Interview mit Bushido: „Wenn ich überhaupt schieße, dann nur mit Wörtern“
Der Innensenator plädiert für Indizierung des umstrittenen Liedes, Wowereit stellt Strafantrag. Und der Rapper freut sich: Er bringt bald ein neues Buch raus – doch nun relativierte er seinen Liedtext in einem Interview.
Stress ohne Grund? Das sehen Klaus Wowereit, Frank Henkel und ein Dutzend weiterer Politiker anders. Selten hat ein Lied so viel Wirbel erzeugt wie das seit Tagen diskutierte Stück „Stress ohne Grund“ der Rapper Bushido und Shindy. Mittlerweile relativierte Bushido seine Hass-Tiraden in einem Interview mit N24: „Ich möchte klarstellen, dass es auf keinen Fall ein Aufruf zu Gewalt sein soll“, sagte er. „Wenn ich überhaupt schieße, dann nur mit Wörtern.“ Dabei räumte er ein: „Es ist natürlich provokant. Ich habe die Mittel genutzt, die mir als Rapper zur Verfügung stehen. Ich bin der Meinung, dass Menschen, die jeden Tag Rap hören, wissen, wie man damit umzugehen hat.“ Als Motiv führte er an, es sei auch eine „Retourkutsche“ gegen Leute wie Roth oder Tören, die ihn schon öfter beschimpft hätten.
Henkel: Der Song gehöre "schnellstens auf den Index"
Der Song gehöre „schnellstens auf den Index“, sagte Innensenator Henkel (CDU). Bushido bettle mit seinem „menschenverachtenden Machwerk“ um Aufmerksamkeit. „Diese verbale Gewaltorgie muss sich niemand bieten lassen.“ Der Regierende Bürgermeister stellte am Montag, wie angekündigt, Strafantrag. Das bestätigten Senatskanzlei und Staatsanwaltschaft – sagten jedoch nicht dazu, ob Wowereit (SPD) etwa wegen möglicher Beleidigung gegen das Lied vorgeht. Die Staatsanwaltschaft prüfte ohnehin unabhängig davon schon, ob der Text einen Straftatbestand erfülle. Man ermittle gegen beide Musiker, hieß es. Und auch die Grünen wollen allgemein prüfen lassen, ob Passagen des Liedes strafbare Äußerungen enthielten.
Bushido-Song: Womöglich handelt es sich um Volksverhetzung
Womöglich, sagen Kenner, handele es sich um Volksverhetzung. Bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien liegen mehrere Anträge auf Indizierung des Stückes vor. Von Bushido stehen bereits mehrere Songs auf dem Index. Üblicherweise wird der Plattenfirma eine mehrtägige Frist zur Stellungnahme eingeräumt, ehe ein Titel auf dem Index landet und dann nicht mehr verkauft werden darf. Die Internetplattform Youtube hatte das Video schon am Wochenende gelöscht, auf einigen Seiten im Netz ist es aber noch zu sehen. Wie berichtet, werden in „Stress ohne Grund“ neben Wowereit auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören, der TV-Comedian Oliver Pocher und die Grünen-Chefin Claudia Roth namentlich angegriffen. Verfehlt haben die Schlagzeilen ihre Wirkung nicht.
Das neue Album des Rappers Shindy verkauft sich offenbar gut. In den Charts der Onlinemusikplattform iTunes belegte es am Montag Platz zwei. Rapper Shindy, der mit bürgerlichem Namen Michael Schindler heißt, tat seiner Freude darüber per Kurznachrichtendienst Twitter kund: „Ich wollte mich auf diesem Wege mal für die unfassbare Resonanz (...) bedanken! Es freut mich zu hören/lesen wie gut das Album ankommt!“ Ebenfalls per Twitter kündigte Bushido an, rechtliche Schritte gegen die „Bild“-Zeitung einleiten zu wollen. Auf Nachfragen antwortete der 34 Jahre alte Rapper nicht, über ihn wird auch so wieder mal viel geredet.
Bushidos zweites Buch kommt in wenigen Wochen
Erst im Mai hatten Fahnder die Räume des Musikers in Berlin und im Umland wegen des Verdachts einer Steuerstraftat durchsucht. Und vor wenigen Tagen wurde ein Bekannter des Musikers vom Spezialeinsatzkommando festgenommen. All das dürfte dem Rapper kaum schaden, im Gegenteil: Im Münchner Riva-Verlag erscheint in wenigen Wochen sein zweites Buch „Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht es nicht. Ohne euch auch nicht“. Das Werk wird unter Bushidos bürgerlichem Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi veröffentlicht. Am geplanten Erscheinungstermin, dem 11. September, will der Verlag trotz der neuen Schlagzeilen festhalten. Zur aktuellen Diskussion äußere man sich nicht. Auch der Burda-Verlag äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht. Das Unternehmen gibt die „Bunte“ heraus, die den Bambi verleiht. 2011 ging der Preis in der Kategorie „Integration“ an Bushido. Die „Bunte“-Chefredakteurin hatte in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ erklärt, die Verleihung des Bambis an Bushido sei gerechtfertigt, eine Aberkennung nicht nötig. Der Berliner habe sich in der Vergangenheit für Integrationsprojekte und gegen Gewalt eingesetzt. (mit dpa)
Hier finden Sie den Link zum Interview in voller Länge auf N24.