Türkischer Konsulatsunterricht: Wer Erdogans Lehrer nicht will, muss selbst liefern
Der Konsulatsunterricht aus der Zeit der Gastarbeiter hat sich überholt. Doch die Politik hat sich nicht rechtzeitig um Alternativen gekümmert. Ein Kommentar.
Susanne Eisenmann, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, hat ihre Kollegen um ein „Stimmungsbild“ zum Konsulatsunterricht gebeten, wenn sie an diesem Donnerstag zusammentreffen. Vielleicht wäre das eine gute Gelegenheit, gemeinsam die Köpfe über den türkischen Lehrplan zu beugen, dem aktuell rund 40.000 Schüler in Deutschland ausgesetzt sind. Denn es ist keineswegs so, dass nur in Berlin die „Reinheit des Islam“ und der „Respekt vor der türkischen Flagge“ Themen des Curriculums sind. Offenbar ist diese Textarbeit wichtig, damit die Kultusminister in Stimmung kommen, ernsthaft nach Alternativen zu suchen.
Noch ist davon nicht viel zu spüren: Es gibt bundesweit kaum Studienangebote für das Lehramt Türkisch. Selbst Berlin, das sich an der Spitze der kritischen Bewegung wähnt, hat es nicht einmal für nötig gehalten, in die aktuellen Hochschulverträge die Ausbildung von Türkischlehrern hineinzuschreiben.
Dabei gab es - unabhängig von der aktuellen Entwicklungen in der Türkei - genug Zeit, über neue Wege nachzudenken, denn der Konsulatsunterricht, der ursprünglich gedacht war für rückkehrende Gastarbeiterkinder, hat sich seit rund 30 Jahren überlebt und nicht erst seit Erdogan. Diese Zeit haben etliche Bundesländer ungenutzt verstreichen lassen. Jetzt nur ein „Stimmungsbild“ auf die Agenda zu schreiben, bleibt eindeutig hinter dem zurück, was die Kultusminister zu leisten verpflichtet wären.
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