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Die historische Brommybrücke.
© Wikipedia/Hermann Rueckwaldt

Millionen für die Mediaspree: Wer soll die Brommybrücke eigentlich nutzen?

1860 rumpelten noch Kohlezüge über die Brommybrücke an der heutigen Mediaspree. 1870 nutzten sie eigentlich nur noch Fußgänger und 1945 sprengten die Nazis sie in die Luft. Der Wiederaufbau der Brücke ist geplant - doch wem soll das nutzen?

Der Namensgeber
Brommy brauchte keine Brücken: Fregattenkommandeur Karl Rudolf Bromme, so sein ursprünglicher Name, baute ab 1848 die Marine des Deutschen Reichs auf: von neun Kriegsschiffen und 27 Kanonenbooten weiß die Chronik „Luise Berlin“. Nach wenigen Jahren sei die Flotte versteigert worden und Brommy in österreichische Dienste gewechselt.

Die Spreequerung
Als der Admiral 1860 mit 55 Jahren starb, existierte am Ort der heutigen Mediaspree bereits eine eingleisige Eisenbahnbrücke, auf der Kohlezüge vom Frankfurter Bahnhof (Ostbahnhof) in die Luisenstadt (Kreuzberg) rumpelten. Nach 1870 wurde die auch für Fußgänger bestimmte Brücke nur noch von wenigen Zügen befahren. Den Schiffern war sie trotz eines drehbaren Segments im Wege, und für den wachsenden Straßenverkehr taugte sie nicht. Nach der Jahrhundertwende wurde ein Neubau geplant, den der Kaiser kurz vor Baubeginn 1907 per Erlass nach Admiral Brommy benannte. Ende 1909 wurde der Neubau freigegeben – und tat seinen Dienst, bis die Nazis ihn in den letzten Kriegswochen 1945 sprengten, um die Rote Armee aufzuhalten. Zurück blieben die Reste, die – mit Ausnahme der imposanten Pfeilerruine nahe dem Westufer der Spree – ab 1950 abgeräumt wurden.

Die Nachbarbrücke
Durch den Bau der Mauer verschwand mit der östlichen Zufahrt auch das verbliebene Stück Brommystraße auf der DDR-Seite. Das 100 Meter entfernt liegende Kreuzberger Pendant existierte zwischen Gewerbeflächen und Backsteinmauern als Sackgasse am Ende der kleinen Kreuzberger Wohlfühlwelt. Bald nach der Wende wurde der Wiederaufbau der Brücke geplant, um die mit fast 1,4 Kilometer vor allem für Fußgänger und Radfahrer sehr große Lücke zwischen Schilling- und Oberbaumbrücke zu schließen. In einem Senatskonzept von 2007 steht sie als „wichtigste Maßnahme“ zur besseren Verbindung von Friedrichshain und Kreuzberg.

Das Bürgerbegehren

Erst auf Druck aus dem Bezirk und unter dem Eindruck des erfolgreichen Bürgerbegehrens „Mediaspree versenken“ 2008 änderte der Senat sein Vorhaben, den Neubau nur als Straßenbrücke finanzieren zu wollen. Die Kritik der Straßengegner speiste sich auch aus einem Gutachten, das eine Verfünffachung des Autoverkehrs im Gebiet um die Brücke prophezeite, für die es schon erste Entwürfe gab.

Die Nutzer
Nun ist ein Steg für Fußgänger und Radfahrer vorgesehen; nur die Vorplanung hat nach Auskunft der Stadtentwicklungsverwaltung begonnen. Die Kosten werden auf vier Millionen Euro geschätzt, ein Termin für den Baubeginn ist noch nicht in Sicht. Dass die Brücke auch touristischen Wert haben dürfte, zeigt der reizvolle Blick vom „Brommybalkon“, der vor Jahren auf der Kreuzberger Brückenrampe angelegt wurde.

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