Berlin: Weltkonzern zieht in alte Reichsbahn-Zentrale
Kanadisches Verkehrsunternehmen Bombardier arbeitet ab nächstem Jahr mit 350 Mitarbeitern in der Nähe des Potsdamer Platzes
Berlin wird Sitz einer weiteren großen Konzernzentrale: Der kanadische Bombardier-Konzern steuert seine weltweiten Geschäfte im Bahnbereich bald aus einem Hauptsitz in Kreuzberg. Im April 2006 sollen 350 Manager und Verwaltungsmitarbeiter der Tochterfirma Bombardier Transportation ihre Büros im Altbau der einstigen „Königlichen Eisenbahn-Direktion“ am Schöneberger Ufer nahe des Potsdamer Platzes beziehen. Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) sprach von einem Beweis dafür, dass Berlin in der Verkehrstechnologie „international hoch wettbewerbsfähig“ sei.
Für Bombardiers Entscheidung gab es laut Firmensprecher Ulrich Bieger eine Reihe von Gründen. Berlin habe eine „exzellente Lage für den großen Markt Europa“, wo Bombardier Transportation drei Viertel seines weltweiten Umsatzes mache. Außerdem sei die „kosmopolitische Stadt“ gut geeignet für die aus vielen Nationen stammenden Mitarbeiter. Die Ansiedlung der Schienenverkehrs-Firma hatte in den vergangenen Jahren mit der Übernahme der Deutschen Waggonbau AG und der Firma Adtranz begonnen. Derzeit seien das Management und die Verwaltung noch auf vier Standorte in der Region verteilt, sagt Sprecher Bieger. „Künftig werden wir kürzere Wege haben.“ Die Nähe zum Bombardier-Werk in Hennigsdorf, die guten Verkehrsverbindungen und die Nachbarschaft zum Potsdamer Platz im Herzen Berlins seien weitere Argumente für den Standort.
Darüber hinaus ist der Chef von Bombardier Transportations, André Navalli, begeistert vom denkmalgeschützten Gebäude der Firmenzentrale. Durch seine vom Bahnverkehr geprägte Geschichte passe das Haus „ideal in die Kultur unseres Unternehmens“. Es repräsentiere – wie auch die Firma Bombardier – eine lange Tradition und Modernität zugleich.
Ursprünglich war der Bau 1895 für die königlich-preußische Eisenbahndirektion im Stil der Spätrenaissance erbaut worden. Später zogen unter anderem die Deutsche Reichsbahn, eine Poliklinik für Bahnangestellte und die Deutsche Bahn AG ein. In den 20er Jahren war das Gebäude auch Schauplatz eines spektakulären, aber gescheiterten Verbrechens: Die Berliner Einbrecher-Brüder Sass versuchten damals erfolglos, die Tresorräume der Bahnverwaltung aufzubrechen.
Inzwischen wurde das Haupthaus von der Immobilienfirma Vivico restauriert und mit moderner Büro- und Konferenztechnik ausgestattet. Bombardier wird das ganze Haus mieten und kann so 15 000 Quadratmeter Fläche nutzen. Mehrere Mieter müssen dafür ausziehen, darunter ein Berlinale-Büro und eine Anwaltskanzlei. Nach Angaben des Vermieters gab es deshalb aber keinen Streit: „Wir haben Einigungen mit den Mietern erzielt.“
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