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Seit 8. April fuhren keine Züge zwischen Schönhauser Allee und Greifswalder Straße.
© Jörn Hasselmann

Nahverkehr in Berlin: Welche Arbeiten bei S-Bahn, Tram und U-Bahn im Sommer anstehen

Mit dem Start der Sommerferien beginnen die Arbeiten bei S-, U- und Straßenbahn. Der Flughafen Schönefeld ist nur per Bus oder Regionalzug erreichbar.

„Manchmal kann man nichts machen, außer weiter“ – so hatte die BVG dieser Tage eine ihrer regelmäßigen Baustellenmeldungen überschrieben. Der Satz beschreibt wunderbar den Zustand der Netze von BVG und S-Bahn. Jahrelang wurde gespart, „das rächt sich heute durch viele Störungen und Ausfälle“, wie die Verkehrssenatorin festgestellt hatte. Also wird weiter gebaut, und zwar auch und vor allem in den in dieser Woche beginnenden Sommerferien. Ein Überblick:

S-Bahn

Ganz besonders trifft es Passagiere, die per S-Bahn zum Flughafen Schönefeld wollen. Die Strecke wird ausgerechnet am Mittwoch, dem letzten Schultag gesperrt, und zwar bis zum 5. Juli. Gerade an den verkehrsreichen Tagen zum Ferienbeginn ist "SXF" nicht zu erreichen. Im vergangenen Jahr war der erste Ferientag der verkehrsreichste Tag des Jahres mit mehr als 120.000 Passagieren, wie der Checkpoint des Tagesspiegels bereits berichtet hatte. „Eine unangenehme Nachricht“, nennt die S-Bahn das selbst. Alternativen gibt es nicht, Verschiebung unmöglich. In Schöneweide muss das neugebaute Stellwerk angeschlossen werden, dies ist eingetaktet in den Komplettumbau des jahrzehntelang vernachlässigten Bahnhofs Schöneweide.

Bis 5. Juli, 1.30 Uhr, müssen Flug-Urlauber entweder auf einem Ersatz(schnell-)Bus ausweichen oder auf Regionalzüge der Linien RB14 und RE7. Wer aus Neukölln oder der City West kommt, kann die gesperrte S-Bahn auch mit der U7 und dem Flughafenbus X7 umgehen. Gesperrt ist nicht nur die Strecke zum Airport, sondern auch nach Spindlersfeld und Grünau. Die Auswirkungen sind so erheblich, dass die S-Bahn eigens ein Erklärvideo auf Youtube veröffentlicht hat.

Auch sonst gibt es die meisten Baustellen in den Sommerferien bei der S-Bahn. Erneut wird der östliche Ring gesperrt, und zwar zwischen Ostkreuz und Storkower Straße. Im Frühjahr war der Ring bereits sechs Wochen zwischen Schönhauser Allee und Greifswalder Straße unterbrochen. Der Ostring gehört mit mehr als 100.000 Fahrgästen am Tag zu den am stärksten belasteteten Strecken.

Nach Angaben von Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek gibt es in diesem Jahr 6400 Baustellen. Für alle Fahrgäste hat die Bahn diese Weisheit parat: „Wenn wir heute nicht bauen, fährt morgen kein Zug.“ Für die U-Bahn hatte Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) die massiven Sperrungen in der nächsten Zeit mit ähnlichen Worten begründet: Die Einschränkungen seien notwendig, „damit die U-Bahn langfristig zuverlässig funktioniert“. Letztlich gilt dies für das gesamte Berliner Schienennetz, in das „in den vergangenen Jahren zu wenig investiert wurde. Immer noch gibt es bei S-Bahn und Fernbahn Abschnitte, in denen seit Kriegsende das zweite Gleis fehlt. Der Fahrgastverband Igeb ist nicht gegen Bauarbeiten, fordert nur vernünftigen Ersatzverkehr.

Weitere Baustellen (siehe Grafik) gibt es bei der S-Bahn in Karlshorst, zwischen Frohnau und Schönholz sowie zwischen Marienfelde und Priesterweg. Auf dieser Strecke wird es in den kommenden Jahren erhebliche Sperrungen geben, da parallel die Fernbahngleise der Dresdner Bahn wieder aufgebaut werden. So muss der S-Bahnhof Lichtenrade abgerissen und an anderer Stelle neu gebaut werden.

