Bauen in der Hauptstadt: Wie Berlin Chancen beim Bauland-Kauf verpasst
Der Bund verkauft ein 5,4 Hektar großes Areal an der Landsberger Allee für 15 Millionen Euro an eine private Firma. Das Land hatte verzichtet.
Baulandverkäufe des Bundes zum Höchstpreis gibt es – allen Streitigkeiten zum Trotz – immer noch und sogar in zentralen Lagen von Berlin: Nicht mal der Finanzausschuss des Bundesrates hatte am Freitag noch Vorbehalte gegen die Versteigerung zum Höchstpreis des 5,4 Hektar großen Areals an der Landsberger Allee. Sogar die Linken stimmten dem Geschäft mit der Firma „Smart Area“ zu: Die zahlt 15 Millionen Euro für die Gewerbefläche, auf der teils noch denkmalgeschützte Altbauten stehen.
Damit ist der Streit um die Brache beendet. Hierbei kann Berlin die Schuld für die verpasste Chance, an günstiges Bauland zu kommen, nicht dem Bund und deren Verkaufsanstalt für Grundstücke Bima anlasten. Denn die Bima hatte das Bauland in Marzahn-Hellersdorf zunächst dem Land zum Kauf angeboten.
Das verzichtete aber, weil die Howoge vom Bezirk keine Genehmigung für den Wohnungsbau erhalten hätte. Dass es in der Stadt auch an günstigen Ateliers, Gewerberäumen sowie Flächen für Kitas und Schulen fehlt, zog keiner der Beteiligten in Betracht – und so griff die private Firma zu.
"Das Land braucht nicht nur Wohnungen, sondern auch Gewerbeflächen"
Ein Fehler, finden im Nachhinein Politiker verschiedener Fraktionen – denn die Brache biete mit etwas Phantasie beste Entwicklungschancen. Anders ist kaum zu erklären, dass der Käufer das 15-fache des Verkehrswertes zahlt, wobei der Aufschlag auch eine Folge des verschärften Baulandmangels ist.
Das Areal diente einer früheren Forschungseinrichtung als „Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik“. Aber es ist keine einfache Brache: Altbauten, teils unter Denkmalsschutz, stehen dort noch. Auch die Bäume sind laut Bima „zum Teil erhaltenswert“.
Die Verantwortlichen im Bezirk finden es falsch, dass das Land nicht zugegriffen hatte. „Das Land braucht nicht nur Wohnungen, sondern auch Gewerbeflächen“, sagt Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke). Der Bezirk arbeite seit Jahren an der Erschließung des Gebietes und habe dafür öffentliche Gelder zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur (GRW) von Bund und EU bekommen.
„Ich bedauere, dass das Land Berlin nicht die Gelegenheit genutzt hat“, sagt Pohle. Alles wäre dann einfacher gewesen: Den Flächennutzungsplan zu entwickeln und die Bebauung voranzutreiben. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) sagte auf Anfrage: „Künftig sollen Bima-Flächen generell und prioritär den Ländern und Kommunen angeboten werden“, sofern der Bund sie nicht selbst benötige. „Darauf werde ich in Gesprächen mit dem Bund hinwirken.“