unpraktisch.
© Fatina Keilani

Beispiel Gleisdreieck: Wie der Müll die Berliner Parks verschandelt

Der Frühling ist da, alle treibt es hinaus in die Parks - und da ist es wieder: das Müllproblem. Im Park am Gleisdreieck türmte sich am Sonntag der Abfall neben den Mülltonnen. Wie sieht es in Ihrer Nachbarschaft aus?

Aah, Frühling. Die ersten sind am Wochenende in den Schlachtensee gehüpft, andere schleppten Sonnencremetuben aus der Drogerie, und von überallher durchziehen Grillwölkchen die Stadt. Überhaupt: Den Frühling riecht man, wobei nicht nur der Blütenduft und der würzige Geruch, der aus der Erde aufsteigt, den Geruchsnerv treffen, sondern punktuell auch – Gestank.

Die Biotonnen in grünen Gegenden quellen direkt nach Leerung schon wieder über vom Grünschnitt, denn jeder Hobbygärtner macht sich jetzt daran, den Garten für die Draußensaison flottzumachen. Wer keinen Garten hat, strömt in die Parks, ein provisorisches Picknick in Plastiktüten im Gepäck, lässt sich auf den Wiesen nieder, und nimmt im Idealfall seinen Müll wieder mit, aber dieser Idealfall ist in Berlin bekanntlich selten.

Im Park am Gleisdreieck vergnügten sich am Wochenende viele Menschen, und man kann sagen: Sie waren guten Willens. Sie brachten ihren Müll zu den zahlreichen Mülleimern, doch dort passte er anscheinend nicht durch die Öffnung, und so sammelten sich am Fuße der Mülltonnen teils sehr große Haufen von gefüllten Plastiktüten. Festzuhalten ist: Die Menschen haben es probiert, es sind auch genug Tonnen da. Der Haken: Diese Tonnen sind unpraktisch geformt.

"Das schaffen wir niemals in vier Stunden!"

Am Sonntagmorgen wurde aufgeräumt. Oben starrten die Fahrgäste aus der U2 irritiert auf all die Müllberge da unten im Park am Gleisdreieck. Unten sammelten zwei Müllmänner tapfer mit ihren Besenwagen die Abfälle ein. „So viel Müll, das glaubt man nicht“, sagte der eine, „mit den vier Stunden, für die wir bezahlt werden, können wir niemals auskommen“. Massenhaft blaue Säcke hätten sie schon an den Rand des Geländes geschafft – „da hinten, sehen Sie?“ – und dort würden die Säcke dann von einem Lieferwagen abgeholt. Sie seien noch lange nicht fertig, die Tonnen schnell voll. Auf den Besenwagen steht „Wisag“. Das könnte bedeuten, dass der Bezirk einen Dienstleister beauftragt hat, um flexibel auf das schöne Wetter und seine mülltechnischen Folgen zu reagieren.

Da war es noch halbwegs sauber. Der Gleisdreieckpark war am Sonnabend gut besucht.
Da war es noch halbwegs sauber. Der Gleisdreieckpark war am Sonnabend gut besucht.
© Felix Hackenbruch

Anruf beim CDU-Politiker Danny Freymark. Seine Fraktion hat vom Senat ein Müllkonzept für die Stadt gefordert. „Wussten Sie, dass es 23.000 Papierkörbe in der Stadt gibt?“, fragte Freymark. Darin landeten abertausende Kaffeebecher jeden Tag. „Und alles wird verbrannt“, sagt Freymark. Da helfe es auch nicht, dass die Becher als recycelbar gälten. Freymark ist für Unterflurbehälter, am besten mit eingebauter Presse. Das heißt, zu sehen ist ein ganz normaler Mülleimer, aber der Müll landet in einem Container unter der Erde, der drei Meter tief ist und so viel schluckt wie fünf große Hausmülltonnen. Diese Behälter sind laut Freymark zehnmal teurer, dafür müssen sie seltener geleert werden.

Der Müll beschäftigt nicht nur die Opposition, auch den Senat. 2400 Tonnen Coffee-to-go-Becher fallen jährlich hier an, das soll sich jetzt ändern. Denn leider sind die Deutschen auch im Erzeugen von Müll Weltmeister: 219,5 Kilogramm Verpackungen schmeißt jeder von uns jährlich weg. Und wer an diesem Sonntagmorgen mit der U2 durch Berlin rollte, wusste auch, wo ein Teil landet: da unten im Park am Gleisdreieck.

Und was haben Sie erlebt? Wir freuen uns über Ihre Kommentare!

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