Straßenbahn

Die BVG hat bei der U-Bahn nur eine größere Sommerbaustelle. Die U5 ist noch bis 15. Juli zwischen Cottbusser Platz und Wuhletal gesperrt. Bei der Straßenbahn gibt es mehrere Baustellen. Eine der am stärksten befahrenen Abschnitte des Netzes muss zwischen 20. Juni und 8. Juli saniert werden, nämlich die Gleise am Hackeschen Markt und demAlex. Betroffen sind die Linien M1,M4,M5 und M6.

Weitere Baustellen gibt in Friedrichshain und Karlshorst. Bis zum 8. Juli werden die Gleise in der Warschauer Straße erneuert, die Linie M13 fährt nur bis Frankfurter Allee. Seit diesem Wochenende und noch bis 15. Juli ist die Petersburger Straße zwischen Landsberger Allee und Bersarinplatz für die Tram gesperrt. Noch bis 13. Juli wird an den Gleisen in der Treskowallee gebaut, hier fahren die Linien M17, 27 und 37.

Nach den Ferien geht es weiter

Am 5. August beginnt die Schule wieder. Wenig später beginnen harte Monate für fast 150000 S-Bahn-Kunden im Nordosten und Osten: Die Linie S75 nach Wartenberg wird vom 26. August bis 4. Oktober ab Springpfuhl für eine Sanierung der Gleise gesperrt. Vom 4. Oktober bis 11. November folgt dann eine Baustelle die es in dieser Dimension wohl selten gegeben hat: Alle drei Strecken östlich vom Nöldnerplatz werden gesperrt, nämlich die S5 bis Wuhletal, die S7 bis Ahrensfelde und die S75 bis Wartenberg. In dieser Zeit werden die Strecken an ein elektronisches Stellwerk angeschlossen.

Pro Werktag sind 64.000 Reisende auf der S5, 59.000 auf der S7 und 18.000 auf der S75 unterwegs. Wie der Ersatzverkehr aussehen wird, hat die S-Bahn noch nicht mitgeteilt. Viele erinnern sich mit Schrecken an eine kurzzeitige Baustelle Ende Februar, als viel zu wenig Busse als Ersatz eingesetzt waren.

U-Bahn

Bei der U-Bahn startet die nächste Großbaustelle im Herbst, vier Monate wird die U6 im Süden zwischen Alt-Tempelhof und Alt-Mariendorf gesperrt. Die BVG will in den kommenden vier Jahren wie berichtet 800 Millionen Euro in ihr U-Bahn-Netz investieren. 2020 steht eine einjährige Sperrung der Hochbahn in Kreuzberg an, und zwar zwischen Warschauer Straße und Kottbusser Tor. 2021 geht es dann in noch größerem Umfang weiter: Für fast zwei Jahre wird die U6 im Norden zwischen Tegel und Kurt-Schumacher-Platz gesperrt, da der Damm ins Rutschen gekommen ist.

Für eineinhalb Jahre wird erneut die U1 gesperrt, und zwar zwischen Kurfürstenstraße und Gleisdreieck. Dass die Brücke morsch ist, können Besucher des Gleisdreieckparks schon seit Monaten sehen. Die Spielplätze unter der Brücke sind mit Bauzäunen versperrt, da so genannter Spaltrost die Nieten der Brücke regelrecht heraussprengt. Kein Kind soll von einem Stahlbolzen getroffen werden, deshalb diese Vorsicht.

Während der Brückensanierung wird es keinen Schienenersatzverkehr geben, heißt es bei der BVG. Genau das hatte im Winter zu heftigem Krach zwischen dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Verkehrssenatorin Günther geführt. Wie berichtet, musste sie in der Senatssitzung dem Regierenden berichten, von der gleichzeitigen Sperrung der U2 und der U3 erst durch den Artikel im Tagesspiegel erfahren zu haben. Ein erboster Müller hatte dann Ersatzbusse gefordert – vergeblich.

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