1900 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen: Weltkriegsbombe in Berlin-Mitte entschärft
Ein Bombenfund am Alex führte zu erheblichen Verkehrseinschränkungen am Dienstag. Erst nach Mitternacht konnte die Weltkriegsbombe entschärft werden.
Die am Dienstagvormittag im Zentrum Berlins gefundene Weltkriegsbombe ist kurz nach Mitternacht von Spezialisten der Polizei entschärft worden. Das teilte die Polizei über Twitter mit.
Der Sperrkreis wurde kurz darauf aufgehoben. Die Betroffenen sollten schnellstmöglich in ihre Wohnungen zurückkehren können.
Die 250 Kilogramm schwere Bombe sollte später abtransportiert werden.
Zuvor hatte die Polizei eine Sperrzone rund um den Fundort der Bombe nahe dem Alexanderplatz festgelegt. Alle Menschen mussten das Gebiet verlassen.
Darunter waren 1900 Bewohner von Wohnungen, Hotel- und Restaurantgäste, Angestellte in Büros und Verkäufer in Geschäften. Viele Menschen mussten sich in Notunterkünften aufhalten und konnten erst in der Nacht zurück in ihre Wohnungen.
Das Bezirksamt Mitte lud Betroffene, die nicht bei Verwandten oder Bekannten unterkommen konnten, ein ins Rathaus Mitte in der Karl-Marx-Allee 31 zu kommen. Die 120 Plätze der Notunterkunft waren gegen 22 Uhr komplett ausgelastet. Um mehr Menschen unterbringen zu können, wurden der BVV-Saal und weitere Sitzungsräume freigeräumt.
Laut Polizei hatte der innere Sperrkreis einen Radius von 300 Metern um den Fundort. Im äußeren Sperrkreis mit einem Radius von 500 Metern waren Anwohner angehalten, die Wohnungen nicht zu verlassen und Fenster geschlossen zu halten. In der Sperrzone befanden sich unter anderem das Rote Rathaus, der Fernsehturm und Teile des historischen Nikolaiviertels. Auch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport sowie Hotels und einige Wohnhäuser waren betroffen.
Die Karl-Liebknecht-Straße wurde zeitweise für den Autoverkehr in Richtung Prenzlauer Berg gesperrt. Die Verkehrsinformationszentrale meldete lange Staus in der Innenstadt im Bereich Leipziger Straße, Unter den Linden und Brückenstraße. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel waren nur eingeschränkt nutzbar.
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Am Nachmittag wurden nach Angaben einer dpa-Reportin bereits keine Besucher mehr auf den Fernsehturm gelassen. „Der Berliner Fernsehturm ist heute bis auf Weiteres geschlossen, da laut Angaben der Polizei Berlin im Stadtteil Mitte eine Weltkriegsbombe gefunden wurde“, hieß es auf der Facebookseite des Turms. Auch eine Veranstaltung mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Berlins Ehrenbürgerin Margot Friedlänger im Roten Rathaus musste wegen der Entschärfung abgesagt werden.
Gefunden wurde die Bombe nach Polizeiangaben gegen 11.30 Uhr auf einer Baustelle an der Grunerstraße/Jüdenstraße. Nach ersten Erkenntnissen sei es eine deutsche Fliegerbombe mit einem mechanischem russischen Zünder, die von einem der damaligen Kriegsgegner erbeutet und wiederverwendet wurde.
Erst am Mittag wurde binnen 25 Minuten eine Weltkriegsbombe in Köln entschärft, für die Mitarbeiter des Fernsehsenders RTL ihr Sendezentrum vorübergehend räumen mussten. Um den Sendeablauf so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, sei noch eine Notbesetzung von RTL und ntv im Gebäude im Einsatz gewesen. 10.000 weitere Beschäftigte, die ebenfalls in der Umgebung arbeiten, mussten ihre Büros vorübergehend verlassen.
Im Sommer 2019 war nahe dem Alexanderplatz in Mitte eine 100 Kilo schwere Fliegerbombe unschädlich gemacht worden. Sie war bei Bauarbeiten auf einem Grundstück neben dem Kaufhaus Alexa aufgetaucht. Der Fernsehturm lag damals eigentlich außerhalb des Sperrkreises, seine Kugel in 200 Metern Höhe wurde jedoch hinzugenommen. Splitter könnten bei einer Detonation der Bombe bis dorthin fliegen, hieß es zur Erklärung. In der Kugel befindet sich unter anderem ein Restaurant.
Die letzte Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg in Berlin fand im November in Hellersdorf statt. Tausende Menschen mussten dafür aus ihren Wohnungen evakuiert werden. (mit dpa)
Anima Müller